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09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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und dessen prunkvoller Amtsstab ihm nicht nur nach dem Gesetz die höchste Autorität verlieh, sondern auch als dem persönlichen Vertreter des Großkönigs. Neben ihm lümmelte sich Fianamail in seinem Amtssessel. Er wirkte eher wie ein übelgelaunter Jüngling denn wie ein König. Im Vergleich zu Barrán verdiente er kaum Beachtung, denn Barrán beherrschte die Halle allein durch seine natürliche Haltung und Persönlichkeit.
    An den Seiten der Halle saßen mehrere Schreiber, eifrig über ihre Tontäfelchen gebeugt, auf denen sie sich Notizen machen würden, bevor sie das endgültige Protokoll der Verhandlung auf Pergament übertrugen. Angehende wie ausgebildete Brehons waren vertreten, denen es darauf ankam, etwas von der Weisheit des Oberrichters zu lernen. Als es in der Stadt bekannt wurde, daß Barrán die Verhandlung leiten werde, hatte sich jeder nach Möglichkeit in die Halle gedrängt, um ein so wichtiges Urteil zu hören.
    An der rechten Seite der Halle hatte sich Bischof Forbassach niedergelassen; er hatte Abt Noé, Äbtissin Fainder, Schwester Étromma und mehrere andere wichtige Mitglieder der Abtei neben sich, darunter Bruder Cett und den Arzt, Bruder Miach.
    Ihnen gegenüber, an der linken Seite der Halle, war der Platz für Schwester Fidelma und Eadulf. Hinter ihnen saßen ihre getreuen Gefährten Dego, Enda und Aidan.
    Mel und seine Krieger waren anscheinend für die Sicherheit in der Königshalle verantwortlich, doch Fidelma fiel es auf, daß die Fianna-Krieger, die Barrán von Tara herbegleitet hatten, an strategischen Punkten der Versammlung postiert waren.
    Es war Mittag, und am Vormittag hatte sich viel ereignet. Barrán hatte mehrere persönliche Aussprachen geführt. Jetzt war es an der Zeit, den Fall in öffentlicher Verhandlung zu klären.
    Barrán blickte hinüber zu seinem leitenden Schreiber und nickte kurz. Dieser erhob sich und klopfte dreimal mit seinem Amtsstab auf den Boden.
    »Dieses Gericht ist zusammengetreten, um die abschließenden Plädoyers zu hören und Urteile zu sprechen in den Fällen des Todes einer gewissen Gormgilla, eines unbekannten Schiffers, eines Kriegers von Laigin namens Daig, des Bruders Ibar, Mönch in Fearna, und eines Kaufmanns von Cam Eolaing namens Gabrán.«
    Barrán begann ohne weitere Vorrede.
    »Mir liegt ein Plädoyer der dálaigh Fidelma von Cashel zur Verteidigung des Bruders Eadulf von Seaxmund’s Ham vor, eines angelsächsischen Gesandten in unserem Land. Sie beantragt, daß sein Schuldspruch durch die Gerichte von Laigin, sein Urteil und alle darauf folgenden Verstöße gegen die Gesetze von Laigin in seinem Bemühen, seine Unschuld zu erweisen, aufgehoben und aus den Gerichtsakten dieses Königreichs getilgt werden. Sie begründet ihren Antrag damit, daß Eadulf an allen ihm zur Last gelegten Vergehen unschuldig und alles darauf Folgende ein ungerechtes Vorgehen gegen ihn war. Der besagte Eadulf handelte in Selbstverteidigung und war dazu vom Gesetz berechtigt.«
    Barrán schaute hinüber zu Bischof Forbassach.
    »Was erwiderst du auf diesen Antrag, Brehon von Laigin?«
    Bischof Forbassach erhob sich. Er war etwas blaß, und seine Miene spiegelte seinen Verdruß. Er hatte an diesem Vormittag mehrere Stunden mit Barrán und Fidelma zugebracht. Er räusperte sich und sagte dann ruhig: »Es gibt keinen Einwand gegen den Antrag der dálaigh von Cashel.«
    Ein hörbares Raunen der Überraschung lief durch den Saal, als die Leute begriffen, was da gesagt worden war. Bischof Forbassach setzte sich wieder.
    Barráns leitender Schreiber klopfte mit seinem Stab, um Ruhe zu gebieten. Barrán wartete, bis das Murmeln verebbte, ehe er sprach.
    »Damit erkläre ich den Schuldspruch und das Urteil gegen Bruder Eadulf von Seaxmund’s Ham in aller Form für null und nichtig. Er verläßt dieses Gericht ohne Schuld und ohne Beeinträchtigung seiner Ehre.«
    Fidelma nahm impulsiv Eadulfs Hand und drückte sie, und Dego, Enda und Aidan schlugen ihm auf die Schulter.
    »Weiterhin wird entschieden«, fuhr der Oberrichter fort und überging ihren Gefühlsausbruch, »daß der Brehon von Laigin dem besagten Eadulf einen Sühnepreis von acht cumals zu zahlen hat. Dieser Preis ist gesetzlich festgelegt, weil Eadulf als Gesandter zwischen Erzbischof Theodor von Canterbury und König Colgú von Cashel fungiert. Sein Sühnepreis ist halb so hoch wie der des Mannes, dem er dient. Erhebt der Brehon von Laigin einen Einwand dagegen?«
    »Nein.«
    Die Antwort wurde beinahe

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