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09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Abtei.«
    »Interessierst du dich für das Makabre, oder geht dich das Schicksal Bruder Ibars besonders an?« erkundigte sich Fidelma mehr aus Instinkt denn einer Logik folgend.
    Lassar hatte dem Gespräch verwundert zugehört. Jetzt schaltete sie sich ein.
    »Gabrán treibt eine Menge Handel den Fluß hinauf und hinunter. Stimmt das nicht?«
    Der Mann drehte sich einfach um und verließ das Gasthaus, ohne eine der beiden Fragen zu beantworten. Lassar lächelte entschuldigend.
    »Ich glaube, du hast seine Gefühle verletzt. Wenn du es wissen willst, Schwester, es war einer von Gabráns Männern, den Bruder Ibar beraubt und getötet hat.«
    Dego sah Fidelma fragend an. »War es falsch, daß ich mich eingemischt habe?«
    Sie schüttelte den Kopf und wandte sich an Lassar, die frisch gebackenes Brot auf den Tisch stellte.
    »Von seiner Kleidung abgesehen, schaut er mir nicht gerade wie ein Flußschiffer aus.«
    Die Wirtin zuckte die Achseln. »Aber er ist ein echter Mann des Flusses, Schwester. Er führt sein eigenes Schiff mit dem Namen Cág und treibt Handel den ganzen Fluß entlang. Ab und zu übernachtet er hier im Gasthaus, wenn er zuviel getrunken hat und den Weg zu seinem Schiff nicht mehr findet. In der Nacht, als sein Mann ermordet wurde, war er auch hier.«
    »Die Cág ? Ist nicht ›Elster‹ ein merkwürdiger Name für ein Schiff?«
    Für Lassar hatte die Eigenart des Namens nichts zu bedeuten. »Jeder nach seinem Geschmack, sage ich immer.«
    Fidelma lächelte leise. »Ein weiser Spruch. Was weißt du über den Mord an seinem Besatzungsmitglied?«
    »Ich weiß nichts aus erster Hand.«
    »Du mußt aber doch Gerüchte darüber gehört haben«, beharrte Fidelma.
    »Gerüchte stimmen nicht immer«, erwiderte die Wirtin.
    »Damit hast du recht. Doch manchmal verhilft auch voreingenommnes Wissen dazu, die Wahrheit herauszubekommen. Was hast du gehört?«
    »Ich weiß nur, daß der Schiffer am Tag nach der Ermordung des jungen Mädchens durch den Angelsachsen am Kai gefunden wurde. Einen Tag später entdeckte man bei Bruder Ibar einige Habseligkeiten des Toten, deshalb wurde er wegen dieses Verbrechens angeklagt und verurteilt.«
    »Wer hat die Verhandlung gegen ihn geleitet?«
    »Der Brehon natürlich, Bischof Forbassach.«
    »Weißt du, ob Bruder Ibar jemals seine Schuld eingestanden hat?«
    »Weder bei der Verhandlung noch danach, hat man mir gesagt.«
    »Und der Beweis bestand darin, daß er im Besitz von Sachen war, die dem Schiffer gehörten?«
    »Wenn du das genau wissen willst, mußt du jemanden fragen, der bei der Verhandlung dabei war. Ich habe jetzt zu tun.«
    »Einen Moment noch! War dein Bruder Mel an der Festnahme Bruder Ibars beteiligt? Er war doch damals der Hauptmann der Wache, nicht wahr?«
    Zu ihrer Überraschung schüttelte Lassar den Kopf.
    »Mel hatte mit dem Fall Ibar nichts zu tun. Es war allerdings einer aus seiner Wache, der ihn festnahm. Er hieß Daig.«
    Fidelma überdachte diesen Umstand schweigend und bemerkte dann leise: »An dem Kai bei der Abtei scheint der Tod häufig umzugehen. Das ist offenbar ein finsterer, unglückbringender Ort.«
    Lassar verzog das Gesicht, während sie Teller einsammelte. »Da ist was Wahres dran. Schwester Étromma und ihren schwachköpfigen Bruder hast du schon kennengelernt, nicht wahr?«
    »Cett? Ja. Was haben die damit zu tun?«
    »Damit nichts. Ich erwähnte sie bloß als Beispiele für Unglück. Hättest du gedacht, daß Schwester Étromma vom Königshaus von Laigin abstammt, von den Uí Cheinnselaigh?«
    Fidelma überlegte, weshalb sie das nicht überraschte. Irgendwer hatte es ihr schon erzählt.
    Lassar plauderte zutraulich weiter. »Weißt du, als die Uí Néill von Ulaidh einmal in unser Königreich einfielen, als Étromma noch ein Kind war, da wurden sie und ihr Bruder als Geiseln genommen. Bei der Gelegenheit soll Cett eine Verwundung erhalten haben, die ihn schwachsinnig machte. Eine traurige Geschichte.«
    »Traurig schon, aber nicht einzigartig«, meinte Fidelma.
    »Ach ja, aber wirklich einzigartig daran war, daß trotz Étrommas Abkunft aus dem Königshaus der damalige König Crimthann sich weigerte, das Lösegeld zu zahlen, und die beiden Kinder der zarten Fürsorge der Uí Néill überließ. Étrommas Zweig der Familie war arm und konnte das Lösegeld nicht aufbringen.«
    »Wie ging es weiter?« fragte Fidelma interessiert.
    »Nach einem Jahr brachte es Étromma fertig, mit ihrem Bruder aus dem Norden zu fliehen und hierher

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