Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0901 - Die Zweidenker

Titel: 0901 - Die Zweidenker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Tisch spurte sie Bayas Hände, die die ihren suchten und sie drückten. Kerinnja stieß sie fort. „Noch immer bin ich für euch verantwortlich", sagte Haman fest. „Nach terranischem Recht habe ich das Fürsorgerecht über euch, und das gilt überall, egal wo wir sind, selbst wenn wir uns in loowerischem Hoheitsgebiet befänden. Es geschieht, was ich sage!"
    „Aber wir könnten doch vernünftig darüber diskutieren", wagte Kerinnja einen letzten Einwand. „Was weißt du schon darüber, was vernünftig ist", sagte Haman bitter.
    Er sprach es nicht aus, aber er dachte: Die Loower haben sie präpariert, sie in ihrem Sinn konditioniert. Er wollte die Hand nach seiner Lieblingstochter ausstrecken, überlegte es sich dann aber anders. Die Loower hatten sie ihm entfremdet, er konnte ihr nicht mehr begreiflich machen, daß er nur das Beste für sie wollte.
    Aldina erhob sich und wollte den Raum verlassen. „Wohin?" fragte Haman streng. „Ich bin gleich wieder da", sagte seine Frau abwesend. „Mir ist da gerade etwas eingefallen."
    Und noch bevor sie zu Ende gesprochen hatte, war sie auf dem Korridor verschwunden. „Warte, Aldina!" rief Haman ihr nach. „Ich begleite dich. Wir sollten immer zusammenbleiben, damit die Loower keine Gelegenheit haben, uns zu trennen."
    Seit Kerinnjas Verschwinden war er vorsichtig geworden. Die Loower hatten sie nicht offiziell abgeholt, sondern förmlich fortgelockt.
    Als er in die Diele kam, sah er Aldina gerade noch durch die Tür verschwinden.
    Er konnte noch ihren Namen rufen, aber als er die Tür erreichte, fiel sie ihm vor der Nase zu.
    Es war zum Verzweifeln. Jetzt würden sich die Loower das nächste Mitglied seiner Familie vornehmen und es in ihrem Sinn beeinflussen.
    Haman war sicher, daß sich auch Aldina nach ihrer Rückkehr von ihm abwenden würde.
    Haman kehrte zu seinen Töchtern zurück. Kerinnja hatte volle Backen, Baya verkroch sich unter dem Tisch. „Iß nur", sagte er zu Kerinnja. „Schlag dir nur den Bauch voll. Es ändert nichts mehr."
    Ihre Schwäche war verzeihbar.
    Aber was auch immer geschah, er selbst wollte hart bleiben. Er hätte sich sonst vor sich selbst schämen müssen.
    Wie er die Loower haßte! Sie hatten sich nicht damit begnügt, sie gefangenzunehmen, sondern trieben nun auch noch einen Keil in seine Familie.
    Aber irgendwann würde sich das rächen. Haman konnte sich nicht vorstellen, daß die terranische Flotte völlig vernichtet war. Vielleicht formierten sich die Verbände gerade in diesem Augenblick zu einem Vergeltungsschlag.
    Und außerdem gab es noch die GAVÖK.
    Haman würde ausharren, bis die Retter kamen. Und selbst wenn sie ausblieben, würde er standhaft bleiben.
    Die Loower konnten ihn töten, ihn durch Gehirnwäsche zu einer Marionette machen, aber bezwingen konnten sie ihn nicht. „Schläfst du, Haman?"
    „Ich habe dich kommen gehört."
    „Du hast keinen Grund, dich zu versteifen und so ablehnend zu sein.
    Ich bin noch immer ich selbst - Aldina, deine Frau. Die Loower haben mir über gewisse Dinge die Augen geöffnet."
    „Das habe ich befürchtet."
    „Du fürchtest dich überhaupt zu viel, und du bist mißtrauisch, Haman.
    Ich möchte ein ernstes Wort mit dir reden."
    „Nur zu!"
    „Wie stur du sein kannst! Aber ich durchschaue dich jetzt. Ich frage mich, wie ich mir von dem Unsinn, den du von dir gegeben hast, den 46 PERRY RHObAN Kopf habe schwer machen lassen können."
    „Laß mich, Aldina."
    „Nein. Ich werde dir meine Meinung sagen. Mir ist inzwischen klar geworden, woher du deine Durchhalteparolen hast, die Philosophie des passiven und aktiven Widerstandes bis zum letzten Blutstropfen. Ich kann mir nun gut vorstellen, wie es vor sich geht, wenn du dich am Tage mit all den gescheiterten Existenzen triffst, die wie du nicht die Kraft haben, sich den neuen Bedingungen anzupassen."
    „Aldina..."
    „Jetzt hörst du mir einmal zu, Haman Gheröl! Vor deinen Freunden kannst du meinetwegen den starken Mann markieren. Du kannst dir mit ihnen Mut antrinken und von einem Partisanenleben unter der Herrschaft der Loower träumen. Solange sich dieser Traum vom Heldentum und Märtyrerrolle am Stammtisch abspielt, ist mir das egal. Aber wenn du mit deiner Familie den Ernstfall probst, dann hört der Spaß auf. Wie dumm ich war! Ich war sogar soweit, mich und meine Kinder von dir in den Tod schicken zu lassen."
    „Es ist genug, Aldina!"
    Sie seufzte. „Ja, es ist mehr als genug. Es ist einfach zuviel für mich. Meinetwegen kannst

Weitere Kostenlose Bücher