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0902 - Zurück zu den Toten

0902 - Zurück zu den Toten

Titel: 0902 - Zurück zu den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hier?«
    »Wie du siehst.«
    Olivia schloß die Tür. »Und was hält dich am Fenster oder zieht dich dort so magisch an?«
    »Ich warte.«
    Olivia sprach erst, als sie dicht neben ihre Schwester getreten war. »Ja, du wartest, aber bis du auch sicher, daß derjenige hier erscheinen wird?«
    »Ganz sicher.«
    »Keine Furcht?«
    »Nein.«
    »Aber ich!«
    Amanda ließ einige Zeit vergehen, dann lachte sie. »Du hast Furcht? Warum denn?«
    »Ich kann es dir nicht erklären, aber es ist so. Ich habe Furcht, denn ich fühle, daß sich unser beider Leben ändern wird.«
    »Hoffentlich!« stieß Amanda hervor. »Hoffentlich wird es sich ändern, Schwester.«
    Olivia antwortete nicht. Eine derartige Antwort hätte sie nicht erwartet.
    »Meine Güte«, flüsterte sie nach einer Weile. »Wie kannst du nur so etwas sagen, Amanda? Bist du denn nur unzufrieden gewesen mit deinem Dasein?«
    »Wenn ich jetzt darüber nachdenke, schon.«
    »Was war denn so schlimm?«
    Amanda umklammerte mit beiden Händen die innere Kante des Fensterbretts. »Die Langeweile, Olivia, die war so schlimm. Ob du es glaubst oder nicht, ich habe beinahe darum gebetet, daß etwas passiert. Daß ein Ereignis eintritt, um mich aus diesem Trott hervorzuholen. Wir haben in den Tag hineingelebt, wir haben nicht viel gebraucht, wir haben unsere Berufe aufgegeben und leben von dem, was uns die Eltern hinterließen, und wir hätten davon auch noch einige Jahre weiterleben können. Das alles ist richtig, das mag auch für manche Menschen wunderbar sein, aber nicht mehr für mich, Olivia. Ich wollte mehr, ich wollte vor allen Dingen etwas anderes, wenn du verstehst.«
    Olivia legte eine Hand auf die Schulter ihrer Schwester. »Nicht so direkt Amanda, aber ich kann es schon begreifen. Du bist eben nicht so wie ich, wäre auch schlimm.«
    Amanda Serrano lachte leise. »So darfst du das auch nicht sehen, aber wir sollten froh sein, daß uns diese Nacht den entscheidenden Kick geben wird.«
    »Nun ja, ich kann nichts dagegen haben, aber von den - ahm anderen ist noch niemand gekommen?«
    »Nein, aber sie sind unterwegs.«
    »Das weißt du?«
    »Ich spüre es.« Amanda nickte ins Freie hin. »Es kommt etwas auf uns zu, Olivia. Es ist noch nicht da, aber es ist auch nicht weit entfernt, das kannst du mir glauben. Ich habe eine Antenne dafür, und du wirst erleben, daß wir nicht mehr lange zu warten brauchen.«
    »Bist du nicht müde?«
    »Nein, warum das denn?«
    »Sonst hätte ich Kaffee gekocht.«
    »Das kannst du trotzdem.«
    »Gut, aber später.«
    »Was hast du vor?«
    »Ich wollte noch nach unserem Gefangenen schauen.«
    Amanda hob die Schultern. »Warum denn? Er ist in dem Verlies gut aufgehoben.«
    Olivia schaute zu Boden. »Da hast du im Prinzip recht. Ja, das stimmt sogar. Dennoch traue ich ihm nicht. Ich habe einfach das Gefühl, daß etwas nicht stimmt. Ich habe ihn nicht als einen ängstlichen Menschen erlebt. Er wird alles versuchen, er ist zudem ein guter Polizist. Das spürt man, zumindest ich.«
    »Du hast doch noch seine Waffe?«
    »Aber sicher.«
    »Zur Not kannst du ihn erschießen.«
    Olivia schwieg.
    »Traust du dich nicht?«
    »Davon einmal abgesehen, Amanda. Wolltest du ihn nicht deinen Freunden überlassen?«
    Sie lachte. »Meine Freunde sind bald auch deine Freunde. Damit mußt du dich abfinden, denn…« Mitten im Satz schwieg sie und hob langsam den rechten Arm an.
    »Was ist denn?«
    »Schau, Olivia!« zischelte Amanda. »Schau nach draußen. Sieh nach vorn, da sind die Gestalten. Himmel, sie sind da. Sie sind tatsächlich gekommen.« Amanda preßte ihre Hände zusammen und drückte sie gegen die Brust. »Meine Güte, ich kann es kaum fassen. Ich weiß einfach nicht, was ich noch glauben soll. Sie sind - verdammt, sie haben uns nicht im Stich gelassen.«
    Olivia hörte kaum hin, sie starrte in die Finsternis hinein und suchte nach irgendwelchen Bewegungen. Noch konnte sie nichts erkennen, die Dunkelheit klebte am Boden fest, sie wirkte wie eine starre Wand.
    Nicht überall!
    Plötzlich mußte auch Olivia erkennen, daß ihre Schwester recht gehabt hatte.
    Da bewegte sich tatsächlich etwas durch die Dunkelheit. Es war nicht nur eine Gestalt, es waren gleich drei von ihnen, die sich dem Haus näherten.
    »Da sind sie!« hauchte Amanda. »Wunderbar, sie haben das Versprechen gehalten.«
    Olivia konnte die Euphorie ihrer Schwester nicht teilen. Sie wußte ebenfalls, daß diese Nacht entscheidend werden würde, aber eine völlige Änderung ihres

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