Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
Er zog an dem Glockenstrang vor dem Tor.
    Ein junger Mönch mit frischem Gesicht öffnete ihnen. Erstaunt blickte er auf das seltsame Trio, das da draußen im Lichtkreis der Laterne stand.
    »Kann ich Bruder Martan sprechen?« redete Eadulf ihn an. »Dalbach hat mich hergeschickt, damit ich hier Schutz suche. Ich brauche Nahrung, Wärme und Unterkunft für mich und diese beiden Kleinen.«
    Der junge Mönch trat zurück und winkte sie herein.
    »Kommt rein, kommt alle rein.« Sein Willkommensgruß klang herzlich. »Ich führe dich zu Bruder Martan, und während du mit ihm sprichst, sorge ich für deine Töchter.«
    Eadulf gab sich keine Mühe, den wohlmeinenden jungen Mann zu berichtigen.
    Bruder Martan war untersetzt und hatte ein pausbäckiges Gesicht. Er stand schon im vorgerückten Alter und lächelte beständig.
    » Deus tecum. Du bist willkommen, Fremder. Ich höre, du bist mit dem Segen Dalbachs gekommen.«
    »Er sagte mir, in deinem Hause könnte ich für eine Nacht Schutz vor den Elementen finden.«
    »Da sagte Dalbach die Wahrheit. Kommst du von weither? Deine Sprache ist die eines Ausländers.«
    Der Alte hielt inne, denn Eadulf hatte inzwischen automatisch den Hut abgenommen.
    »Du trägst die Tonsur des heiligen Petrus. Gehörst du zum Glauben?«
    »Ich bin ein angelsächsischer Bruder«, gestand Eadulf.
    »Und du bist mit deinen Kindern unterwegs?« Eadulf schüttelte den Kopf, und ohne auf seinen eigenen Hintergrund einzugehen, erläuterte er, wie er die Mädchen gefunden hatte.
    »Ach ja, solche Tragödien sind nicht ungewöhnlich«, seufzte Bruder Martan traurig, als Eadulf geendet hatte. »Ich habe schon von solch schlimmem Handel mit Menschenfleisch gehört. Und du sagst, der Name Gabrán wurde bei diesem bösen Unternehmen genannt? Der Mann ist bei unseren Brüdern in Fearna bekannt. Er treibt Handel den Fluß entlang.«
    »Ich mache mich morgen in aller Frühe auf den Weg nach Fearna.«
    »Und die beiden Mädchen?«
    »Könnte ich sie bei dir in sicherer Verwahrung lassen?«
    Bruder Martan stimmte zu. »Sie können hier so lange bleiben wie nötig. Vielleicht können sie ein neues Leben in einer familiären Klostergemeinschaft beginnen, nachdem ihre eigenen Familien sie ausgestoßen haben. Der Glaube braucht immer Novizinnen.«
    »Das müssen sie selbst entscheiden. Im Augenblick haben sie schlimme Erfahrungen gemacht. Verraten werden ist eine Sache, aber von den eigenen Eltern verraten werden…« Er erschauerte leicht.
    »Komm, Bruder.« Bruder Martan erhob sich. »Ich habe dich lange genug vom Essen und vom Glühwein abgehalten. Danach mußt du dich ausruhen. Du siehst völlig erschöpft aus.«
    »Das bin ich auch«, gab Eadulf zu. »Ich hätte beinahe den falschen Pfad genommen, als wir aus dem Wald herauskamen. Hätte ich mich anders entschieden und wären wir noch länger am Berg herumgewandert, weiß ich nicht, ob ich noch lange hätte wach bleiben können.«
    Bruder Martan sah ihn erstaunt an. »Hast du nicht unsere Laterne gesehen, die immer vor dem Tor unseres Klosters brennt?«
    »O ja«, erwiderte Eadulf. »Aber ich dachte erst, das andere Licht wäre euer Zeichen.«
    »Das andere Licht?« fragte Bruder Martan und lächelte dann, als er begriff. »Ach so! Weiter unten am Berg, ein paar Kilometer von hier, steht eine Jagdhütte des Königs. Wenn er oder seine Jäger dort übernachten, sieht man oft Feuer und Lichter. Sicher ist jetzt Fianamail oder jemand aus seiner Familie dort untergekommen.«
    Eadulf stöhne beinahe laut auf vor Erleichterung. Hätte er sich falsch entschieden, wäre dieser Tag anders für ihn ausgegangen. In mehr als einer Hinsicht dankbar, folgte er dem freundlichen Vorsteher in den Speisesaal des Klosters.
    In der Halle der Burg von Cam Eolaing hatte Fidelma zwanglos wieder die Leitung übernommen.
    »Da Bischof Forbassach von hier geflohen ist«, erklärte sie ihren Zuhörern mit sarkastischem Unterton, »könnte man das – so wie er und andere Menschen ähnliche Handlungen anderer Leute ausgelegt haben – als ein Zeichen der Schuld werten.« Sie schaute Äbtissin Fainder herausfordernd an, die hochrot wurde, aber schwieg. »Doch wir haben mit ihm oder ohne ihn noch viel zu erledigen.«
    »Ich glaube nicht, daß du Zeit hast, irgend etwas zu erledigen, Schwester Fidelma. Der Bischof wird bald mit den Kriegern des Königs zurückkehren«, provozierte sie Mel.
    Coba ging nicht auf die Drohung ein. »Warum habt ihr, du und Bischof Forbassach, versucht, Fial

Weitere Kostenlose Bücher