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0901 - Die Zweidenker

Titel: 0901 - Die Zweidenker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verantwortlich zu machen seist. Hast du den Bug der TAMID in der Absicht abgesprengt, diese PSI-Macht zu vernichten?"
    „Ich erinnere mich nicht mehr", sagte Goran-Vran. „Seit meinem Unfall habe ich gelegentlich Gedächtnislücken."
    „Und zwar immer dann, wenn es dir gerade in den Kram paßt", sagte Jennifer enttäuscht. „Du lügst bewußt, Goran, und du tust das nicht einmal sehr geschickt. Das mit den Erinnerungslücken nehme ich dir nicht ab. Wir haben dein Psychogramm erstellt, und das ist völlig normal."
    Goran-Vran wirkte erstaunt. „Soll das heißen, ihr habt herausgefunden, daß ich ein ganz normaler Loower bin?" fragte er und ließ die Luft seiner Sprechblase pfeifend entweichen, was Jennifer als Zeichen der Erleichterung wertete. „Und ich habe schon geglaubt, daß etwas mit mir nicht stimmt. Ich fürchtete schon um mich, weil ich meine Orientierung verlor und nicht mehr zur Neunturmanlage zurückfand."
    „Unserer Ansicht nach bist du ein ganz normaler Loower", sagte Jennifer bestätigend. „Du wirkst nur nicht so schizoid und zwiespältig wie deine Artgenossen, sondern bist geradliniger.
    Aber das mag darauf zurückzuführen sein, daß man dich im Umgang mit Menschen besonders geschult hat. Ich kann dir bestätigen, daß du deiner Aufgabe vollauf gerecht geworden bist und es beinahe geschafft hättest, mich zu täuschen, Goran."
    „Was soll das bedeuten, Jenny?" fragte der Loower. „Was willst du nun damit wieder sagen?"
    Die Tür ging auf, und Ronald Tekener erschien wie auf ein verabredetes Zeichen. Tatsächlich hatte er mit seinem Auftritt auf diese Gelegenheit gewartet. „Deine Zeit ist um, Jenny", sagte er. „Ich habe dir die Chance für ein vertrauliches Gespräch mit deinem Schützling gegeben." Mit unverhohlen scheinendem Spott fügte er hinzu: „Hattest du sie wenigstens nützen können?"
    Sie schüttelte den Kopf und sagte bedauernd zu dem Loower: „Schade, daß du die Gelegenheit nicht wahrgenommen hast, mir die volle Wahrheit zu sagen, Goran. Nun kann ich dir nicht mehr helfen, du gehörst Tek."
    Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und verließ den Raum. „Was soll das?" fragte Goran-Vran. „Was hat sie nur?"
    „Sie ist enttäuscht von dir, Goran", sagte Tekener und schwang sich rittlings auf einen der beiden Sessel. „Sie hat sehr viel von dir gehalten, aber ich habe ihr gleich gesagt, daß du ein falscher Heiliger bist. Jetzt hat auch sie die Wahrheit über dich erkennen müssen."
    „Welche Wahrheit?" fragte der Loower scheinbar irritiert. „Gib dir keine Mühe, Goran. Das Spiel ist aus."
    „Willst du mir das nicht näher erklären, Tek?"
    „Liebend gerne." Ronald Tekener verzog sein Narbengesicht zu einem Grinsen, das dem Loower inzwischen sattsam bekannt war und das ihn nichts Gutes ahnen ließ. „Ich war von allem Anfang an der Meinung, daß dein Auftauchen in der Marskolonie nicht zufällig geschah. Für meinen Geschmack ging alles zu glatt und komplikationslos. Du warst auf einmal da, hast dich anstandslos gefangennehmen lassen, ohne zu protestieren und ohne ein einziges Mal zu begehren, zu deinem Volk zurückgebracht zu werden. Das erweckte sofort in mir den Verdacht, daß du dich uns absichtlich in die Hände gespielt hast."
    „Einen Moment, Tek", sagte Goran-Vran und hob beide Tentakel in einer fast menschlich anmutenden Beschwichtigungsgeste. „Du kannst doch nicht im Ernst meinen, daß ich mich freiwillig dem Mob ausgeliefert und eine Lynchjustiz riskiert habe."
    „Damit habt ihr Loower natürlich nicht gerechnet", sagte Tekener. „Ihr lebt im Kollektiv, einer für alle, alle für einen. Ihr habt uns ja auch nicht geglaubt, daß es einen Abtrünnigen wie Boyt Margor geben könnte, der aus der Reihe tanzt und ein so begehrtes Objekt wie das Auge an sich nehmen könnte und sich dazu noch weigert, es wieder herauszugeben.
    Ergo wäret ihr nie auf die Idee gekommen, eine aufgebrachte Volksmenge könnte sich gegen den Willen der Regierung gegen einen Loower wenden."
    „Immerhin wissen wir, daß das terranische Volk nicht unbedingt die gleiche Meinung von uns hat, die der Erste Terraner gegenüber Hergo-Zovran vertreten hat", hielt Goran-Vran dagegen. „Wir sind uns dessen durchaus bewußt, daß die Terraner uns nicht gerade lieben."
    „Aber ihr glaubtet auch sicher zu sein, daß sich kein Terraner an einem Loower vergreifen würde", sagte Tekener. „Ihr hieltet das Volk für so vernünftig und rational denkend, daß es nicht durch irgenwelche

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