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09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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seien hierhergeritten, um einen angelsächsischen Geächteten zu hängen. Ich meinte, das könntest nur du sein. Deshalb kamen wir in aller Eile her.«
    Eadulf wurden die Knie weich, als er langsam begriff.
    »Du meinst, es war ein purer glücklicher Zufall, daß ich nicht…« Er erschauerte heftig bei der Vorstellung.
    »Wir kamen gerade in dem Moment, als der große Kerl da drüben«, er zeigte auf Bruder Cett, »den Schemel unter dir wegstieß. Es war schon gut, daß mein Schwert scharf ist.«
    »Du schlugst den Strick durch, als ich fiel?« fragte Eadulf ungläubig.
    »Ich schlug den Strick durch, und zwar nicht den Bruchteil einer Sekunde zu spät, Gott sei Dank.«
    Der Oberrichter hatte sein Pferd gewendet und näherte sich der Stelle, an der Eadulf stand.
    »Bist du der Mann, der Bruder Eadulf von Seaxmund’s Ham genannt wird?«
    Eadulf blickte auf in die hellen Augen Barráns. Er spürte die Persönlichkeit und die innere Stärke dieses Mannes, der vielleicht noch mehr Macht besaß als der Großkönig, denn er stand an der Spitze des Rechtssystems in allen fünf Königreichen von Éireann.
    »Der bin ich«, antwortete er ruhig.
    »Ich habe von dir gehört, Angelsachse.« Barráns Lächeln war freundlich. »Ich habe von dir gehört als von einem Freund Fidelmas von Cashel. Sie hat mich holen lassen, damit ich dein Richter sei.«
    »Dafür bin ich dankbar, Mylord. Ich stehe vor dir ohne Schuld an alldem, was man mir zur Last legt.«
    »Das werden wir zu gegebener Zeit feststellen.
    Fühlst du dich so gesund, daß du direkt nach Fearna mitkommen kannst?«
    »Ja.«
    Hier schaltete sich Aidan ein.
    »Es wäre besser, Bruder Eadulf einen Augenblick Ruhe zu gönnen, damit wir die Abschürfungen an seinem Hals behandeln können. Er ist nur knapp davongekommen.«
    Barrán besah sich die Wunden an Eadulfs Hals und nickte schweigend.
    Bruder Martan eilte mit einem Krug Met herbei.
    »Ich kenne mich damit aus, Lord Brehon. Met für den Magen und Salbe für die Wunden.«
    Der Schemel, der kurz zuvor zu seinem Tode dienen sollte, wurde nun aufrecht hingestellt, damit sich Eadulf daraufsetzen konnte. Bruder Martan beugte sich über ihn und murmelte mitfühlende Worte. Er nahm einen kleinen Salbenkrug aus der Ledertasche an seinem Gürtel und rieb sanft etwas Salbe auf die wunden Stellen, die der grobe Strick hinterlassen hatte. Anfangs brannte es so sehr, daß Eadulf zusammenzuckte.
    »Es ist eine Salbe aus Salbei und Beinwurz, Bruder«, erklärte ihm der alte Mönch. »Zuerst brennt es, aber später wirst du Linderung spüren.«
    »Vielen Dank, Bruder.« Eadulf versuchte trotz der Schmerzen zu lächeln. »Es tut mir leid, daß ich deinem friedlichen kleinen Kloster so viele Probleme bereitet habe.«
    Bruder Martans Miene war eher belustigt.
    »Die Kirche ist der richtige Ort für Probleme. Dort sollte der Austausch stattfinden – Probleme gegen Frieden.«
    Zum erstenmal seit Tagen hob sich Eadulfs Stimmung.
    »Mir wäre es lieb, wenn ich meine Probleme gegen einen Apfel tauschen könnte. Das Hängen hat mich hungrig gemacht, und dein Met ist zwar gut, aber er stillt nicht meinen Hunger.«
    Bruder Martan wandte sich um und gab den Wunsch an einen seiner Brüder weiter.
    Fianamail kochte noch immer vor unterdrückter Wut, und sie brach aus, als er sah, daß Eadulf Met und ein Apfel gereicht wurden.
    »Soll dieser Mörder verwöhnt werden, während wir hier in der Kälte herumstehen und auf ihn warten?« wandte er sich an Barrán. »Was hat es für einen Sinn, ihm Salbe auf die Wunden zu schmieren, wenn ich ihn später doch hänge?«
    »Ich esse meinen Apfel unterwegs«, erklärte Eadulf und stand auf. »Ich habe nichts gegen Eile, wenn die Eile dazu führt, mich zu entlasten und uns der Wahrheit in dieser Sache näher zu bringen. Ich fürchte allerdings, Fianamail hat es nur so eilig, um meinen Tod zu beschleunigen.«
    Aidan half Eadulf, hinter ihm auf das Pferd zu klettern. Zwei der Krieger nahmen die beiden jungen Mädchen hinter sich. Muirecht und Conna hatten die dramatischen Ereignisse stumm und angstvoll verfolgt. Dann setzte sich die Reiterkolonne mit Barrán, Fianamail und Abt Noé an der Spitze in Bewegung, den Hang des Gelben Berges hinunter, wo der weiße Reif jetzt sichtlich unter der steigenden Wärme der Sonne verschwand.

Kapitel 20
    Die große Halle des Königs von Laigin war bis auf den letzten Platz gefüllt. Den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit bildete Barrán, der in seiner reichen Amtskleidung dasaß

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