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0902 - Zurück zu den Toten

0902 - Zurück zu den Toten

Titel: 0902 - Zurück zu den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht ersetzen, aber ich hielt wenigstens etwas in der Hand, um mich zu wehren.
    Dabei interessierte mich das Regal besonders. Bisher hatte ich dort nur Töpfe, Tassen oder Schalen gesehen. Einige von ihnen waren ja zu Boden gestürzt und zerbrochen, andere Verteilten sich noch auf den staubigen Brettern.
    Die kleine Flamme des Feuerzeugs glitt am Regal entlang. Vielleicht lag dort noch ein Hammer oder ein Meißel. Meinetwegen auch ein Schraubenzieher.
    Leider hatte niemand ein Drehbuch geschrieben. Ich stand mitten im Leben und sah nichts. Weder in den oberen, noch in den unteren Fächern. Da gab es keinen Gegenstand, den ich als Waffe einsetzen konnte. Wenn etwas schiefging, dann richtig, obwohl ich mich nicht beschweren konnte, schließlich hatte ich mich von meinen Fesseln befreit.
    Ein paar Teller standen noch übereinander in der unteren Regalreihe.
    Als Wurfgeschosse eigneten sie sich, zu mehr aber auch nicht. So blieb mir nichts anderes übrig, als abzuwarten und zwischendurch meine Gymnastik zu machen, denn ich wollte in Form bleiben.
    Die Wirkung der K.o.-Tropfen im Kaffee war verflogen. Außer einem dumpfen Gefühl im Kopf war nichts zurückgeblieben.
    Ich dachte an die beiden Schwestern.
    Sie waren schon komische Vögel und hatten auf mich den Eindruck gemacht, als hätten sie sich in dieser Einsamkeit regelrecht verkrochen, um mit der übrigen Welt nichts mehr zu tun zu haben. So konnten sie ihren eigentlichen Aufgaben nachgehen, und da stellte sich die Frage, aus was sich diese zusammensetzten.
    Von Marcóte wußte ich, daß sie über das Geheimnis der angeblich lebenden Toten Bescheid wußten, denn die Schwestern waren die Kontaktadresse für den Killer gewesen. Über sie wäre er an die neuen Helfer herangekommen. Nur hatten die Schwestern mir gegenüber so getan, als wäre ihnen ein Mann wie Sergio Marcóte unbekannt, und das wiederum akzeptierte ich natürlich nicht.
    Etwas war da falsch. Da lief einiges nicht so zusammen, wie ich es gern gehabt hätte, aber ich wollte nicht klagen und abwarten, was diese Nacht noch brachte, die recht jung war, denn als ich auf die Uhr schaute, da waren es noch mehr als zwei Stunden Zeit bis Mitternacht.
    Mal sehen…
    Ich lehnte mich neben dem Regal an die Wand und blieb sehr still. Man kann sich an Stille gewöhnen, nur mich machte sie nervös. Als Gefangener war es immer so, denn ich hörte kein einziges Geräusch, obwohl ich wußte, daß die beiden Schwestern das Haus nicht verlassen hatten. Es kam auch keine von ihnen mehr zu mir, um mir etwas zu trinken oder zu essen zu bringen. Sie hielten sich bewußt zurück, als würden sie damit einen bestimmten Plan verfolgen.
    Ich hielt es an meinem Platz nicht mehr aus und bewegte mich auf die Tür zu. Viel Sinn hatte es nicht, ich tat es trotzdem und preßte mein Ohr gegen das Holz.
    Nein, es war nichts zu hören. Keine Stimmen, keine Tritte, keine anderen Geräusche.
    Der Ärger darüber floß als Fluch über meine Lippen, und so zog ich mich wieder zurück.
    Wieder unternahm ich die Wanderung durch das Verlies, um meine Gelenke geschmeidig zu halten. Die kleine Blutung war längst gestillt, und auf der Wunde hatte sich eine leichte Kruste gebildet.
    Kein Geräusch drang an meine Ohren. Ich wußte nicht mal, ob es windig war oder nicht. Die Stille machte mich immer nervöser, und die Wut über meine eigene Untätigkeit breitete sich in meinem Körper aus wie ein bösartiges Geschwür.
    Mein Blick wechselte zwischen Tür und Fenster hin und her. Als ich wieder mal in Richtung Fenster schaute, blieb ich mitten in der Gehbewegung stehen.
    Da war etwas!
    Mehr eine Ahnung als ein konkretes Wissen. Aber meine Ahnungen hatten sich schon oft zu einem Wissen verdichtet, und ich wollte auch nicht auf der Stelle stehenbleiben. Mit zwei lautlosen Schritten hatte ich die unmittelbare Nähe des Fensters erreicht. Ich mußte nur den Kopf leicht anheben, um hindurchschauen zu können.
    Drei Schatten waren starr, die Gitterstäbe, die ein Eindringen von außen verwehrten.
    Und doch schien es so zu sein, daß jemand versuchen wollte, in den Keller zu klettern, und zwar durch das Fenster, denn jenseits der Gitterstäbe sah ich zwei weitere Schatten, die zwar starr standen, sich aber trotzdem bewegten, weil der Wind - und das sah ich nun deutlich mit den Hosenbeinen spielte.
    Sie standen sicherlich nicht leer in der Gegend. Ich ging davon aus, daß jemand gekommen war.
    Sofort zuckten mir die Vermutungen durch den Kopf. Wieder erinnerte

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