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0905 - Puppenterror

0905 - Puppenterror

Titel: 0905 - Puppenterror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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machte.
    Die Treppe lief sie mit langen Schritten hoch, erreichte rasch die erste Etage und schaltete dort das Licht ein, weil es ihr im Flur zu düster gewesen war.
    Die Schatten verschwanden, der Flur lag vor ihr, und er war leer. Keiner mehr zu sehen.
    Und im Zimmer?
    Alice bekam eine trockene Kehle, als sie daran dachte. Sie glaubte nicht daran, daß sich die Gestalt zurückgezogen hatte. Der Spiegel war immerhin ein weiterer Weg für ihn gewesen, deshalb mußte sie auch damit rechnen, daß er sich dort wieder zeigte.
    Die Hand blieb auf der Klinke liegen. Alice dachte einen kleinen Schritt weiter, der für sie zugleich ein sehr großer nach vorn war. Wenn eben möglich wollte sie den Spiegel kurzerhand entfernen. Er mußte weg, er sollte nicht mehr dort stehen. Sie konnte ihn in das Gartenhaus schaffen, solange ihre Mutter noch beim Tennis war. An dem neuen Platz sollte er ihretwegen verrotten, es war ihr egal.
    Der Spiegel brachte nichts Gutes, immer nur Ärger.
    Sie nickte sich selbst zu, dann öffnete sie die Tür, trat in den Raum - und sah sofort, daß sie den Puppendoktor nicht hatte abschütteln können. Er stand im Spiegel, er grinste sie frech an, und sein faltiger Hut saß jetzt etwas schief auf dem Kopf.
    »Da bist du ja wieder!« keuchte das Mädchen.
    »Ja, da bin ich wieder!«
    Das Mädchen ging zur Seite. Es schlich um den Spiegel herum, schaute an der Rückseite prüfend von oben nach unten, sah aber nichts anderes als das Holz.
    Kein Ausgang, kein geheimnisvolles Schimmern, da war wirklich alles normal.
    Alice kam damit nicht zurecht. Sie drückte für einen Moment ihre Hände gegen die Augen und bildete sich ein, daß alles nicht stimmte, daß sie nur träumte, aber ein raschelndes Hüsteln machte ihr klar, daß sie nicht allein im Zimmer war.
    Auch der Puppendoktor hatte es geschafft, und er tat noch mehr. Er bewegte sein rechtes Bein und stieg mit einem langen Schritt aus dem Spiegel heraus…
    ***
    Jetzt ist er echt! dachte Alice. Mein Güte, jetzt ist er wirklich echt!
    Die Gedanken wirbelten, sie wollten sich selbständig machen, sie wollten nicht mehr zu ihr gehören.
    Alice spürte wieder das Schwinden und schaute von der Seite her zu, wie Doc Doll den Spiegel verließ.
    Er zog sein linkes Bein nach, stellte den Fuß ebenfalls auf die Erde, räusperte sich, reckte sich sogar, und wie selbstverständlich schloß er die Tür.
    Sie prallte zu.
    Gefangen, dachte Alice, jetzt bin ich gefangen. Ich komme hier nicht mehr weg. Er hat nicht nur mein Zimmer übernommen, sondern das ganze Haus. Ich muß alles tun, was er will.
    Zunächst wollte er nichts, schaute Alice an, und sie stellte fest, daß beide ungefähr die gleiche Größe hatten. Das heißt, der Doc sah größer aus, weil er noch den Zylinder auf hatte.
    Das Gesicht war zerknittert, es sah böse aus. Außerdem roch er noch. Das Mädchen schnupperte. Es kam mit diesem Geruch nicht zurecht. Woher stammte er?
    Aus dem Wald, aus einer anderen Welt? Er roch nach Wald, nach Erde und Pflanzen, aber zugleich auch muffig und faulig. Damit kam sie nicht zurecht. Er war ja eine Märchenfigur. Rochen die in den Geschichten so oder so ähnlich?
    »Jetzt bin ich bei dir, Alice«, sagte er.
    Das Mädchen nickte.
    »Hast du mich denn erwartet?«
    »Nein…«
    »Warum nicht?«
    »Du bist es nicht, du kannst es nicht sein. Dich gibt es doch nicht, Doc Doll.«
    Er mußte lachen und schüttelte sich dabei. »Wieso sollte es mich nicht geben? Hast du mich nicht gerade mit meinem Namen angesprochen? Du hast es getan, und weil dem so ist, muß es mich auch geben.«
    Alice mußte zugeben, daß es stimmte. Also gab es ihn. Also war aus der Figur aus dem Buch eine reale Person geworden. Aus der Zeichnung ein Mensch! Das Mädchen faßte es nicht. Obwohl Alice bereit war, vieles zu akzeptieren, auch die Abenteuer, die sie in ihren Phantasien erlebte, bekam sie mit Doc Doll ihre Probleme.
    Sie zuckte vor ihm zurück. Mehr innerlich als durch Bewegungen. Sie stellte sich an das Regal, als könnte es ihr Schutz geben, während sich Doc Doll umschaute. Interessiert schweifte sein Blick durch das Zimmer, und natürlich registrierte er dabei auch die zahlreichen Puppen, die überall aufgebaut worden waren. Sie standen, sie lagen, sie knieten, sie saßen. Sie bestanden aus verschiedenen Materialien, sie waren unterschiedlich gekleidet, hatten jeweils andere Haarfarben, und ihre Gesichter zeigten unterschiedliche Ausdrücke. Manche blickten erstaunt, andere wieder nur

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