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090 - Die Totenwache

090 - Die Totenwache

Titel: 090 - Die Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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forderte mich der Mann stereotyp auf.
    Jetzt betrat der Skelettkrieger den Salon.
    Ich duckte mich in der Erwartung des tödlichen Schwerthiebes. Blitzschnell sprang ich auf die andere Seite des Raumes. Doch der Unheimliche hatte nicht nach mir gezielt. Sein Schwert zuckte auf einen großen Wandspiegel zu, der über einem Tudorschränkchen hing.
    Splitternd zerbarst das Glas. „Nimm ihm den Spiegel ab!" zeterte die Hexe.
    Doch der Skelettkrieger reagierte nicht sofort. Er ließ das Schwert abermals gegen die Reste des Spiegels krachen. Die letzten Scherben brachen aus der goldenen Rahmenfassung und fielen zu Boden.
    Was hatte das zu bedeuten?
    Warum zerstörte der Unheimliche einen ganz gewöhnlichen Spiegel?
    Viel Zeit zum Nachdenken blieb mir nicht. Denn der Krieger kam auf mich zu. Sein magisches Schwert würde mich in einen hilflosen Geisterschatten verwandeln.
    Ys-Dahut wich bis an den Steinsarkophag zurück. Ihre Rechte umklammerte den Deckel, bis die Knöchel weiß hervortraten.
    „Nimm ihm den Spiegel ab! Vernichte ihn!"
    Als der Skelettkrieger unmittelbar vor mir stand, und ich keinen Ausweg mehr sah, streckte ich ihm den kleinen Handspiegel entgegen. Ys-Dahut heulte hinter mir schmerzgepeinigt auf. Das Skelett blieb wie angewurzelt stehen.
    Ich hielt den Handspiegel so, daß der Totenschädel des Kriegers direkt vor der Spiegelfläche lag. Dabei stand ich Höllenängste aus. Der Schreckliche brauchte nur zuzuschlagen, und ich würde mich auflösen.
    Doch er tat nichts dergleichen.
    Das magische Schwert entfiel seinen Knochenfingern. Scheppernd rutschte es über den Boden und blieb vor dem Steinsarkophag liegen.
    Mit beiden Händen bedeckte der Unheimliche seine Augenhöhlen. Ich ließ nicht nach. Unverdrossen hielt ich ihm den Spiegel entgegen.
    Trotzdem veränderte sich das Skelett nicht.
    Immer noch war es in der Lage, sich zu bewegen. Es wollte sich umdrehen, um dem Einfluß des Spiegels zu entgehen, doch ich folgte seinen Bewegungen geschickt. Ich ahnte, daß der Unheimliche seinen eigenen Anblick nicht ertragen konnte.
    Meine Vermutung wurde bestätigt. Klingend stießen seine Knochen aneinander. Gleichzeitig säuselte eine schwache, kaum verständliche Stimme: „Ich habe dir gedient, Prinzessin. Ich bin der Wächter der Ewigkeit. Ein Fluch kettet mich an deine Seite. Ich war einmal der strahlende Held Larsin. Ich diente dir ergeben. Doch jetzt verlange ich nur eins von dir - verschone mich vor diesem Anblick!
    Meine unsterbliche Seele wurde in diese Knochen verbannt. Ich besitze die Erinnerung an mein Leben als strahlender Held. Ich kann mich nicht so sehen. Das darf nicht sein! Hilf mir, Ys-Dahut!" Bevor ich etwas unternehmen konnte, sprang Norman Moore zwischen mich und den Skelettkrieger. „Das ist die Gelegenheit, auf die ich schon lange gewartet habe!" stieß der Museumswächter keuchend hervor. Sein Blick war unstet, und seine Haare klebten auf seiner schweißbedeckten Stirn. „Was tun Sie da?" rief ich aufgeregt.
    „Ich werde seinen Platz einnehmen! Ich warte nicht solange, bis sich Ys-Dahut zu einer Entscheidung durchringt. Das ist meine größte Chance. Ich werde dem armseligen Leben auf dieser Welt entrinnen. Ich werde meine Prinzessin für alle Zeiten durch die Ewigkeit begleiten."
    „Halt ein, Unglückseliger!" schrie Ys-Dahut.
    Norman Moore sprang den Skelettkrieger von der Seite an. Er hatte keine Angst mehr vor dem Unheimlichen. Während das Skelett mit seinen Knochenfingern seine Augenhöhlen zu bedecken versuchte, riß ihm Moore den Helm vom Schädel.
    Im selben Augenblick fiel das Skelett in sich zusammen.
    Die Knochen lösten sich wie durch Zauberhand voneinander. Sie purzelten unter dem seidigen Umhang hervor und lösten sich langsam auf. Schließlich blieb nur noch Knochenasche zurück. Ein Luftzug trieb sie davon, bis sie zwischen den Dielen und Ritzen des Salons verschwand.
    Norman Moore schrie triumphierend auf. Er hielt den Flügelhelm des Kriegers in beiden Händen. Er wollte ihn sich aufsetzen, doch nun fiel ich ihm in den Arm.
    „Lassen Sie den Unsinn, Moore! Auf den Requisiten des Kriegers liegt ein höllischer Fluch."
    Moore schüttelte starrsinnig den Kopf. Er hob den Helm wie eine Siegestrophäe hoch und setzte ihn sich auf. Rasch bückte er sich, um die rote Seidenrobe aufzuraffen. Der Stoff legte sich wie eine zweite Haut um seinen Körper. Dann erst stieg er in die Stulpenstiefel des Kriegers. Sie paßten ihm, als habe er nie anderes Schuhwerk

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