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0905 - Puppenterror

0905 - Puppenterror

Titel: 0905 - Puppenterror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dabei immer kleiner wurde und plötzlich nicht mehr zu sehen war.
    Völlig leer und normal wie immer stand der Spiegel vor ihr. Nein, natürlich nicht leer, denn Alice sah sich selbst darin. Auf einmal fiel ihr ein, daß sie sich die ganze Zeit über, als der Puppendoktor erschienen war, nicht im Spiegel hatte sehen können. Sie hätte sich sehen müssen, doch das war nicht der Fall gewesen.
    Warum nicht?
    Eine Antwort konnte sie nicht geben. Nur ihre Knie wurden wieder so schrecklich weich, und sie mußte sich einfach setzen.
    Wie eine Kranke schlich Alice Wonderby auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch zu.
    Sie fiel darauf nieder und starrte aus dem Fenster. Die Gedanken des Mädchens drehten sich dabei nur um den Puppendoktor. Er war gekommen, hatte ihr kleines Reich betreten, hatte sie besucht, und sie wußte plötzlich genau, daß es nicht bei diesem einen Besuch bleiben würde.
    Er würde wiederkommen.
    Bestimmt!
    ***
    An einer Bude hatte ich unterwegs noch angehalten und einen Hot Dog verspeist. Man mußte ja was im Magen haben, auch wenn es nur ein weiches Brötchen mit einer Wurst darin war.
    Während ich mit einer Cola nachspülte, ließ ich mir das Erlebte noch einmal durch den Kopf gehen.
    Aus Spaß irrte bestimmt keine Puppe über den Müllplatz. Da steckte mehr dahinter, davon war ich überzeugt und auch davon, daß wir den Beginn eines Fadens zwischen den Fingern spürten, denn ich schloß Suko bereits in den Fall mit ein.
    Die Sonne hatte es wieder einmal geschafft, ein Wolkenloch zu finden. Im März hatte sie schon eine gewisse Kraft, und ich freute mich darüber, daß sie mir den Rücken wärmte.
    Zuletzt leckte ich noch den Senf von meinen Fingern, leerte die Dose, warf sie und die Papier-Serviette in den Müll und ging die wenigen Schritte zu meinem Wagen.
    Mir zuckte es ja in den Fingern, meinen Freund Suko anzurufen. Das ließ ich jedoch bleiben, weil ich ihn nicht stören wollte. Vor dem Start drückte ich den Sonnenschutz nach unten und rollte langsam, dem Verkehr angepaßt, der Londoner City entgegen.
    Von allein handelte eine Puppe nicht so und griff irgendwelche Menschen an. Es mußte jemand existieren, der ihnen den Befehl dazu erteilt hatte. Sie war auch kein Roboter gewesen, demnach hatte man sie auch nicht auf eine normale Art und Weise vorprogrammiert. Wenn schon ein Programm, dann ein magisches. Wenn es stimmte, mußten wir die Augen nach diesem magischen Programmierer offenhalten.
    Ich erreichte mein Ziel eine gute halbe Stunde später. Als ich durch die Halle ging, kam mir Glenda Perkins entgegen. »He, wo willst du denn hin?«
    Sie schlug ihren knallgelben Wollschal um den Hals. »Ich habe Hunger und werde etwas essen. Soll ich dir was mitbringen?«
    »Nein, danke, nicht nötig. Aber was anderes: Hat Suko schon etwas erreicht?«
    »Du sprichst damit die Puppen an?« Sie tippte mir gegen die Brust. »Wir haben bisher nicht viel erreicht, John.«
    »Ach, du hast mitgemacht?«
    »Klar. Was denkst du, was du uns da mit deinem Vorschlag alles aufgehalst hast?«
    »Daß es Arbeit geben würde, stand fest.«
    »Eine Menge, John.« Sie schüttelte den Kopf. »Du glaubst gar nicht, wie viele Kaufhäuser es in London gibt. Wir haben einige von ihnen schon angerufen. Suko ist noch immer dabei. Wir kamen uns bei unseren Fragen ziemlich lächerlich vor. Oder hätten wir etwa die ganze Wahrheit sagen sollen?«
    Ich schaute in ihre dunklen Augen. »Nein, das nicht. Gab oder gibt es sonst noch etwas?«
    »Ja!« erklärte sie und trat dabei einen ziemlich großen Schritt von mir weg.
    Ich runzelte die Stirn, weil ich etwas irritiert war. »Was denn noch, Glenda?«
    »Kannst du dich überhaupt riechen?«
    »Wie? Ich…« Es fiel mir wie Rollos von den Augen. »Sicher, klar, jetzt weiß ich, was du meinst. Der Kippengestank.«
    »Ja, genau, der tolle Duft einer Müllkippe.«
    »Ist es so schlimm?«
    »Für meine Nase schon.«
    »Ich habe mich daran gewöhnt.«
    »Wie auch immer.« Glenda schaute auf die Uhr. »Ich muß gehen. Wir sehen uns später.«
    »Okay.«
    Ich schaute ihr noch nach, wie sie auf den Ausgang zuging. Sie trug eine schwarze Hose und darüber eine halblange, weit geschnittene rehbraune Jacke. Das Ende des gelben Schals wehte hinter ihr her wie eine schmale Fahne.
    Ich lächelte auch dann noch, als ich im Fahrstuhl stand. Nicht allein, zwei Kollegen fuhren mit, die zwischen sich und mir einen Sicherheitsabstand ließen. Vor mir stiegen sie aus und schüttelten vor dem Verlassen des

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