Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0905 - Puppenterror

0905 - Puppenterror

Titel: 0905 - Puppenterror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
befand, war in den Hintergrund getreten, als wäre es von unsichtbaren Händen zur Seite geschoben worden. Dafür sah sie die Umrisse auch nicht scharf und frei, über ihnen lag ein milchiger Film, ähnlich wie die Werbespots im Fernsehen, wenn sie mit einem Weichzeichner gedreht wurden.
    Was tat der Puppendoktor?
    Es schien so, als hätte er nur auf die Bewegung des Kindes gewartet, denn in seinem Gesicht zuckte es. Zuerst bewegten sich nur die Lippen, und Alice fragte sich, ob er lächeln wollte, aber der Puppendoktor lächelte nicht. Er grinste. Ja, er grinste sie an, es kam ihr wissend, triumphierend und böse vor. Wie jemand, der ihr sagen wollte: Paß auf, kleine Alice, ich habe deine Träume verlassen und bin zu dir in deine Welt gekommen. Du wirst noch viel Spaß mit mir bekommen, meine Kleine.
    Alice zitterte. Nicht vor Kälte, im Zimmer war es angenehm warm. Es war die Angst, die Furcht vor dem Unfaßbaren, das von dieser Umgebung Besitz ergriffen hatte. Ja, es war einfach unfaßbar für sie. Die Träume hatten Gestalt angenommen, und sie spürte, wie etwas über ihren Rücken hinab nach unten rann und als kalter Schauer sogar ihre Kniekehlen erreichte.
    Während des Grinsens hatte sich auch das Gesicht des Puppendoktors verzogen. Die Haut bewegte sich, als bestünde sie aus einer Gummimasse, die über die Knochenformation gezogen worden war.
    Es sah einfach häßlich aus. Möglicherweise lag es auch an der braunen Farbe, die so stark an Baumrinde erinnerte, doch da war sich Alice nicht sicher.
    Ob er wohl sprechen konnte? Sich aus dem Spiegel heraus mit ihr unterhalten konnte?
    Das wäre natürlich die Krönung gewesen, aber der kleine Mensch tat nichts dergleichen. Er blieb auf seinem Platz stehen, grinste zudem nicht mehr, sondern bewegte jetzt seinen linken Arm. Dessen Hand umschloß den Bügel der auffälligen Arzttasche, über die sich Alice ebenfalls Gedanken machte und sich fragte, welchen Inhalt sie wohl barg.
    Er schwang die Tasche vor und zurück. Vor und zurück. Immer und immer wieder.
    Alice stand da und staunte, denn sie war auf ein anderes Phänomen aufmerksam geworden. Daß sie oft als kleine Träumerin bezeichnet wurde und oft in ihre Welt abtauchte, hatte mit Auffassungsvermögen oder Intelligenz nichts zu tun, was sich in den Überlegungen des Kindes deutlich hervorkristallisierte.
    Ihrer Meinung nach hätte die Tasche nicht in der Spiegelfläche bleiben dürfen. Durch den Schwung nach vorn hätte sie ihr Gefängnis verlassen müssen, nur war das nicht geschehen. Die Tasche und auch der Puppendoktor blieben im Spiegel.
    Das Kind konnte es nicht ändern. Deshalb beließ sie es dabei. Sie kümmerte sich nicht um das Schwingen der Tasche, sondern setzte plötzlich einen Fuß vor den anderen.
    Nicht, daß sie die glänzende Fläche hätte anfassen und untersuchen wollen, nein, sie hatte etwas anderes vor. Um das Anfassen würde sie sich später kümmern. Zunächst einmal wollte sie den Spiegel ausschließlich mit den Augen untersuchen. Deshalb schwenkte sie auch kurz vor dem Kontakt nach links und ging an ihm vorbei. Die nächsten beiden Schritte brachten sie noch nicht auf die Rückseite, sie blieb neben dem Spiegel stehen, so daß sie sich mit dem seitlichen Tragegestell auf einer Höhe befand.
    Nun konnte sie von der Seite her gegen den Spiegel schauen, und sie hoffte dabei, daß es ihr endlich gelang, eine Lösung zu finden, wie und wo die Gestalt im Spiegel stand.
    Um besser sehen zu können, ging Alice sogar in die Hocke. Sie peilte sehr genau hin, sie erwartete eine Lösung - und sie mußte sich leider eingestehen, daß sie nichts zu sehen bekam.
    Der Spiegel hatte sich durch das Erscheinen des Puppendoktors nicht verändert.
    Alice kannte ihn gut genug. Zahlreiche Stunden hatte sie in ihrem Leben schon vor ihm verbracht.
    Besonders dann, wenn sie in sehr schöne Kleider geschlüpft war, denn sie wollte manchmal auch in Wirklichkeit so aussehen wie die Figuren in den Märchen.
    Es gab keine Veränderung. Der Spiegel sah aus wie immer.
    Das Mädchen verstand die Welt nicht mehr. Es drückte sich wieder hoch und spürte schon, daß sich in ihren Knien ein leichtes Zittern manifestiert hatte. Sie strich fahrig über ihr Gesicht, ließ auch die blonden Haare nicht aus und blieb wieder vor dem Spiegel stehen, ungefähr in der gleichen Entfernung wie vor ihrem kleinen Rundgang.
    Konnte er sprechen?
    Diese Frage beschäftigte sie. Er hatte sich ja bewegt, und deshalb war es auch möglich,

Weitere Kostenlose Bücher