0908 - Höllenbrut
und dem Intrigenspiel in der Hölle nur aus den Erzählungen seines Sohns und das, was er bei Savina zufällig aufschnappte. Aber er war nicht dumm. Ein Magier vom Kaliber eines Zamorra in der Kontrolle der Mal'akin - das würde andere Dämonen auf die Bühne rufen. Und diese wären bestimmt zu einigem bereit, um durch die Mal'akin so einen Menschen zu beherrschen.
Jared würde niemals gegen den direkten Befehl der Mal'akin handeln, das hatte er ihr als seine vierte Prüfung geschworen und er hatte weiterhin vor, sich daran zu halten. Aber er war auf einmal froh, dass die Frau aus diesem Spiel gezogen werden sollte.
Denn Said hatte recht: Professor Zamorra musste weg.
***
»Ich bringe euch jetzt zur zweiten Prüfung«, hatte Jared verkündet, und damit verstummte das Gemurmel.
Unter ehrfürchtigem Schweigen hatten die Dorfbewohner Professor Zamorra und Nicole Duval aus dem Wäldchen geleitet. Es stand außer Frage, dass Zamorra die erste Prüfung bestanden hatte, aber die Frage, wie er das geschafft hatte, interessierte alle brennend. Doch niemand traute sich zu fragen. Nur die Blicke waren zweifelnd. Waren die beiden wirklich Menschen von der Erde?
Zamorra war es ganz recht, dass sie so zügig zum nächsten Akt dieses Schaustücks übergingen. Er und Nicole hatten ein wenig schlafen können und eigentlich wollten sie jetzt alles nur noch so schnell wie möglich hinter sich bringen und zurückkehren.
Die Männer hielten Abstand zu den beiden Neuankömmlingen, als sie wie in einer Prozession mit Jared vorneweg über kleine Wege an den Feldern vorbei gingen.
Während des Weges reichte ihnen der schmale Asiat wortlos einige seltsame apfelgroße Früchte, die rot und braun gefleckt fast wie verfault aussahen, aber erstaunlich sättigend waren. Nicole dankte ihm, aber er sah sie nur stumm an und ging.
Als sie an einem kleinen Pferch mit einer Handvoll Ziegen vorbei kamen, gab Nicole auf einmal an seltsames Geräusch von sich, und fing dann an zu husten.
»Ziegenfuß und Hörner…« murmelte sie nur für Zamorra hörbar, und er klopfte ihr auf den Rücken.
Das Gelände, das sie durchschritten, wurde rauer. Das Gras wuchs spärlicher und immer größere Geröllbrocken ragten wie vergessenes Riesenspielzeug aus dem Boden.
Zwischen zwei Hügeln aus sich in bizarren Formationen auftürmender Lava führte ein Hohlpfad hinab.
Jared zeigte dorthin. »Hier wartet die zweite Prüfung.« Er ließ sie vor gehen.
Zuerst waren die Lavawände rechts und links von ihnen brusthoch, doch bald ragten sie immer höher hinauf, bis sie nichts mehr sahen außer pockenblasiges graues Gestein.
Der Weg machte eine scharfe Biegung und sie standen vor einem übermannsgroßen Tor, das den Hohlweg komplett verschloss. Dunkle Holzplanken waren grob aneinander gezimmert und wurden von Scharnieren und Verstärkungen aus schwarz angelaufenem Metall gehalten.
»Das ist der Eingang zum Labyrinth - der zweiten Prüfung«, sagte Jared leise hinter ihnen.
Die beiden Dämonenjäger drehten sich zu ihm. Die Männer von Oxalis standen hinter ihrem Anführer und sahen sie mit unbewegten Gesichtern an.
Jareds Stimme gewann an Kraft. »Findet ihr hindurch und kommt durch das andere Tor wieder heraus, habt ihr die Prüfung bestanden.« Er zog eine grob geflochtene Schnur mit einem Schlüssel über seinen Kopf und gab sie Zamorra.
»Damit öffnet ihr die Tore. Johann wird euch eine Waffe, einen Kompass und etwas Proviant geben.«
Der blonde Hüne trat aus der Gruppe hervor und drückte Zamorra unzeremoniell einen Kampfstab in die eine und einen Lederbeutel in die andere Hand.
»Ihr habt einen Tag Zeit«, verkündete Jared. »So lange warten wir am anderen Ende.«
Wie auf ein Zeichen drehten sich die Männer um und gingen leise miteinander redend davon.
Nur Jared zögerte, er sah Nicole an. »Ich wünsche euch Glück.« Dann drehte auch er sich um und verschwand hinter der Biegung.
Nicole sah ihm irritiert nach. Sie fand den letzten Blick, den Jared ihr zugeworfen hatte, ausgesprochen seltsam.
Sie dreht sich zu Zamorra und zeigte mit dem Daumen in Richtung Weges. »Hast du verstanden, was er mir damit sagen wollte?«
»Wer weiß das schon. Aber ich habe das dumpfe Gefühl, dass er nicht länger damit rechnet, uns in seine Dorfgemeinschaft aufzunehmen.« Zamorra nahm den Stab und den Beutel in eine Hand und besah sich den Schlüssel näher. Er war unterarmlang und aus demselben schwarz angelaufenen Metall wie die Scharniere.
»Zwei gehen
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