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0905 - Die Anstalt

0905 - Die Anstalt

Titel: 0905 - Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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hinweg…
    Für einen Moment setzte das Bild aus. Als es wiederkehrte, lag der eben noch »flackernde« Mann ohne jede Auffälligkeit da. Keine Spur mehr von einem Pulsieren. Nur die Augen… die Augen waren immer noch unnatürlicher Weise geöffnet.
    »Ist er nun wach oder nicht?«, flüsterte Nicole.
    »Das wissen wir nicht. Ich habe es niemandem erlaubt, sich ihm zu nähern, nachdem klar war, welchen Effekt die Welle, sobald sie ausgelöst wird, auf Menschen in einem Radius von rund zehn Metern hat.«
    »So weit wurde die Verjüngung festgestellt?«, fragte Zamorra. »Auch nach oben und unten?«
    »Auch nach oben und unten«, bestätigte Hogarth.
    »Wie weit sind wir jetzt noch entfernt?«
    »Etwa dreißig Meter. Patient X befindet sich auf unserer Ebene. Warum fragen Sie? Doch nicht etwa, weil -«
    »Doch«, lächelte Zamorra. »Genau deshalb. Was dachten Sie, warum ich gekommen bin? Um hier mit Ihnen fernzusehen?«
    Er sagte es in einem Tonfall, der nicht nur Nicole klar machte, dass sein Entschluss feststand.
    Das Leben war gespickt mit Risiken. Das hier war einfach nur ein weiteres.
    So konnte man es sehen - wenn man grenzenloses Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten hatte. Und ein Amulett, das - meistens jedenfalls - auf seinen Träger Acht gab.
    »Wo genau?«, fragte Zamorra.
    Detective Hogarth verzichtete darauf, ihn aufhalten zu wollen. Letztlich hatte er ihn gerufen, um Beistand zu erhalten. Er beschrieb Zamorra den Weg, nannte ihm die vierte Tür auf der rechten Seite, den Gang hinunter.
    Zamorra gab Nicole einen innigen Kuss auf die Lippen.
    »Wofür war der?«, fragte sie, als er sich zum Gehen wandte.
    »Wofür schon.«
    »Eben. Dir ist doch klar, dass ich mitkomme.«
    Für einen Moment drohte er in überholtes Rollendenken zurückzufallen. Doch gerade noch rechtzeitig bekam er die Kurve. »Ich hatte gehofft, dass du das sagst.«
    »Lügner!«
    Er grinste frech, dann wurde er schlagartig ernst.
    »Toi, toi, toi«, verabschiedete Hogarth sie ansonsten sprachlos.
    7.
    Vergangenheit
    Die Kutsche hielt an der Absperrung. Jemand sprach mit dem Kutscher, dann kamen Schritte heran, und die Tür wurde von außen geöffnet. Die Abendsonne fiel ins Halbdunkel des Innenraums. »Sir? Ich muss Sie leider -«
    Arsenius Hall händigte dem Offizier wortlos das Dokument aus, das ihm die Königin mitgegeben hatte. Der Offizier rollte es auf, prüfte zuerst die Echtheit des Siegels und las dann den Inhalt. »Verstehe.« Er reichte das Schriftstück wieder zusammengerollt an Hall zurück. »Sie sind also eingeweiht. Und autorisiert. Dann können Sie weiter bis zum nächsten Tor fahren. Dort aber muss die Kutsche wenden und den abgesperrten Bereich umgehend verlassen. Wie Sie selbst weiter verfahren, bleibt natürlich ganz Ihnen überlassen, Sir. Aber die Generalvollmacht gilt nur für Ihre Person.«
    Hall erwiderte: »Ich brauche nur fünf Minuten - um mich umzuziehen.« Er deutete auf eine sorgfältig zusammengelegte Wärteruniform, die neben ihm auf der Sitzbank lag. »Man war so freundlich, mich so auszustatten, dass ich gegebenenfalls auch unauffällig im Millbank agieren kann - je nach Situation.«
    Der Offizier nickte und salutierte. Die Tür schloss sich. Die Kutsche rollte wieder an.
    Hall schälte sich aus seiner Montur und löste mit geübten Handgriffen die Schnalle vom Gürtel. Sie und Victorias Generalvollmacht waren alles, was er in sein Inkognito übernahm. Seine eigene Kleidung samt dem Tagebuch wickelte er zusammen und schnürte das Paket mit dem Gürtel zusammen.
    Kurze Zeit später entstieg Hall der Kutsche, reichte dem Kutscher den Packen nach oben und zahlte ihm sowohl für die Fahrt, als auch dafür, dass er das Bündel zum Palast und dort zu Twist bringen sollte, eine hübsche Stange Geld. Der Kutscher versprach mit blitzenden Augen, den Auftrag zu Halls vollster Zufriedenheit zu erfüllen, doch damit gab der sich nicht zufrieden. Mit seinen besonderen Fähigkeiten half er nach, dass der vierschrötige Kerl gar nicht erst in die Versuchung kommen würde, sich den Packen selbst unter den Nagel zu reißen. Hall entließ ihn, und der Kutscher hatte es eilig, sich davon zu machen.
    Dafür hatte Hall Verständnis. Das Millbank war nie eine gute Adresse gewesen, aber jetzt… nun, jetzt war es noch weniger als das. Viel weniger!
    Selbst im rötlichen Abendschein wirkte der riesige Bau, der sich vor ihm erhob, tot. Auf eine Art tot, als hätte es nie Leben darin gegeben.
    Hall schauderte. Nie zuvor

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