0905 - Die Anstalt
Beisein der Kinder bewusst zurück. »Und die Ladies? Drüben im ersten Zimmer? Haben sie sich auch zurückentwickelt - oder besser gesagt, verjüngt? War es das, was Sie uns demonstrieren wollten?«
Hogarth nickte. »Sie waren alle um die achtzig, als auch sie von etwas ›getroffen‹ wurden, über dessen Natur wir bislang nichts wissen. Nur dass es mit Patient X zusammenzuhängen scheint. Die Alten ziehen daraus eine Gnade, die ihnen auf keinem anderen Weg als einem Wunder hätte zuteil werden können. Zum einen sind sie durch die Verjüngung genesen, zum anderen weiß man bei ihnen aus den Krankenakten, wann in etwa ihre Probleme - und welche - in Zukunft beginnen werden. Deshalb kann man ihren Leiden vielleicht frühzeitig und gezielt entgegenwirken. Krebs ist für sie kein unentrinnbares Schicksal mehr. Das Ganze hat fast göttliche Qualität, aber ich fürchte, es steckt etwas sehr viel Unfrommeres dahinter. Es wäre schön, wenn ich mich irrte und alles wäre - in Anführungszeichen - harmlos, aber seit dem Tate-Fall, in den Patient X ja verstrickt ist, kann ich an das Reine und Gute auf der Welt nur noch schwerlich glauben…«
Zamorra verstand Hogarth nur allzu gut. Er erinnerte sich noch, als wäre es gestern gewesen, wie schwer es ihm anfangs gefallen war, sich mit der Realität von Teufeln, Dämonen und anderem Gezücht anzufreunden.
»Göttliche Qualität, hm.« Er ließ das unkommentiert. »Klar scheint, dass alle diese Leute einen dramatischen Verjüngungsprozess durchlaufen haben. Wurden sie seither auf Herz und Nieren gecheckt?«
»Sonst würde ich nicht von wundersamen Krebsheilungen und ähnlichem sprechen, ja.« Hogarth lenkte ihre Schritte zu einem weiteren Raum.
»Führen Sie uns jetzt zu dem Auslöser des Ganzen, Paul?«, fragte Nicole.
»Das wäre selbst für Sie wahrscheinlich mit unabsehbaren Risiken verbunden. Nein, lassen Sie mich ihn erst einmal aus der Entfernung - ob ich von sicherer Distanz sprechen darf, vermag ich nicht zu beurteilen - zeigen.«
Was er damit meinte, offenbarte sich, als sie ein kleines Zimmer betraten, in dem sich zwei Polizisten in Zivil befanden, die Hogarth ihnen kurz namentlich vorstellte. Die beiden überwachten gemeinsam einen provisorisch aufgebauten Monitor, der mit einem Computer verbunden war - und darüber hinaus drahtlos mit einer Kamera, deren Objektiv starr auf ein Krankenhausbett gerichtet war.
Patient X lag darin. Regungslos. Aber…
»Seine Augen sind offen!«, stellte Zamorra sofort fest. »Heißt das, er ist aus dem Koma erwacht? Gibt es hier keinen Arzt, der -«
»Ein Arzt hilft hier nicht weiter«, behauptete Hogarth. »Das habe ich alles schon durchgespielt. Die Anzeigen der Geräte - EEG, EKG - weisen die typischen Werte eines Komapatienten auf. Nach wie vor und unverändert. Warum er plötzlich mit geöffneten Augen daliegt, kann mir niemand erklären. Wenn das alles wäre, wäre es auch weniger dramatisch.«
»Von ihm soll das Phänomen ausgehen, das Angestellte und Patienten in der Umgebung seines Zimmers befallen hat?«, fragte Nicole ungläubig. »Er wirkt völlig harmlos. Im Gegenteil: Diese ganzen Drähte und Kabel… Für mich ist er ein Opfer.«
»Im Moment scheint alles normal zu sein, das stimmt«, sagte Hogarth. »Aber das kann sich erfahrungsgemäß schlagartig ändern.«
»Erfahrungsgemäß?«
»Seit wir den Roboter reingeschickt haben, an dem diese Kamera montiert ist, hat es bereits zwei Intervalle gegeben, die ahnen lassen, wozu der vermeintlich so harmlose Mister Namenlos fähig ist.«
»Ein Roboter?« Zamorra trat näher, stützte die Hände auf die Rückenlehne eines der Stühle, auf dem die Wächter saßen, und beugte sich vor, um besser sehen zu können. Auch Nicole rückte nach, nur Hogarth blieb dort, wo er war.
»Sie kennen diese Dinger sicher: Damit werden normalerweise verdächtige Pakete und Gepäckstücke auf Bahnhöfen oder öffentlichen Plätzen sichergestellt, sobald man einen Sprengstoffanschlag befürchtet. Ich habe eines der Dinger angefordert und mit einer Kamera versehen lassen. Ich wollte keinen weiteren Menschen in Gefahr bringen, solange wir nicht wissen, ob die Phasen zwischen den Intervallen wirklich gefahrlos für andere sind - und ob es einen stabilen Rhythmus gibt, in denen sie auftreten.«
»Erklären Sie mir, was Sie im Zusammenhang mit diesem Patienten unter Intervall verstehen«, forderte Zamorra den Yard-Mann auf.
Hogarth wandte sich auf einen der Beobachter, die er hier
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