0903 - Der Quellmeister
lautete Kerm-Tzakors Antwort. „Aufgrund meiner letzten Eingaben hat der Rechner eine Spur aufgenommen, aus der ich nicht schlau werde.
Er verlangt Zusatzinformationen über die Kosmischen Burgen. Was weißt du damit anzufangen?"
Burnetto-Kup dachte nach. „Die Kosmischen Burgen", sagte er. „Pankha-Skrin hat davon gesprochen.
Sie sind das vierte Zeichen, das er in der Nähe der Materiequelle zu finden erwartet."
„Was wissen wir über die Kosmischen Burgen?" drängte Kerm-Tzakor. „Nichts", antwortete Burnetto-Kup. „Nur, daß es sie geben soll. Und zwar dort, wo sich die Materiequelle befindet."
Kerm-Tzakor war nicht sonderlich beeindruckt, das erkannte man am Klang seiner Stimme, als er sagte: „Ich werde es den Rechner wissen lassen. Hoffentlich kann er etwas damit anfangen."
„Versuche dein Bestes!" trug Burnetto-Kup ihm auf.
Dann schaltete er die Verbindung ab und kehrte zu dem Antigrav-Schacht zurück, durch den er weiter in die Tiefe sank.
In der Einsamkeit des halbdunklen Raumes, in den er sich gewöhnlich zum Meditieren zurückzog, faßte Pankha-Skrin, der Quellmeister, einen schwerwiegenden Entschluß.
Er würde sich den Verfolgern stellen.
Er hatte zu analysieren versucht, ob die Fremden ihm womöglich in freundlicher oder zumindest nichtfeindlicher Absicht folgten. Der Entschluß wäre ihm dann wesentlich leichter gefallen. Aber das Ergebnis der Analyse war negativ. Die Fremden hätten mühelos mit ihm Kontakt aufnehmen können, als er sich mit der RIESTERBAAHL in der Nähe der Materiequelle aufhielt. Sie hatten jedoch keinen Versuch der Kommunikation unternommen. Auf der anderen Seite versuchte Pankha-Skrin das Gegenargument, daß die Fremden, wenn sie wirklich von feindlichen Absichten motiviert waren, schon damals gegen ihn hätten vorgehen können. Es gab jedoch mehrere plausible Erklärungen, die diesem Einwand entgegengehalten werden konnten. Die einfachste lautete, daß die Fremden in dem Augenblick, als die RIESTERBAAHL sich vor der Materiequelle befand, zum Angriff noch nicht bereit waren. Sie mußten sich erst sammeln und formieren.
In der Zwischenzeit hatte sich das Schiff des Quellmeisters wieder mit der Kairaquola vereint und war auf Fahrt gegangen.
Obwohl die Analyse nicht schlüssig war, ging Pankha-Skrin fortan von der Voraussetzung aus, daß es sich bei den fremden Verfolgern um Gegner handelte.
Ihre Technik mußte ungewöhnlich weit entwickelt sein, wenn Nistor glaubte, daß sie sich auch durch den Pulsationsflug der Kairaquola nicht würden abschütteln lassen. Es war nicht so leicht, einer Flotte auf den Fersen zu bleiben, die sich vermittels rasch aufeinanderfolgender Transitionen durch das Universum bewegt.
Es gelang Pankha-Skrin nicht, zu ermitteln, welches die Absicht der Verfolger war. Es mochte sein, daß Der Quellmeister 31 sie das Geheimnis der Materiequelle für sich behalten wollten und in ihm einen gefährlichen Mitwisser sahen, den es zu vernichten galt. Es war aber auch denkbar, daß die Verfolger lediglich in Erfahrung bringen wollten, was er in der Nähe der Materiequelle gesucht hatte. In diesem Fall würden sie ihn gefangennehmen und verhören.
Auf diese Möglichkeit richtete sich Pankha-Skrins ganze Hoffnung.
Wenn die Fremden ihn gefangennahmen und zu ihrem Stützpunkt brachten, würde er womöglich erfahren, was aus den Kosmischen Burgen geworden war und warum er sie bei seinem Vorstoß zur Materiequelle nicht hatte finden können.
Dann wandte er seine Aufmerksamkeit dem zweiten Problem zu, das Nistor angedeutet hatte. Wie reagierten die Besatzungen der Kairaquola-Schiffe auf sein langes Schweigen? Diese Frage war aufgrund seines soeben gefaßten Entschlusses noch wichtiger geworden.
Denn die Ausführung seines Vorsatzes erforderte, daß an Bord sämtlicher Einheiten die übliche Disziplin herrschte.
Die Basis der Disziplin war das entelechische Vertrauen in die Weisheit des Quellmeisters. Dieses Vertrauen entstand zunächst aus dem Wissen, daß zu dem hohen Amt eines Quellmeisters nur der berufen wurde, der in der Tat über ein außerordentliches Maß an Weisheit verfügte, und es wurde erhalten und bestärkt dadurch, daß der Quellmeister in der Ausübung seines Amtes die richtigen Entschlüsse traf und sichtbar werden ließ, daß er mit aller Kraft - und mit meßbarem Erfolg - auf das große Ziel des loowerischen Volkes hinarbeitete.
Es hatte in der Geschichte der Loower noch keinen Fall gegeben, in dem die Mannschaft einer gesamten
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