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0905 - Puppenterror

0905 - Puppenterror

Titel: 0905 - Puppenterror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bald überhaupt nicht mehr wußte, was noch Sache war. Das Zimmer bewegte sich, in ihrem Kopf tat sich etwas. Sie bekam Schwierigkeiten mit dem Kreislauf, und die Atemgeräusche wurden von einem lauten Giemen beherrscht.
    In ihrer Phantasie veränderte sich der Puppendoktor zu einem monströsen Wesen, dessen riesiger Schädel mit nässenden Geschwüren überdeckt war. Aus leeren Augenhöhlen krochen Würmer, und aus dem Mund glitten Schlangen hervor.
    Sie schüttelte sich, schlug die Augen nieder, öffnete sie wieder, starrte auf den Bildschirm und sah die völlig normale Gestalt des Puppendoktors. Alles andere war Einbildung gewesen.
    Diese Bilder waren von ihrer eigenen Phantasie erzeugt worden.
    Aber er wollte nicht verschwinden. Er blieb auf dem Bildschirm, schaute in das Zimmer hinein und sah sie an. Er war böse, und er schwenkte wieder seine bauchige Tasche.
    Vor und zurück - vor und zurück…
    Dabei lachte er leise und verdrehte die Augen, die möglicherweise mit Blut gefüllt waren.
    Nichts hätte sie mir gewundert, gar nichts. Alles war so anders geworden. Nie hätte sie gedacht, daß sich ihre Träume auf eine derartige Art und Weise erfüllen würden.
    Sie fürchtete sich und schaffte es trotzdem nicht, sich zu erheben und zu verschwinden. Der innere Drang war schon vorhanden, nur war ihr Durchsetzungsvermögen einfach zu schwach.
    Trotzdem wollte Alice etwas tun. Zunächst einmal mußte sie sich um sich selbst kümmern. Ihre Hände preßte sie so fest auf die Lehnen, daß sie schmerzten. Er war es, der sie zurück in die Wirklichkeit geholt hatte. Jetzt war sie bereit, diesen Besucher anzunehmen, schaute zur Glotze und nickte ihr zu, wobei sie eigentlich den Doktor meinte.
    »Ich weiß, daß es dich gibt, Doc Doll. Ich habe dich jetzt zweimal gesehen, aber ich werde keine Angst mehr vor dir haben, denn ich kenne meine Märchen. Ich bin die gute Person, du stehst auf der anderen Seite, du bist der Böse. Im Märchen bleibt das Böse immer auf der Strecke. Er wird bestraft, und das Gute gewinnt. Da ich das Gute bin, werde ich auch gewinnen. Du kannst mir nichts, Doc Doll. Du kannst mir gar nichts. Ich kenne dich aus meinem Buch. Darin ist über dich geschrieben worden. Du hast nicht nur Gutes getan. Du hast dich verkleidet. Du bist gar kein richtiger Doktor, der heilen will, du bist etwas ganz anderes. Du bist ein Böser, die Hölle hat dich geschickt. Du liebst die Puppen nicht, das habe ich alles gelesen. Du hast sie nur getäuscht. Immer wenn man dich holte, waren die Puppen anschließend noch kränker. Ich weiß alles über dich, ja, ich weiß alles. Mir ist es wieder eingefallen.«
    Sie hatte schnell und hastig gesprochen, und es hatte ihr sehr gut getan. Die Angst war verflogen, die Starre ebenfalls, jetzt konnte sie endlich etwas unternehmen.
    Alice Wonderby rutschte auf dem rauhen Leder nach vorn, der Kante entgegen, um mit den Füßen den Boden zu erreichen.
    Noch immer schaute sie auf den Bildschirm. Der Puppendoktor tat nichts, er bewegte nur seine Tasche und lächelte dazu. Außerdem glaubte sie, so etwas wie eine abwartende Spannung in seinem Gesicht lesen zu können, wie es wohl weiterging.
    Alice blieb nicht länger vor dem Sessel stehen. Sie huschte um ihn herum und eilte auf die Wohnzimmertür zu. Dort blieb sie stehen, schaute zurück, sah das Bild auf dem Schirm, und Alice fiel plötzlich etwas ein, Sie lachte über sich selbst, sie schüttelte auch den Kopf. Ein wenig ärgerte sie sich, daß ihr der Gedanke nicht schon längst gekommen war. Wieder huschte sie zurück und griff nach der Fernbedienung, die sie auf den Tisch gelegt hatte.
    Alice hielt das flache Gerät wie einen Revolver in der Hand. Die »Mündung« nach vorn, sie zuckte auch und sagte: »So, so und so!«
    Dann knipste sie das Bild weg - und somit ihn!
    Ja, er war verschwunden. Es gab ihn nicht mehr. Der Puppendoktor war nicht mehr zu sehen. Er hatte sich in seine Welt zurückgezogen, nein, das war falsch. Alice konnte sich darüber freuen, daß es ihr gelungen war, ihn zurückzustoßen. Ja, sie hatte es geschafft, das konnte sie als einen Erfolg feiern.
    »Ich bin stark!« flüsterte sie sich zu. »Ich bin sehr stark! Es kommt keiner gegen mich an! Ich bin einfach gut.« Sie leckte über ihre Lippen, die spröde geworden waren.
    In diesem Raum hielt sie nichts mehr. Zurück in das eigene Zimmer wollte sie. Der erste Sieg über Doc Doll hatte sie beflügelt, jetzt konnte sie sogar lächeln, als sie sich auf den Weg

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