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0907 - Imperium der Zeit

0907 - Imperium der Zeit

Titel: 0907 - Imperium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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ihr Chef ganz offensichtlich keinen gesteigerten Wert.
    »Professor«, rief ihnen der vielleicht vierzigjährige Mann zu und breitete die Arme aus. »Wusste ich doch, dass ich Sie hier finden würde. Schön, dass Sie es einrichten konnten.«
    Wie ein übereifriger Gastgeber , dachte Nici mit einem Mal leicht angewidert, und stellte sich vor, wie Scheuerer die ganze Stadt Trier als sein Eigentum betrachtete. Von der Nervosität und Ratlosigkeit, die er bei seinem nächtlichen Anruf offenbart hatte, war an diesem Mann keine Spur mehr zu finden.
    »Thomas Scheuerer«, sagte Zamorra, als sie zu ihm getreten waren, und gab sich keine Mühe, seine Abneigung gegenüber dem jüngeren Deutschen zu verbergen, »meine Partnerin Nicole Duval.«
    »Sehr erfreut«, sagte Scheuerer, schenkte ihr einen anerkennenden Blick, der ein wenig zu lange auf ihrer ansprechenden Figur verweilte, und nickte dann, als wolle er sich selbst zur Ordnung rufen. Abermals wandte er sich Zamorra zu. »Wissen Sie, Professor, ich habe unsere Begegnung in Worms nie vergessen. Im Gegenteil: Bis heute sind Sie gewissermaßen ein Teil meines Lebens.« Er lachte und machte eine viel sagende Pause, um dem Franzosen die Chance zur obligatorischen Gegenfrage zu geben.
    Als diese ausblieb, fuhr er selbst fort. »Ich bin jetzt beim Fernsehen, müssen Sie wissen, und das verdanke ich in gewissem Sinne Ihnen. Sehen Sie, nach der Sache in Worms damals, war ich ziemlich ratlos. Mit Ihren raffinierten Ermittlungsmethoden hatten Sie meinem Ruf ganz schön geschadet und ein deutliches Fragezeichen vor meine berufliche Zukunft gestellt.«
    »Sie haben als Trickbetrüger gearbeitet und leichtgläubigen Manschen mit Ihren Ammenmärchen über Botschaften aus dem Totenreich das Geld aus der Tasche gezogen«, sagte Zamorra streng. »Falls Sie mir ein schlechtes Gewissen einreden wollen, weil ich Sie habe auffliegen lassen, sollten Sie sich und uns den Atem sparen.«
    »Nein, nein«, beeilte sich Scheuerer, abzuwiegeln. »Im Gegenteil: Ich will Ihnen danken! Die Begegnung mit Ihnen hat mir ganz neue Perspektiven eröffnet. Zugegeben, meine heutige Tätigkeit unterscheidet sich inhaltlich nur wenig von der alten, doch über das Fernsehen erreiche ich viel mehr Menschen. Und wissen Sie, welchen Titel ich meiner Sendung gegeben habe? Sie heißt so, wie man Sie damals in Worms gerufen hat: Der Meister des Übersinnlichen. Sie sind gewissermaßen mein Namensgeber und meine Inspiration in einer Person.«
    Nicole sah, wie Zamorra die Hand in die Tasche seines weißen Jacketts steckte und darin zur Faust ballte. »Wenn das alles ist, was Sie mir mitteilen wollten,« sagte er betont langsam, »dann entschuldigen Sie uns. Wir haben zu tun.« Dann nickte er ihr aufmunternd zu und setzte an, zum Jaguar zu gehen, der einige Meter weiter parkte.
    »Eins noch, Professor«, sagte Scheuerer und wirkte mit einem Mal ernster als zuvor. »Ich habe nachgedacht, über letzte Nacht. Und wenn es Ihre Zeit erlaubt, sollten wir uns treffen und reden. Ich habe da eine Theorie bezüglich dieses Römers, die ich mit Ihnen teilen möchte.«
    »Ein andermal, Scheuerer«, rief ihm Zamorra über die Schulter zu, rollte gequält mit den Augen und öffnete den Wagen. »Im Moment haben wir es eilig.«
    »Haben wir?«, fragte Nicole vorsichtig, als sie beide eingestiegen waren und die Türen geschlossen hatten.
    »Nicht direkt«, brummte ihr Chef, »aber noch eine Minute mit diesem jämmerlichen Betrüger, und ich hätte mich vergessen. Nicht nur, dass er anderen Leuten das Geld aus der Tasche zieht. Nein, jetzt betrachtet er mich auch noch als Vorbild. Wann haben solche Scharlatane eigentlich angefangen, unsere Arbeit in den Dreck zu ziehen?«
    »Ja ja, der Fluch des Ruhms…«, seufzte Nicole übertrieben mitleidig und registrierte zufrieden, wie sich jenes Lächeln zurück auf Zamorras Züge schlich, das sie so an ihm mochte.
    ***
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte sie sanft. »Doch noch zur Polizei fahren? An den Tatort vielleicht?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Später, eine Alternative haben wir noch, bevor wir uns geschlagen geben.« Dann griff er in die rechte Tasche seiner dunkelblauen Jeans und fischte sein kleines Mobiltelefon heraus. Nicole nickte verstehend. »William?«
    »William«, bestätigte der Professor lächelnd. »Es wird Zeit, dass wir unsere Ortskenntnis vergrößern.«
    Nach wenigen Sekunden hatte sich der treue Butler gemeldet. Zamorra schilderte ihm in knappen Sätzen, wie wenig

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