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0903 - Der Schattenkelch

0903 - Der Schattenkelch

Titel: 0903 - Der Schattenkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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die ich an dir schätze. Und nun lass uns trinken.«
    Sie stießen an und Agamar sagte: »Auf unsere Partnerschaft!« Dann leerte er seinen Kelch in einem Zug. Dabei beobachtete Myalon ihn mit argwöhnischen Blicken. Erst als Agamar den Kelch von den Lippen nahm und sich das Maul mit dem Unterarm abwischte, schwand das Misstrauen aus den Augen des Angstdämons.
    »Auf unsere Partnerschaft!«, sagte schließlich auch er und trank.
    Agamars Maul verzog sich zu einem Grinsen und entblößte eine Reihe gelbbrauner, fleckiger Hauer.
    »Ja, trink, mein Freund!«, flüsterte er. Als er sah, wie die Symbole des Einschlusszaubers auf dem Kelch erloschen, fügte er hinzu: »Mein leider viel zu früh von uns gegangener Freund!«
    Ein heiseres Lachen entrang sich seiner Kehle.
    Der Angstdämon Myalon nahm das nun leere Gefäß von den Lippen. »Was erheitert dich?«
    »Du!«, spie Agamar ihm entgegen. »Du erheiterst mich! Dein Misstrauen und deine Umsicht erheitern mich. Vor allem aber erheitert mich, dass du trotz deiner Vorsicht gerade Gift getrunken hast.«
    »Gift? Du hast mir Gif…?« Weiter kam Myalon nicht. Seine ohnehin schon scheußliche Fratze verzog sich zu einer unbeschreiblichen Grimasse. Zum ersten Mal in seiner Existenz zeichnete sich in seinem Gesicht das Entsetzen ab, das er bisher nur von Menschen gekannt und von dem er sich ernährt hatte. Zum ersten, aber auch zum letzten Mal.
    Myalon sank auf die Knie. Er griff sich an den Hals, als wolle er sich selbst erwürgen. Er öffnete den Mund zu einem letzten Schrei, doch kein Laut erklang. Stattdessen schoss eine blauweiße Flammenzunge zwischen seinen Lippen hervor, peitschte zwei, drei Mal durch die Luft und umschlang schließlich seinen Kopf. Von dort aus wanderte sie weiter, schlängelte sich am Oberkörper hinab und wand sich um Arme und Beine. Es dauerte nicht lange, bis die Flamme erlosch. Das Einzige, was sie von Myalon übrig ließ, war ein kleines Häufchen grauer Asche.
    Erst in diesem Augenblick verklang Agamars Lachen. Mit drei schnellen Schritten hatte er die Asche erreicht und kniete sich davor nieder. Mit beiden Händen schaufelte er Myalons Überreste auf und stopfte sie sich ins Maul. Der Zauber, der dem Gift zugrunde lag, verbrannte sein Opfer nämlich nicht einfach nur, sondern er extrahierte all die Kraft und Macht des Vergifteten in der Asche! So wie Agamar schon die Stärke von bisher sieben hochrangigen Dämonen in sich aufgenommen hatte, machte er nun auch Myalons Kraft zu seiner eigenen.
    Irgendwann würde er stark genug sein, um Lucifuge Rofocale von dessen Thron zu stoßen. Agamar, der Ministerpräsident der Hölle! Ja, das hatte Klang!
    Nein , korrigierte er sich selbst. Nicht irgendwann, sondern bald! Sehr bald!
    Er richtete sich auf und straffte den Körper. Auf einen Pfiff hin sammelte sich das Rudel Schattenhunde zu seinen Füßen. Dreizehn dieser wunderbaren Wesen hörten auf sein Kommando.
    Agamar tätschelte den Schattenhund zu seiner Linken.
    »Wieder hat mich das bedauerliche Ableben eines guten Freundes der Macht einen Schritt näher gebracht«, sagte er und lachte wieder.
    »Bist du dir da sicher?«, fragte ihn jemand.
    Agamar drehte sich um und das Lachen blieb ihm im Hals stecken.
    Vor ihm stand Lucifuge Rofocale!
    ***
    Ohne darüber nachzudenken, rief Zamorra das Amulett. Sofort materialisierte es in seiner Hand. Er riss den Arm hoch und streckte Merlins Stern der schwarzen Wolke entgegen.
    Nur wenige Zentimeter vor dem Professor verharrte die Wolke in der Luft und… beobachtete ihn?
    Ja, Zamorra hatte das Gefühl, von ihr beobachtet zu werden. So als belauere sie ihn und warte auf etwas, vielleicht auf einen Moment der Unachtsamkeit.
    Doch war das überhaupt eine Wolke? Aus der Nähe betrachtet wirkte dieses Etwas, mit dem sich Zamorra gerade eine Art Blickduell lieferte, eher wie ein Schatten oder eine schwerelose Öllache.
    Noch immer war seine Körperhaltung auf dem Teppich ein Mittelding zwischen Liegen und Sitzen. Ohne Merlins Stern zu senken und vor allem ohne den Schatten auch nur einen Wimpernschlag aus den Augen zu lassen, stemmte Zamorra den Oberkörper hoch. Dann mühte er sich in eine kniende Stellung.
    »Alles in Ordnung?«, hörte er Chefinspektor Robin fragen.
    »Alles bestens!«, antwortete er. »Bleib wo du bist.«
    »Was ist das?«
    »Keine Ahnung!«
    Zamorra rutschte auf den Knien ein paar Zentimeter nach vorne und dem Schatten entgegen, doch der wich die gleiche Distanz zurück. Das Amulett blieb

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