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0907 - Imperium der Zeit

0907 - Imperium der Zeit

Titel: 0907 - Imperium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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zurückgelassen hatte. Unvorbereitet und ohne Hilfe. Er hatte Angst, irrationale und dennoch - oder gerade deswegen - urtümliche Angst. Angst um sein Leben.
    Fieberhaft sah er sich um, bemerkte aber nichts Ungewöhnliches. Alles wirkte wie immer, friedlich und verlassen, doch Johanns Bauchgefühl sprach eine andere Sprache. Der Schein trügt , sagte ihm eine innere Stimme, und ihr Tonfall klang dringend, panisch nahezu. Und wenn dir dein Leben lieb ist, nimmst du sofort die Beine in die Hand und fliehst. Dies ist kein Ort für dich.
    Dann sah er es.
    Es war nur im Augenwinkel sichtbar, wie ein Trugbild, das sich sofort auflöste, wenn man den Blick darauf konzentrierte, und das eher einer blühenden Fantasie als der Realität zugeschrieben gehörte. Und doch war es so real, wie er selbst, daran bestand für Johann kein Zweifel. Und es genügte, um ihm das Blut in den Adern gefrieren zu lassen!
    Er sah einen… Mann? Nicht mehr als ein dunkler Schemen, der zwischen den Rebstöcken stand. Wie der Schatten eines Menschen mit breiten Schultern und abgewetzter Kleidung, eine Silhouette aus tiefster, vollkommener und nahezu körperlich spürbarer Schwärze - abgesehen von den rot glühenden Augen, die in seinem Gesicht brannten und loderten wie kleine Sonnen. Augen, die auf Johann gerichtet waren. Hungrige Augen.
    Ein Wesen, dessen Konturen zwar menschlich wirken mochten, das aber - und Johann wusste nicht, woher er sich dessen so sicher war - in keinster Weise menschlich war.
    »Johannnnnnn«, flüsterte der Wind, und doch wusste Bechtel, dass er es war, der da sprach. Jener Fremde im Weinberg. Mit einer Stimme, die Welten zum Einsturz bringen konnte.
    Bechtel spürte, wie ihn eine nie gekannte Angst lähmte und zu übermannen drohte, und mit dem Mut der Verzweiflung sprang er von der Bank auf, drehte sich um und rannte zu seinem noch immer mit offener Tür und laufendem Motor wartenden Mercedes. Er glaubte ein Rascheln zu hören, hinter sich, wie die Füße eines Verfolgers. Ein Tiger war dort draußen in den Rebreihen, ein Räuber, und er hatte soeben die Jagd begonnen.
    Noch vier Schritte, drei. Johann keuchte, wimmerte. Fast spürte er den Atem des Jägers schon im Nacken, die Berührung seiner kalten Klauen auf der Schulter, die ihn zurückziehen würden, hinein in die ewige Nacht, aus die der Leib des Unheimlichen zu bestehen schien… dann war er am Wagen. Atemlos stürzte er sich hinein, schlug die Fahrertür zu, drückte die Verriegelung herunter und sah sich panisch in alle Richtungen um. Wie erwartet, war niemand zu sehen, und doch wusste Johann, dass der Dunkle da gewesen war. Vermutlich wartete er noch immer auf ihn.
    Johann musste hier weg! Er musste nur noch den Gang einlegen und losfah…
    Als er die Kupplung durchtrat, starb der Wagen ab.
    Mit einem kleinen Satz nach vorne und einem leisen Glucksen verstummte der Motor, der bis eben noch wie selbstverständlich geschnurrt hatte. Auch das Radio und die Scheinwerfer gingen sofort aus. Und Johann Bechtel begann wieder zu zittern.
    Nicht jetzt , dachte er panisch, bitte nicht jetzt! Er betätigte die Zündung, doch der Mercedes reagierte nicht.
    Die Batterie ist leer , meldete sich die innere Stimme wieder. Kein Wunder, wenn Motor, Radio und Scheinwerfer doch stundenlang im Gebrauch waren.
    Johann schluckte trocken. Er musste sich nicht umdrehen oder in den Rückspiegel schauen, um zu wissen, dass der Dunkle wieder da war und sich dem Wagen Schritt für Schritt näherte. Er spürte es, sah die substanzlos schwarzen Hände des Monsters schon an seiner Tür, ihn wieder ins Freie zerren, in den sicheren Tod…
    Ein Klopfen ertönte vom Beifahrerfenster her, und Johann schrie um sein Leben. Erst nach mehreren Sekunden sah er den erschrockenen Spaziergänger draußen stehen. »Ich wollte Sie nicht erschrecken«, sagte der Mann und hob beschwichtigend die Arme. »Brauchen Sie vielleicht Starthilfe?«
    ***
    Als sie aus dem Amphitheater traten, stand Scheuerer da. Und er sah aus, wie Zamorra ihn ihr beschrieben hatte: kurzes, blondes und leicht gewelltes Haar, ein hellblaues Hemd über einer dunklen Jeans, eine zugeknöpfte Anzugweste unter dem langen Mantel - eben wie ein Mann, der distinguierter wirken wollte, als er eigentlich war. Und er grinste Zamorra entgegen, als habe er fest damit gerechnet, ihm hier und jetzt zu begegnen.
    »Ach, du dicke…«, murmelte der Professor unwirsch, und Nicole merkte, wie er sich innerlich versteifte. Auf diese Begegnung legte

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