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0904 - Der Krieger der weißen Stadt

0904 - Der Krieger der weißen Stadt

Titel: 0904 - Der Krieger der weißen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Ausgabe.
    Pykurr hatte schon immer den Traum gehabt, so sehen zu können wie die Herrscher. Wenn sie mit ihm sprachen, hatte er oft von weichen und saftigen Hügeln gehört, die in vollem Grün erstrahlten - oder von Bäumen und Tieren, von prächtig bemalten Gebäuden. Eine Kaskade von Farben und Formen! So zu sehen war alles, was er sich wünschte.
    War es ein Geschenk an ihn? Eine Gabe zum Dank für seine perfekten Dienste? Oder lag ein anderer Sinn in diesem Präsent? Er hatte nie gewagt, dies zu erfragen. Er hatte es einfach genossen.
    So wie er es als Privileg betrachtete, einen Namen zu besitzen. Kein Praetor, kein Ductor konnte das von sich sagen. Pykurr hatte sich als Erwählter gefühlt, der den Herrschern näher als jeder andere sein durfte.
    Doch dann war der Tag gekommen, an dem der Plan zum Tragen kam. Die Herrscher hüllten ihre Welt in magische Dunkelheit - in eine ewige Nacht ohne Sterne. Pykurr hatte das zunächst kaum ertragen können. Nur langsam hatte er sich gefangen, sich wieder an das alte Sehen gewöhnt.
    Scharfkantig zeichnete der Herrschersitz sich nun vor ihm ab. Er wusste, dass die Kuppel in reinstem Weiß erstrahlte, dass über ihrem höchsten Punkt, der gut 60 Fuß über dem Boden lag, eine schwarze Flamme erstrahlte. Jetzt sah er jedoch nur die Umrisse von all dem, eine Art von Kantendetektion, die zwar enorm präzise war… für Pykurr jedoch schmerzliche Erinnerungen an die reale Sicht brachte.
    Seltsam, aber heute gingen ihm Dinge durch den Kopf, die ihm früher niemals eingefallen wären. Nie hätte er sich die Frage gestellt, warum er, der engste Diener der Herrscher, noch nie einen seiner Herren gesehen hatte? Doch warum sollten sie mit ihm eine Ausnahme machen? Niemand hatte sie je gesehen.
    Eine leise Stimme umspielte die Kuppel und drang an Pykurrs Ohren.
    »Der Plan, Pykurrer ist nicht gescheitert.«
    Der Ductor senkte seinen kantigen Schädel.
    »Nein, sicher nicht. Ihr werdet alles wieder richten.«
    Pykurr hörte ein leises Lachen, ganz hell und rein.
    »Ja, natürlich werden wir das tun. Wir müssen es, denn der Feind kommt immer näher. Das wissen wir ganz sicher. Eine neue Knotenwelt ist bereits gewählt. Doch zuvor muss etwas getan werden. Bring den Krieger Armakaths zu uns.«
    Pykurr überlegte einen Moment, denn er wusste nicht so recht, was er den Herrschern nun antworten sollte. Sie mussten doch wissen, was in der weißen Stadt geschehen war. Pykurr entschloss sich zu der ungeschönten Wahrheit.
    »Herrscher… ihr wisst doch, dass der Krieger dieser Stadt sich nicht im Kokon befindet. Er ist abtrünnig, gehört mit hoher Gewissheit zum Band der Speere , in dem sich die verräterischen Krieger zusammengeschlossen haben.«
    Die Stimme unterbrach ihn.
    »Die Krieger waren schon immer ein Problem. Doch du hast uns nicht richtig zugehört. Wir sagten nicht, dass du ihn aus Armakath holen sollst. Wo er auch immer ist - bring ihn zu uns.«
    Pykurr war ratlos. »Er befindet sich nicht einmal in der Dimension, in der die weiße Stadt existiert… wie soll ich…«
    »Du wirst ihn finden. Wir müssen nur den Kriegsruf zu ihm senden, dann wird er den Schutz seiner Brüder zwischen den Sternen suchen. Ihn dort zu finden, wird dir doch keine Probleme bereiten, nicht wahr?«
    Pykurr blickte nach wie vor demütig zu Boden. Er nickte rasch.
    »Ich werde ihn zu euch bringen. Soll er hier bestraft werden?«
    Die Antwort kam säuselnd. »Wir werden sehen. Er muss auf den Plan eingeschworen werden. Er kann wichtig sein als Bindeglied zwischen Armakath und seiner eigenen Welt. Nun geh. Lass uns nicht zu lange warten, hörst du?«
    Das klang zwar überaus freundlich, doch Pykurr konnte die leise Drohung nicht überhören, die in den Worten lag. Sie waren ungeduldig. Besser, sie ließen das am Ende nicht an ihm aus.
    Ehrlich gesagt war er sogar froh über diesen Auftrag, denn wenn er nach dem Krieger suchte, würde er die Herrlichkeit des Alls sehen. Richtig sehen! Er aktivierte seinen Speer , mit dem jeder Krieger jede Welt ansteuern konnte, die eine weiße Stadt trug.
    Pykurr war der Diener der Herrscher, doch auch er war ein Krieger.
    Der Krieger des Zentrums der Angst !
    ***
    Professor Zamorra gähnte heftig und laut.
    »Du bist eingeschlafen, Professorchen.« Zamorra blickte verblüfft zu van Zant, der ihn gemein angrinste. Voll erwischt!
    »Ich? Niemals.« Dann zögerte er einen Augenblick. »Wie lange?«
    Van Zant lachte auf. »Vielleicht zehn Minuten lang. Aber wen wundert das?

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