0903 - Der Quellmeister
wie die Robotfahrzeuge, von denen die Kairaquola angegriffen worden war.
Von der Halle ging es in einen breiten Gang, der hell erleuchtet und von vielfältigem Fahrzeugverkehr erfüllt war. Der Gang beschrieb weitläufige Krümmungen, auch stieg er manchmal an oder neigte sich sanft abwärts. Er wurde von zahllosen Quergängen in allen denkbaren Winkeln gekreuzt, und dort, wo er auf von der Seite her kommende bedeutendere Verkehrsadern stieß, weitete sich die Kreuzung zu einem mächtigen Platz, auf dem es von Wesen aus Vajians Volk wimmelte.
Was jenseits der Wände zu beiden Seiten des Ganges verborgen lag, erfuhr Pankha-Skrin zunächst nicht. Dafür machte ihn Vajian in blumiger Sprache mit dem Alltag seines Volkes vertraut.
Der Quellmeister erfuhr, daß dieses Volk sich die Zaphoorer nannte und den bebauten Asteroiden als seine Heimat ansah. Der Asteroid hieß „das Große Gasthaus", und Pankha-Skrin hatte den Eindruck, daß sich hinter dieser Bezeichnung ein besonderer Zusammenhang verbarg, den Vajian ihm jedoch nicht offenbaren wollte. Die Zaphooren, schien es, waren in mehrere Stämme zergliedert, die sich gewöhnlich Bruderschaften nannten. Es gab jedoch auch Kohorten, Gewerk- und Gefolgschaften, Parteien, Fraktionen und was der Namen mehr sind.
Pankha-Skrin erfuhr, daß diese Unterabteilungen des zaphoorischen Volkes nicht immer gut aufeinander zu sprechen waren. Man mag daran zweifeln, daß derlei Aufklärung in Vajians Sinn gelegen hatte. Der Quellmeister kam selbst dahinter, und das ging so: Pankha-Skrin hatte ein zuverlässiges Orientierungsvermögen. Er bemerkte, daß der Gang manchmal weit ausholende Schwenkungen machte, nur um kurze Zeit später wieder zu seinem ursprünglichen Kurs zurückzukehren. Der Sinn dieser Umwege, die sich im Lauf der Zeit zu mehreren Kilometern summierten, war dem Quellmeister nicht klar. Er wandte sich mit einer dementsprechenden Frage an Vajian, den Oberbruder.
Der Techno-Spürer zögerte zunächst mit der Antwort. Schließlich aber erklärte er: Der Quellmeister 55 „Es gibt im Großen Gasthaus insgesamt acht hohe Türme. Diese werden von den Bruderschaften der Frauen bewohnt. In jedem Turm haust eine Bruderschaft, die von einer Vorsteherin befehligt wird. Über alle Bruderschaften der Frauen aber herrscht die Frauenkönigin. Ihr Name ist Garlotta. Sie ist ein fettes häßliches Weib und von unglaublicher Machtgier besessen. Manchmal ist es gut, den Weibern aus dem Weg zu gehen.
Sie lassen nicht immer mit sich spaßen. Die Schleife, die wir eben durchführen, führt um die Basis des Turmes herum, in dem die Bruderschaft der Unabhängigen Frauen wohnt. Ihre Vorsteherin ist die Schiefäugige Salsaparu. Mit ihr ist besonders schwer auszukommen."
Damit gab Pankha-Skrin sich zufrieden.
Seinem entelechischen Denken fiel es schwer, sich ein Volk vorzustellen, dessen Mitglieder auf so engem Raum zusammenlebten und dennoch einander befehdeten, wo es doch angesichts der qualvollen Enge, die überall zu bemerken war, nur eine denkbare Lösung gab: die Zusammenarbeit aller. Aber der Quellmeister wußte aus langer Erfahrung, daß bei weitem die Mehrzahl der intelligenten Arten, die das Universum bevölkerten, nur über eine Bewußtseinsebene verfügten. So war das auch mit den Zaphooren der Fall. Ihre Zwistigkeiten waren das unmittelbare Resultat ihrer Unfähigkeit, entelechisch zu denken.
Die eine Beobachtung aber, die in diesen Überlegungen eine wichtige Rolle spielte, machte Pankha-Skrin immer wieder - in dem Gang, durch den sie sich bewegten, an den Gangkreuzungen und auf den großen Plätzen: Diese Welt platzte vor Leben fast aus den Nähten. Eine unvorstellbare Zahl von Lebewesen aller Erscheinungsformen erfüllte die Gebäude des Asteroiden.
Das scheibenförmige Fahrzeug gelangte schließlich ans Ziel. Es bog von dem Hauptgang ab und schwenkte in eine wenig befahrene Seitenstraße ein. Schließlich gelangte es auf einen runden Platz, der von einer hohen Kuppeldecke überwölbt war. Im Hintergrund erblickte Pankha-Skrin ein mächtiges, reich verziertes Portal. Davor war eine Abteilung von Zaphooren aufmarschiert, die allesamt womöglich noch bunter gekleidet waren als Vajian.
Allerdings war die Buntheit ihrer Kleider einheitlich, so daß der Quellmeister schloß, es handle sich um Uniformen.
Die Scheibe landete unmittelbar vor den Uniformierten. Vajian sprang über den Rand des Fahrzeugs und erstattete einen kurzen Bericht in einer Sprache, die Pankha-Skrin nicht
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