0901 - Aibons Hexenfalle
mir lag?
Ich hatte keine Ahnung, nur Vermutungen. Dabei erinnerte ich mich an Fälle, wo dämonische, fremde Wesen versucht hatten, sich des menschlichen Geistes zu bemächtigen, die Körper gewissermaßen von den Seelen zu befreien und sie auszusaugen.
War es hier auch so? Ernährte sich diese Person von den Seelen der Menschen?
Wenn das stimmte, dann hatte sie bereits die Kraft dieser Frau in sich aufgesaugt und war durch sie stärker geworden.
Ich wollte alles so lassen, nichts berühren, später würde ich mich darum kümmern, verließ das Schlafzimmer und blieb dicht hinter der Schwelle stehen, um mir den Flur genauer anzuschauen.
Keine Veränderungen, keine Fäden, die über meinen Kopf hinwegtanzten, und beinahe ärgerte ich mich schon darüber, denn ich war inzwischen bereit, mich meiner Feindin zu stellen.
Im Bad hatte ich sie gespürt. Zumindest hatte ich das Gefühl gehabt, noch Reste zu spüren. Sie mußte erst kurz zuvor verschwunden sein, und deshalb machte ich mich auf den Weg, um dieses Ziel zu erreichen.
Die Tür mußte ich öffnen, schaute in den viereckigen Raum. Ich betrat ihn und war die einzige Person, die sich darin aufhielt. Kein Mensch, kein Dämon war vorhanden, ich sah mich allein auf dem Spiegel, der fast die gesamte Wandbreite über den beiden Waschbecken einnahm.
Es gab hier eine Dusche, eine Wanne, auch zwei schmale Einbauschränke und ein Fenster. Es war geschlossen.
Ich wandte mich wieder dem Spiegel zu, aber nicht, um mich zu betrachten, weil ich so eitel war. In diesem Fall sah ich den Spiegel nicht nur als Spiegel an, sondern als ein Tor in eine andere Dimension. Oft genug hatte ich vor derartigen Toren gestanden, die immer unterschiedlich sein konnten. Ich hatte sie geschlossen und offen erlebt und ging in diesem Fall davon aus, daß diese fremde Frau oder Hexe ja auch einen Weg gefunden haben mußte, um diese Welt zu betreten.
War der Spiegel der Weg?
Es konnte sein: Ich betrachtete ihn genauer, entdeckte keine Flecken oder irgendwelche Stellen, die dunkler waren als die übrige Fläche.
Nichts wies auf einen Einstieg hin.
Ich trat näher heran. Mit meinem Unterbauch berührte ich die Kante eines Waschbeckens. Auch aus der Nähe zeigte der Spiegel keine Veränderung.
Wenn er ein Tor darstellte, obwohl ich mich darin betrachten konnte, wie konnte ich es knacken? Und wieso war es ein Tor in diese andere Dimension? Meine Gedanken kehrten wieder zu den Neubauten zurück, denn allein dort waren die Taten geschehen. Brian Britton hatte von einem kleinen Paradies gesprochen, das der Natur geraubt worden war.
Möglicherweise nicht nur der Natur, sondern auch der anderen Welt Aibon, die dieses Gebiet einfach für sich beansprucht hatte.
Dieser Gedanke beschäftigte mich mehr, als ich zugeben wollte. Aibon konnte überall sein. Aibon war grenzenlos und trotzdem begrenzt. Es gab da keine genauen Maße. Ich hatte Tore in meinem Land ebenso erlebt wie auch in Germany. Über die Größe der Tore konnte ich nichts sagen. Ich kannte sie bisher nur als relativ klein, wobei ich nur den Einstieg meinte und mich noch immer fragte, ob ein derartiger Weg vor mir lag.
Der Spiegel…
Klar und trotzdem geheimnisvoll. Schon zu allen Zeiten haben sich Menschen von Spiegeln faszinieren lassen, und diese Tatsache hatte die andere Seite auch ausgenutzt.
Ich strich mit den Fingern über die Fläche hinweg, spürte sie überall normal hart und fest. Es gab keinen Widerstand, es gab auch keine Erhebungen oder Einbuchtungen, weder Wellen noch Schwellen, und das brauchte auch nicht so zu sein.
Nichts tat sich.
Der nächste Versuch.
Diesmal nahm ich das Kreuz!
Es war kein Allheilmittel, vor allen Dingen nicht im Bereich der fremden Aibon-Magie. Daß die Fäden durch die Kraft meines Kreuzes abgefackelt worden waren, mußte nicht gleichzeitig bedeuten, daß es auch in der Lage war, diejenige Person zu zerstören, deren Machtfülle das Grauen in diese Welt hineingebracht hatte.
Ich schabte über die Fläche hinweg.
Mein Kreuz reagierte nicht.
Keine Wärme, kein Funkeln, es blieb normal und sehr gelassen. Da war nichts zu machen.
Der nächste Versuch. Diesmal drehte ich den Kreis von links nach rechts, aber auch damit hatte ich keinen Erfolg. Wenn ich das Tor zu Aibon öffnete, dann im Regelfall nur, wenn es die andere Seite auch wollte. Und hier wollte sie nicht.
Ich war schon enttäuscht, als ich mich wieder abwandte und auf die Tür zuging. Bevor ich den Raum verließ, warf ich noch
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