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0905 - Puppenterror

0905 - Puppenterror

Titel: 0905 - Puppenterror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich und konnte seinen Vorsprung ausbauen.
    Die Puppe bewegte sich in eine bestimmte Richtung. Anhand der lauter werdenden Geräusche ahnte ich auch, wo sie möglicherweise landen würde, in der Nähe eines Zerkleinerers für Bauschutt, der so wiederverwendet werden konnte.
    Es war tatsächlich der Schredder, den sie sich als Ziel ausgesucht hatte.
    Aus der Höhe konnte die Puppe in den riesigen Bottich hineinschauen, so nahe war sie mittlerweile herangekommen.
    Auch ich riskierte einen Blick. Das Transportband schaffte ununterbrochen Material in diesen gewaltigen Bottich hinein, in dessen Innern sich die gewaltigen Stahltrommeln drehten und alles zerhackten, was zwischen sie geriet. Mir wurde flau im Magen, als ich daran dachte, wie leicht ein Mensch hier oben abrutschen und zerkleinert werden konnte.
    Die Puppe lief weiter.
    Sie schlenkerte mit den Armen. Sie sah aus wie ein Zombie, der seinen Weg aus dem kalten Grab gefunden hatte und nun nicht genau wußte, wohin er sich wenden wollte. Er lief einfach geradeaus, er wollte nur weg, wie eben die Puppe.
    Ich starrte gegen ihren bleichen Rücken, der so widerlich glatt war und sich anfühlte wie Wachs.
    Ein leichter Glanz lag noch auf dem Körper.
    Wo sollte sie hin? Wenn sie nicht bald stoppte oder sich drehte, würde sie, wenn sie weiterlief, unweigerlich in dem Schredder landen, und dann war es auch für sie vorbei.
    Schon geriet sie ins Rutschen, denn nahe des Schredders ging es etwas steiler bergab.
    Die Puppe fing sich wieder und torkelte weiter.
    Ich hatte mich inzwischen damit abgefunden, daß ich Sie nicht mehr einholte. Ich war zu langsam gewesen. Und jetzt begab ich mich nur in eine unnötige Gefahr, wenn ich die Verfolgung nicht abbrach.
    Die Puppe stürzte sich plötzlich nach vorn, wie ein Schwimmer, der darauf gewartet hatte, endlich ins kühle Naß springen zu können. Und mit der gleichen Power jagte die Puppe auf den Schredder zu. Mir kam es vor, als wollte sie sich im letzten Augenblick noch zurückwerfen, das aber war nicht mehr möglich. Das Hochwerfen der Arme sah ich als eine Alibifunktion an, denn es gab nichts in der Nähe, an dem sie sich hätte festklammern können.
    Dafür aber glitt sie weiter über den schrägen Boden, und nichts mehr hielt sie auf, als sie über den Rand hinweg in die tödliche Maschine hineinkippte.
    Ich hatte mir eine günstige Position ausgesucht. Aus dieser Höhe konnte ich in die Maschine hineinschauen, in die unablässig Gesteinsbrocken und alte Mauerteile donnerten.
    Mit dem Strom kam auch die Puppe. Sie prallte noch an der rechten Seite gegen die Innenwand, tickte ab, ich sah, daß sie sich bewegte, dann bekam sie das Übergewicht, und ich schaute nicht mehr auf ihren blanken Kopf, sondern auf die Füße, die in die Höhe ragten, als wollten sie der Zerstörung entfliehen.
    Plötzlich ruckten die Beine nach unten, als Teile des Oberkörpers bereits zerkleinert waren. Nein, ich hörte keinen Schrei, den bildete ich mir wohl nur ein. Nicht aber die Gänsehaut. Sie war von der Vorstellung hinterlassen worden, was wohl mit mir geschehen wäre, wenn ich dort in die Maschine hineingerutscht wäre. Dann jedenfalls wäre der Schrei keine Einbildung gewesen.
    Ich mußte einfach tief durchatmen und das trotz der verseuchten Luft.
    Dann drehte ich mich um und verließ mit müden Schritten die Müllhalde.
    Die erste Schlacht war vorbei. Gewonnen aber hatte ich nichts. Ich stand wieder am Beginn und fragte mich, wo ich den Hebel jetzt ansetzten sollte. Mir wollte es einfach nicht in den Sinn, daß diese Puppe nur ein Einzelfall gewesen war.
    Da steckte wohl mehr dahinter, viel mehr…
    ***
    Die alte Bude hatte man gelassen. Ein Stück Nostalgie, die zur Müllkippe gehörte und aus der Zeit stammte, als die Anlage noch nicht modernisiert worden war, Und die Bude wurde von den Arbeitern gern als Pausenraum benutzt. Obwohl sie gewissermaßen mitten im Dreck stand, war sie ziemlich gemütlich und mit zwei Bänken, einem Tisch, und einem Metallschrank eingerichtet, dessen Türen offenstanden. Auf der Innenseite einer Tür klebte das Bild eines nackten Mädchens, das an einem Eis lutschte.
    Mich interessierte nicht das Bild, sondern zunächst einmal die Kaffeemaschine, die im Hintergrund blubberte. Sie hatte ihren Platz auf einer Drehbank gefunden, und den Kaffee, den hatte Slim Baker ausgegeben, weil er der Meinung war, daß wir beide einen guten Schluck vertragen konnten, was auch stimmte.
    »Ja, dann habe ich hier noch etwas«,

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