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09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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er werde sie und ihre Gefährten zur Grenze schaffen und aus Laigin ausweisen lassen. Schlimmstenfalls konnte er sie auch irgendeiner Verschwörung beschuldigen mit dem Ziel, die Gerechtigkeit zu behindern, falsche Anschuldigungen zu erheben oder Coba in seiner »Rebellion« gegen das Gesetz zu unterstützen. Forbassach war das alles zuzutrauen. Sie seufzte. Jetzt hoffte sie wirklich, es sei Eadulf gelungen, das Königreich zu verlassen. War er klug, hatte er sich zur Küste durchgeschlagen und ein Schiff gefunden, das ihn in seine Heimat brachte. Hatte er das nicht getan, dann konnte sie nur mit Schaudern daran denken, welches Schicksal ihn erwartete.
    *
    Das Morgengrauen führte einen klaren, kalten Tag herauf. Bruder Martan und zwei seiner Mönche standen am Tor der winzigen Klosterkirche der heiligen Brigitta, die Hände in ihren Kutten verborgen und die Köpfe mit den Kapuzen gesenkt. Der weiße Reif auf den Hängen des Gelben Berges glänzte wie Schnee und erstreckte sich noch weit nach Süden bis in das ferne Tal, wo sich der Fluß um die Hauptstadt des Königreichs Laigin herumwand, um Fearna, den Ort der großen Erlen.
    Vor den Mönchen standen die beiden jungen Mädchen, Muirecht und Conna. In der eisigen Luft des frühen Morgens zitterten sie trotz der Wollmäntel, die ihnen der freundliche Bruder Martan gegeben hatte. Die Ereignisse hatten sie verwirrt und eingeschüchtert. Bruder Martan schaute unter seiner Kapuze heraus unglücklich auf das, was sich vor ihm abspielte.
    Einer der Krieger Fianamails hielt die Pferde mit einer Hand locker an den Zügeln. Abt Noé, etwas seitlich von Bruder Martans Gruppe postiert, schien nicht sonderlich interessiert an den Vorgängen. Nur der junge König Fianamail, bereits im Sattel sitzend, ließ Ungeduld erkennen.
    Von den Bäumen vor dem Tor zog einer sofort die Aufmerksamkeit auf sich. Es war eine verkrümmte schwarze Eiche, anscheinend so alt wie die Ewigkeit. An einem niedrigen Ast hatte der stämmige Bruder Cett einen Hanfstrick befestigt und geschickt zu einer Schlinge geknotet. Darunter hatte er einen dreibeinigen Schemel aufgestellt, den er sich vom Kloster geborgt hatte. Nun sah er Fianamail fragend an und gab ihm zu verstehen, daß er bereit sei.
    Fianamail blickte zu dem klaren Himmel auf und lächelte. Es war ein dünnes Lächeln der Befriedigung.
    »Weitermachen«, rief er mit rauher Stimme.
    Drei seiner Krieger kamen aus dem Kloster heraus und schoben Eadulf vor sich her.
    Eadulf empfand keine Angst mehr vor dem Tod. Er hätte zugegeben, daß er den Schmerz fürchtete, aber nicht den Tod selbst. Seine Schritte waren fest. Er bedauerte die ungerechte Art seines Todes, die ihm keinen Sinn zu haben schien. Doch er hatte sich damit abgefunden, und je schneller alles vorüber war, desto eher war er die Furcht vor dem Schmerz los. Sogar auf den Schemel stieg er ungefragt. Seine Gedanken waren von Bildern Fidelmas erfüllt. Er versuchte, sich an ihr Gesicht zu erinnern, während Bruder Cett ihm die Schlinge um den Hals legte.
    »Na, Angelsachse, willst du deine Sünden bekennen?« rief Fianamail. Eadulf würdigte ihn keiner Antwort, und der junge König wandte sich ungeduldig an Abt Noé. »Du bist sein religiöser Vorgesetzter, Noé. Du hast die Aufgabe, ihm die Beichte abzunehmen.«
    Abt Noé lächelte verkniffen. »Vielleicht glaubt er nicht an die römische Form der öffentlichen Beichte und würde seine Sünden lieber nach Art unserer Kirche einem Seelenfreund ins Ohr flüstern?«
    »Meine Beichte wird dich nicht interessieren, denn ich bin unschuldig an den Verbrechen, die man mir zur Last legt«, entgegnete Eadulf, gereizt durch ihr Zögern. »Bringt euren Mord nur zu Ende.«
    Doch Fianamail meinte anscheinend, daß dem Gesetz durch eine Beichte Genüge getan werden sollte.
    »Weigerst du dich auch jetzt noch, deine Schuld einzugestehen? Du bist im Begriff, vor das Angesicht des allmächtigen Gottes zu treten und für diese Schuld zu büßen.«
    Trotz der unmittelbaren Todesgefahr mußte Eadulf lächeln. Es war eine unbewußte Reaktion.
    »Dann weiß Er auch, daß ich nicht schuldig bin. Denke daran, Fianamail, König von Laigin, daß Morann, ein Brehon und Weiser eures Landes, einmal gesagt hat, der Tod lösche alles aus – außer der Wahrheit.« Er hörte Fianamails erbittertes Schnaufen, dann fühlte er, wie die Schlinge sich zuzog, als der Schemel unter ihm weggestoßen wurde.
    *
    Bischof Forbassach und seine Gefangenen waren in Fearna angekommen.

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