0900 - Für Teufel, Gold und Templer
hämmerte mit seiner schmutzigen Faust dreimal gegen das dicke Holz. Das Mondlicht fiel gegen ihn, es machte nicht nur die Wand bleich, sondern auch den Totengräber, der selbst aussah wie eine Leiche.
Ein Soldat öffnete.
Der Totengräber grinste ihn schief an.
»Du bist es.«
»Ja, ich wurde gerufen.«
»Wird auch Zeit.«
»Wo liegt die Leiche?«
Der Soldat konnte ein Lachen nicht unterdrücken. »Leiche ist gut«, sagte er. »Stimmt, es ist eine Leiche, aber sie besteht aus mehreren Teilen.«
»Oh.«
»Der Abt hat darauf bestanden, daß der tote Körper zerstückelt wird. Man wollte ihm auch den Rest der Seele zerschneiden, hat er gesagt.«
Der Totengräber nickte. Er war einfach zu abgestumpft, um darauf eine Antwort zu geben. Der Soldat führte ihn in den Turm hinein und die Treppe hinunter, die vom Feuer der Fackeln beleuchtet wurde. Sie gelangten in die Umgebung der Verliese, und genau dort stand das, was der Totengräber beerdigen wollte.
»Kannst du den Krug alleine tragen?«
»Kaum.«
»Gut, ich helfe dir.«
Der Soldat machte noch seine Witze. »Du brauchst den Krug nicht wieder zurückzubringen. Verscharre ihn gleich mit.«
»Das hatte ich vor.«
Zum Glück befand sich ein Deckel auf der Öffnung. Selbst der Totengräber wollte den Inhalt nicht unbedingt sehen. Er hatte sich nie über diejenigen Personen Gedanken gemacht, die er unter die Erde brachte, in diesem Fall aber war es etwas anderes. Wenn er sich vorstellte, daß er einen ehemaligen Papst verscharrte, berührte ihn das doch seltsam, und er konnte es sich eigentlich auch nicht richtig vorstellen. Er wollte rasch seine Pflicht tun und verschwinden, das war alles. Seinen Lohn würde er später bekommen.
Er war froh, als sie den inneren Bereich des Turms verlassen hatten. Der frische Wind und die Kühle der Nacht taten ihm gut, so atmete er tief durch. Der Soldat half ihm noch dabei, das große Gefäß auf den Ochsenkarren zu wuchten, dann zog er sich grußlos zurück.
Der Totengräber stieg auf den Bock. Er holte die Peitsche aus dem Köcher hervor und ließ sie mit gekonntem Schwung über die Rücken der beiden Ochsen klatschen.
Die Stiere schüttelten unwillig die Köpfe, grunzten dabei oder knurrten, erhielten einige Schläge und setzten sich endlich schwerfällig in Bewegung.
Er zog sie um die Hand und ließ sie in eine andere Richtung weiterlaufen, weg vom Ort, hinein in die weite, dunkle und hügelige Landschaft hinein.
Der Totengräber hockte auf seinem Sitz, schaukelte mit im Rhythmus der Bewegungen, und allmählich sank sein Kopf nach vorn. Er hatte noch vor kurzem etwas getrunken. Nun überkam ihn allmählich die Müdigkeit, so daß sich seine Augen wie von selbst schlossen und er einschlief.
Die Tiere liefen weiter. Und der Mann würde erwachen, wenn sie stehenblieben, das wußte er genau. So etwas war ihm nicht neu.
Die Ochsen blieben tatsächlich nach einer geraumen Weile stehen. So plötzlich, daß der Karren nebst Fahrer den heftigen Ruck mitbekam, und der Totengräber einen Ruf des Erschreckens ausstieß. Er öffnete die Augen, schaute in die die Dunkelheit und wußte im Augenblick nicht, wo er sich befand.
Dann sah er die speckig glänzenden Rücken der Tiere und nickte sich selbst zu. Es war klar, die Ochsen hatten genug vom Laufen, sie wollten nicht mehr weiter. Also mußte er hier den Toten verscharren.
Er stieg ab.
Die Dunkelheit umgab ihn wie ein kühles Samttuch. Am Himmel stand der Mond. Er war umringt von unzähligen Sternen, die dem Mann in dieser Nacht besonders nah erschienen, als brauchte er nur den Arm auszustrecken, um sie zu greifen.
Er wischte über seine Augen und dachte nach. Der Boden sah ziemlich fest aus. Stein lag da auf Stein, aber nicht weit entfernt entdeckte er eine kleine Mulde. Dort mußte der Untergrund weicher sein, er kannte sich da aus.
Der Totengräber ging hin. Er rutschte in die Mulde hinein und prüfte den Boden.
Ja, er war weich genug. Stöhnend kletterte er den Abhang hoch und holte sein Werkzeug vom Wagen.
Bevor er das Loch schaufelte, griff er in die Tasche. Dort steckte das kleine Holzgefäß mit dem Branntwein. Es gab da im Kloster einen Mönch, der ihn damit versorgte. Als Gegengabe bekam der fromme Bruder von ihm hin und wieder das Teil einer Leiche, um seine medizinischen Forschungen am Menschen zu treiben.
Der Totengräber nahm einen kräftigen Schluck aus der Flasche und begann mit seiner Arbeit.
Der knochige Mann schwitzte schon bald, und dieser Geruch,
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