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090 - Die Totenwache

090 - Die Totenwache

Titel: 090 - Die Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Norman zuckte zusammen.
    „Was war das?" schrie Danny.
    Die Lichtreflexe spiegelten sich an der Decke. Dort vollführten sie einen märchenhaften Reigen. „Die Tür ist zugefallen… Idiot! Mußt du so schreien?"
    Norman kroch zwischen zwei Regalen hindurch. Lautlos rannte er weiter. Er umrundete mehrere Buchablagen und kam auf der gegenüberliegenden Seite des quadratischen Innenraums heraus. Er sah gerade noch, daß Danny und Clay den Sarkophag erreichten. Den beiden blieb vor Überraschung die Luft weg. Danny deutete zitternd auf den Skelettwächter.
    „Der - Tote! Wie - kommt der hier runter?"
    Clay schluckte entsetzt.
    „Keine Ahnung, Danny. Laß uns verschwinden, solange noch Zeit ist! Das Ding sieht genauso aus wie die Erscheinung, von der die Zeitungen berichten."
    Die geisterhaft schöne Blondine legte sich langsam, fast wie in Zeitlupe, auf den Sarkophag. Ihre Bewegungen wirkten graziös. Sie ließ die Arme seitlich herabsinken und erstarrte wieder zur Ruhestellung.
    Sie ist schwach, erkannte Norman. Er lehnte sich gegen das Buchregal und nahm mehrere Bücher heraus, um besser sehen zu können.
    Im selben Augenblick verzerrten sich die Gesichter der beiden Wärter. Auch Norman spürte die höllische Aura. Niemand hatte ein Wort gesprochen. Doch jeder verstand den Befehl. Nur die schlafende Schönheit konnte ihn gegeben haben, und er lautete: „Steh auf, Larsin! Sie gehören dir!"
    Den beiden Männern quollen fast die Augen aus dem Kopf. Danny röchelte vor Entsetzen. Er wollte davonlaufen, doch er war vor Angst wie gelähmt. Denn im selben Augenblick hob der Skelettwärter den Kopf. Die leeren Augenhöhlen starrten die Männer erbarmungslos an. Obwohl kein Leben mehr in ihnen war, flößten sie unnennbares Grauen ein.
    Dannys Angst entlud sich in einem gellenden Schrei.

    Das Skelett richtete sich auf. Es überragte die Männer um Kopfgröße und trug zudem einen goldenen Flügelhelm. Der rote Umhang umschloß die Schulterknochen und bedeckte die Rippenbögen. Der seidige Stoff raschelte, wenn sich der Unheimliche bewegte. Die Knochenfinger umschlossen den Schwertgriff. Langsam hob sich die Schneide und deutete auf Dannys Herz.
    „Ich halte das nicht mehr aus", kreischte Danny wie ein Verrückter.
    Bei jedem Schritt, den der Knochenmann tat, stießen seine Knochen gegeneinander. Das Klappern verstärkte sich. Die Sohlen der Stulpenstiefel schlurften über den Boden.
    „Das ist Wahnsinn!" keuchte Clay, und er schluchzte dabei wie ein Kind. „Wie - wie kann das Skelett überhaupt leben?"
    Norman verharrte regungslos in seinem Versteck. Das Geschehen war entsetzlicher als der schlimmste Horror-Trip. Seine Finger krampften sich um einen ledernen Buchrücken.
    Jetzt drehte sich Clay um. Angstschweiß lief ihm übers Gesicht. Er rannte wie von Furien gehetzt davon. Er achtete nicht auf, den Boden. Im Laufen riß er ein fahrbares Buchgestell um. Die schweren Bände polterten auf den Boden, und er stolperte darüber. Eine Staubwolke wirbelte auf, als er der Länge nach hinfiel. Er kam keuchend wieder hoch und drehte sich angstschlotternd um.
    Das Skelett stand jetzt dicht vor Danny.
    „Danny", schrie Clay Barson. „Du mußt weglaufen! Schnell - lauf doch weg, bevor er dich hat!" Doch Danny rührte sich nicht. Die Angst bannte ihn auf der Stelle.
    „Danny!"
    Clays Schrei hallte entsetzlich durch den Kellerraum.
    Der Unterkiefer des Skelettkriegers klappte nach unten. Die gelben Zähne glichen poliertem Elfenbein. In den schwarzen Augenhöhlen lag eine Finsternis, die schwärzer als der Schlund des Kosmos war.
    Das Schwert beschrieb einen Bogen. Der Knochenarm hob sich.
    Norman hielt den Atem an. Die Szene war grotesk, und wenn er sie einem anderen beschrieben hätte, wäre er sicher für verrückt erklärt worden.
    Die blonde Schönheit lag starr auf dem Sarkophag. Doch wenn man genauer hinsah, erkannte man, daß ihre Augen weit aufgerissen waren. Der bleierne Glanz ihrer Augäpfel verriet ungezügelte Gier und Erwartung.
    Jetzt schlug der Knochenmann mit dem Schwert zu.
    Dannys Erstarrung löste sich. Er wollte ausweichen, doch der Skelettkrieger war dicht an ihn herangekommen.
    Das Schwert hätte Danny eigentlich vom Scheitel bis zur Sohle spalten müssen. Doch nichts dergleichen geschah. Die Klinge drang einfach durch Danny hindurch, als bestünde er aus flüchtigem Teleplasma. Sie verließ seinen Körper und berührte den Boden. Dabei verursachte sie einen glockenähnlichen Klang.
    Im selben

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