0908 - Höllenbrut
hörbar. Seine Gefährtin musterte ihn mit einem kurzen Blick und schien dann ihre Umgebung wachsamer zu beobachten. Über die Jahre hatte sie gelernt, seinen Instinkten zu vertrauen.
Johann kam auf sie zu und wies ihnen stumm einen Platz direkt auf der Bank neben Jared zu, der wie ein Fels in der Brandung zwischen den umher laufenden Männern am Feuer stand. Dieser nickte ihnen lächelnd zu, hob beide Zeigefinger zum Mund und pfiff schrill. Niemand schien den Anführer weiter zu beachten, doch Gespräche wurden beendeten, die letzten Körbe und Kannen abgesetzt und jeder suchte sich seinen Platz.
Innerhalb kürzester Zeit saßen alle, Kinder auf dem Schoß ihrer Väter gekuschelt, und sahen ihren Anführer aufmerksam an. Zamorra war von der unaufgeregten Effizienz beeindruckt. Ein Mann hatte sogar ein Kleinkind auf dem Arm, das genüsslich auf einem Holzstück herum biss. Seine Zähne hinterließen tiefe Kerben, die Zamorra sogar vom anderen Ende des Feuers aus erkennen konnte.
Jared räusperte sich und sah in die Runde. »Männer. Ich begrüße euch am Feuer von Oxalis.«
Ein einstimmiger Jubelruf erhob sich und verstummte schnell wieder.
»Wie ihr seht, ist es erneut so weit. Ein Mann aus unserer alten Welt hat mit einem Schlüssel das Tor zu den Mal'akin geöffnete und ist hindurch getreten. Auch wenn dieses Mal eine Frau, seine Gefährtin, mit zu uns kam, so ändert dies nichts. Bevor er sich entscheiden kann, für oder gegen unsere Welt, muss er die Prüfungen ablegen. So wie wir es alle getan haben.«
Die älteren Männer nickten wissend, die jüngeren beugten sich neugierig vor.
»Zwei gehen rein, einer kommt raus«, zitierte Nicole leise nur für Zamorras Ohren hörbar.
»Du siehst zu viel fern,« murmelte er ebenso leise zurück.
»Mad Max ist ein Klassiker, werter Professor. Das zählt zur Allgemeinbildung«, nuschelte sie.
Jareds erhob erneut seine Stimme. »Morgen früh ist die Zeit der ersten Prüfung gekommen. Heute Abend werden wir den Anwärter gebührend willkommen heißen und ihm zeigen, was es heißt, hier zu leben. Männer von Oxalis, lasst uns das Essen genießen, feiert!«
Alle jubelten.
Kinder sprangen auf und hechteten zum Grill, Männer erhoben sich und folgten ihnen langsamer, ein Mann begann, vom Tisch Essen auf Teller auszuteilen.
Jemand drückte Zamorra und Nicole Becher mit einer gelbgrünen Flüssigkeit in die Hände. Nicole roch vorsichtig daran und rümpfte die Nase.
»Das riecht wie Gummibärchen mit Essig.« Sie nippte und verzog das Gesicht. »Boah, das schmeckt ja auch so.«
Zamorra achtete nicht auf seine Gefährtin. Er sah, wie eine Gestalt im Schatten Jared zu sich winkte. Dieser war offensichtlich überrascht, schien den Unbekannten aber zu erkennen und verschwand mit ihm zwischen den Hütten. Zamorra kniff die Augen zusammen, konnte aber nicht mehr erkennen. Das ungute Gefühl in seiner Magengrube wurde stärker. Generell war es kein gutes Zeichen, wenn dunkle Gestalten irgend jemanden zu sich winkten und mit ihnen verschwanden.
»Mal ganz ehrlich, Chérie, ich glaube, die Prüfungen können nicht so schlimm sein. Wenn die Männer hier die geschafft haben, dann dürfte es für dich doch ein Leichtes sein. Und du hast mich noch dazu - im Gegensatz zu den anderen.«
»Was passierte mit denen, die es nicht geschafft haben?« fragte er leise, ohne den Blick von dem Schatten zu wenden, in dem die beiden Gestalten verschwunden waren.
Nicole sah ihn an, öffnete den Mund und schloss in wieder.
» Merde «, fluchte sie.
Jared trat aus dem Schatten, allein. Sein Gesicht war zu einer ausdrucklosen Maske erstarrt. Ein schriller Pfiff ertönte.
»Die Prüfung beginnt jetzt!« Jareds erhobene Stimme drang ohne Mühen durch das laute Getümmel.
Alle verstummten.
»Die Mal'akin hat es so beschlossen.«
Gemurmel setzte ein, die Männer waren sichtlich irritiert.
»Das gefällt mir nicht, das gehört offensichtlich nicht zum Plan.« Der Dämonenjäger stellte den Becher auf der Bank ab und stand auf.
Jared kam auf ihn zu und blieb vor ihm stehen.
»Professor Zamorra, du wirst dich der ersten Prüfung sofort stellen.«
Nicole seufzte und stand ebenfalls auf. Sie reichte dem Anführer gerade bis zur Schulter. » Wir , mein Lieber, wir. Ihr oder eure Mal'akin glaubt doch nicht ernsthaft, dass ich mit ihm in die Hölle gehe und ihn dann wenn es brenzlig wird einfach so alleine lasse?«
***
»Also, irgendwie hab ich mir das… imposanter vorgestellt. Ich will nicht
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