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0900 - Der Magier

0900 - Der Magier

Titel: 0900 - Der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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sprach der alte Zauberer durch den Mund des Dreibeins.
    Zamorra kniete sich neben die Kreatur der Hölle. »Keine Sorge - wir kommen nach Caermardhin und holen dich da heraus. Wir finden einen anderen Weg, wir haben immer einen gefunden! Du wirst wieder gesund.«
    Der Dreibeiner schüttelte seinen unförmigen Kopf. »Bleib weg von Caermardhin. Du könntest die Regenerationskammer nicht öffnen, nicht einmal mit Merlins Stern . Es ist, wie es ist. Ich beginne es zu akzeptieren, also wirst du das auch können. Lucifuge Rofocale hat mir Wunden beigebracht, die selbst die Kammer nicht mehr heilen kann. Zudem bin ich alt… und vielleicht fehlt von meiner Seite aus auch der entscheidende Wille. Es ist vorbei, Zamorra. Doch so werde ich nicht gehen, nicht langsam und endlos vor mich hin siechen. Es gibt noch so viel zu reden, so viele Dinge, die ich euch sagen muss.«
    Nicole Duval beherrschte sich im Angesicht dieser elenden Kreatur, denn Merlins Zustand mochte sich sehr wohl in dieser Inkarnation spiegeln - dennoch lag ihr eine Erwiderung ganz vorne auf der Zunge. Ein Blick von Zamorra hielt die Französin jedoch zurück. Hätte der Zauberer zu besseren Zeiten vielleicht ab und an einmal offener mit ihnen gesprochen, hätte er ganz einfach Arroganz und herrisches Wesen beiseite geschoben, dann sähe heute vielleicht vieles anders aus. Stattdessen hatte er sie mehr als einmal in offene Messer laufen lassen.
    »Warum hast du uns dann ausgerechnet vor die Tore von Armakath beordert?« Das letzte Wort betonte Nicole ganz besonders. Der Blick des Dreibein-Merlins zeigte ihr deutlich, dass er verstanden hatte.
    »Zamorra, trage mich bis direkt vor den Kokon.« Einen Moment lang zögerte er, doch dann setzte er hinzu: »… bitte…« Der Franzose erkannte die Notwendigkeit, denn aus eigener Kraft hätte es das Dreibein kaum bis dort hin geschafft. Doch Nicole war schneller. Der Dhyarra-Kristall in ihrer Hand setzte Nicoles Vorstellung in die Wirklichkeit um - die Vorstellung von einer schlichten Plattform mit Rädern. Das Wesen ließ sich vom Parapsychologen auf dieses Rollbrett heben. Der Rest war leicht.
    Auf dem kurzen Weg zum Kokon schien sich das Dreibein etwas zu erholen. Seine Stimme klang zumindest deutlicher.
    »Warum Armakath? Ich gebe zu, dass ich die Bedrohung durch die weiße Stadt nicht ernst genommen habe. Für mich war sie eher ein Dorn im Fleisch der Hölle, also kein wirklicher Grund sich einzumischen.«
    Nicole vollendete in Gedanken: »Oder um euch das erledigen zu lassen.«
    »Heute weiß ich, das war ein Fehler«, sprach das Dreibein weiter. »Der Plan , wenn er denn perfekt initiiert wird, könnte Schutz vor einer Gefahr bieten, die ihr euch heute noch nicht einmal im Ansatz vorstellen könnt. Doch er droht schon in seinen Anfängen zu scheitern - und das könnte in seiner Konsequenz den Beginn einer endlosen Nacht für die Galaxis bedeuten.«
    Nicole schnaubte hörbar. »Du ergehst dich wieder einmal in Metaphern. Kannst du nicht ein einziges Mal Klartext von dir geben?«
    »Später… vielleicht.« Merlin gab sich auch in seinem jetzigen Zustand keine Blöße. »Über kurz oder lang werdet ihr die Herrscher suchen müssen, aber das dürfte euch längst klar sein. Ich weiß nicht, wen oder was ihr vorfinden werdet, doch ich kann euch zeigen, wie ihr den Weg zu ihnen findet. Schaut euch den Kokon an.«
    Zamorra und Nicole wechselten einen verblüfften Blick. Was sollten sie dort denn wohl sehen?
    Der Kokon umspannte die gesamte weiße Stadt. Zamorra hatte sich nie die Mühe gemacht, den aktuellen Umfang Armakaths zu erkunden, denn der veränderte sich ständig, da die Stadt ja wuchs. Die Stadtfläche hatte gewaltige Ausmaße angenommen - sicher die einer Millionenstadt. Das war hier in den nicht zu vermessenden Schwefelklüften zwar noch immer nur ein winziger Teil des Ganzen, doch die Anwesenheit Armakaths musste die Schwarze Familie ganz einfach in Rage bringen. Nach wie vor war Zamorra verwundert, warum es bisher noch keine wirklich ernsten Angriffe der Dämonen und Höllenbewohner auf den steinernen Moloch gegeben hatte.
    Nicole fuhr mit der Handfläche über die Oberfläche des Kokons. »Was soll uns das nun helfen?« Die Frage sollte nicht provozieren, sie war eher eine Feststellung.
    »Beschreibe mir den Kokon.« Nicole warf einen wütenden Blick auf den Dreibein-Merlin.
    »Über die Schulpflicht bin ich zwar seit einigen Jahren hinausgewachsen, aber bitte, Herr Lehrer: ein Trichter aus

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