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0908 - Das Golem-Trio

0908 - Das Golem-Trio

Titel: 0908 - Das Golem-Trio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sein, daß sie dich haben, denn wer kümmert sich sonst um Dinge, die man kaum auszusprechen wagt? Wer denn?«
    »Kaum jemand.«
    »Außerdem bist du in einer geheimen Mission unterwegs. Du arbeitest für die deutsche Regierung. Es wissen nur wenige Vorgesetzte, was du tust. Und das ist gut. Dieser Müller hat gesehen, wie jemand starb, wie er das Blut ausbrach. Er wird, nein, er muß sogar Verständnis dafür haben. Ich weiß nicht, ob Fritz Raskin den Angriff der Vögel überleben wird, möchte es ihm wünschen, und dann, Harry, wird er nichts, aber auch gar nichts an die große Glocke hängen.«
    »Das hoffe ich.«
    »Kannst du auch.«
    »Jedenfalls werde ich ihn besuchen.« Harry lächelte. »Ich will mich auch nicht beschweren, John, aber ich muß dir sagen, daß mir dieses Gespräch gutgetan hat. Und auch der letzte Fall. Er hat mir bewiesen, daß wir beide nicht vollkommen sind. Wie sollten wir auch? Wir tun unsere Pflicht, und mehr kann man von uns eigentlich nicht verlangen.«
    »Das ist genau meine Meinung.«
    »Trinken wir noch einen Schnaps?«
    Ich lachte. »Meinetwegen, aber du mußt noch fahren.«
    »Das weiß ich, John, aber einen kann ich mir erlauben. Deine Maschine startet bald, mal sehen wann wir uns wiedersehen. Irgendwann werden wir wieder zusammentreffen.«
    »Davon bin ich überzeugt. Die Welt ist klein…«
    »Klar.« Er drehte sich um und winkte einer dunkelhäutigen Kellnerin, die in diesem Lokal auf dem Frankfurter Flughafen bediente. Von hier aus wollte ich wieder nach London starten.
    Es war eine relativ ruhige Zeit, und wir waren auch früh genug eingetroffen, um uns noch zu einem Gespräch zusammensetzen zu können.
    Niemand hatte uns zugehört. Das kleine Lokal war zu dieser Zeit nur schwach besucht, und die Kellnerin brachte das Bestellte sehr bald.
    Harry zahlte auch noch unseren Kaffee.
    Er faßte das schmale Glas an.
    »Was ist das?« fragte ich und schaute auf die gelbliche Flüssigkeit.
    »Korn, echter Weizenkorn, alter Freund. Aber ein besonderer. Ich habe ihn vorhin auf der Karte entdeckt.« Er hob das Glas an. »Auf uns, auf unsere unvollkommene Vollkommenheit, auf die Zukunft - und darauf, daß wir es immer wieder packen.«
    »Das wünsche ich dir auch, alter Freund!«
    Wir machten es wie die Männer in der Fernseh-Werbung. Erst nippen, dann kippen.
    Ich trank und spürte, wie der Schnaps durch meine Kehle lief. Dabei schüttelte ich mich.
    »Gut?«
    »Puh - ja, aber ungewohnt.«
    »Nimm ihn als Erinnerung mit auf den Flug. Wenn ich mal wieder in London bin, werde ich deinen Whisky probieren.«
    »Er steht bereit.«
    Harry Stahl lächelte. »Verdammt noch mal, John, das Gespräch hat mich befreit. Ich fühle mich richtig happy!«
    »Das freut mich.«
    »Ja.« Harry blickte auf seine Uhr. »In einer halben Stunde startet deine Maschine.«
    »Dann wird es langsam Zeit.« Ich bedankte mich bei Harry für den Korn und stand auf. »Sollte noch irgend etwas nachkommen, was diesen Fall betrifft, kannst du mich ja anrufen, Harry.«
    »Das mache ich glatt.«
    Mein Gepäck hatte ich schon aufgegeben. Es war nur ein kleiner Koffer.
    Ich war bereit, die letzten Kältetage, die noch einmal Mengen von Schnee und Glatteis gebracht hatten, hinter mir zu lassen. Der Kreislauf der Natur bewegte sich weiter, der Frühling war nicht mehr aufzuhalten, und das spürten wir Menschen eben. Daran konnte auch die kühle und funktionale Nüchternheit des Flughafens nichts ändern.
    »Deine Waffe kriegst du durch den Zoll?«
    »Klar, dank Sonderausweis.«
    Harry grinste verschmitzt. »So eine Sondererlaubnis habe ich ja jetzt auch.«
    Wir waren dort stehengeblieben, wo die Flugtickets zum erstenmal kontrolliert worden waren. In der sich anschließenden Halle hatten Besucher nichts verloren.
    Wir verabschiedeten uns mit einem kräftigen Händedruck. »Halt die Ohren steif, John.«
    »Du ebenfalls.«
    »Mach ich.«
    »Also dann - see you later…«
    Ich ging, drehte mich nach einigen Schritten noch einmal um und winkte Harry Stahl zu, auf dessen Gesicht das Abschiedslächeln wie geschnitzt wirkte.
    Ich hatte den Fall der blutenden Birken abgeschlossen und war gespannt, was in London auf mich wartete. Eines stand fest: Auch auf der Insel war der Frühling auf dem Vormarsch.
    Ich flog mit British Airways. Es war wie immer, reine Routine, nichts Besonderes, auch nicht, als ich den Beamten vor der Leibesvisitation meine Sonderlizenz und die Waffe zeigte.
    Ich wurde in eine freie Kabine gebeten. Ein Computer

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