0909 - Drachentod
der Gegend herumfuchtelte.
Außerdem waren sie auch nicht wehrlos. Aus den Augenwinkeln sah der Dämonenjäger, wie Nicole einen verwirrten Chinesen durch den Raum wirbelte. Ihr gelegentliches Training mit Chin-Li hatte deutliche Spuren hinterlassen. Die chinesische Kriegerin hatte der schönen Französin einige fiese Tricks beigebracht, die selbst einen Killer der Triaden blass aussehen ließen.
Auch Zamorra beherrschte zahlreiche Kampfsporttechniken, war aber in der letzten Zeit kaum zum Trainieren gekommen. Und jetzt näherten sich ihm gleich zwei Gangster, die vermutlich ihr ganzes Leben zu perfekten Mordmaschinen ausgebildet worden waren. Das würde nicht leicht werden…
Geschickt wich Zamorra aus, als ihm der linke der beiden Angreifer die Faust in den Solarplexus rammen wollte. Er wirbelte auf dem Absatz herum und stieß dem zweiten Drachendiener den rechten Fuß gegen das Kinn.
Einen normalen Gegner hätte der Tritt für mindestens eine Stunde außer Gefecht gesetzt, doch der Bursche war hart im Nehmen. Er packte Zamorras Fuß und riss daran. Der überrumpelte Meister des Übersinnlichen verlor den Halt und knallte heftig auf den Boden. Sofort rollte er sich zur Seite und griff nach den Beinen des Gangsters, der ebenfalls das Gleichgewicht verlor und neben Zamorra auf dem Hosenboden landete.
Der Parapsychologe hieb ihm den linken Ellbogen gegen die Brust und wollte gerade mit einem Handkantenschlag nachsetzen, als ihm ein Tritt in die Seite fast das Bewusstsein nahm. Sein zweiter Gegner hatte die Chance genutzt und attackierte ihn jetzt mit den Füßen.
Und damit nicht genug.
»Zamorra, Achtung!«, schrie Nicole.
Instinktiv warf sich Zamorra zur Seite. Eine Kugel pfiff jaulend an ihm vorbei und hieb ein großes Stück Putz aus der gegenüberliegenden Wand. Zamorras Blick fuhr zur Tür, wo Lee sich offenbar nicht mehr mit der Rolle des passiven Beobachters zufrieden geben wollte. Der Drachendiener hatte einen Colt M1911 gezogen, den er jetzt erneut auf Zamorra richtete.
»Kung Fu und Waffen. Das geht eindeutig zu weit« schimpfte Zamorra. Es wurde Zeit, selbst zu dem einen oder anderen unfeinen Trick zu greifen. Sonst kamen sie hier nicht lebend raus.
Der Dämonenjäger sprang auf und brachte sich mit einem Hechtsprung in Sicherheit, als die Halbautomatik ein weiteres Mal aufbellte. Die Kugel zischte um Haaresbreite an ihm vorbei. Für das, was er vorhatte, brauchte er eigentlich einen Moment Ruhe. Doch die hatte er nicht. Es musste also auch so gehen.
Lee verzog die Lippen zu einem grausamen Grinsen und hob die Pistole ein weiteres Mal. Zamorra schloss die Augen, konzentrierte sich - und war verschwunden.
Vor langer Zeit hatte der Parapsychologe von einem tibetischen Mönch den Trick gelernt, sich »unsichtbar« zu machen. Er begrenzte dabei seine Aura auf die exakten Begrenzungen seines Körpers, sodass ihn niemand mehr wahrnehmen konnte, so lange er den Dämonenjäger nicht zufällig berührte. Und selbst dann hatte ihn der andere sofort wieder vergessen.
Bisher mochten sie auf verlorenem Posten gekämpft haben, aber die Spielregeln hatten sich gerade geändert. Jetzt war er der Hai, der unter der Oberfläche sein Opfer belauerte und im richtigen Moment blitzschnell zuschlug.
»Wo ist er?«, schrie einer der Killer auf Kantonesisch. Aufgrund seines besonderen Talents, sich in fast alle Sprachen der Welt einzufühlen , verstand Zamorra ihn leidlich. Mandarin verstand er sogar fließend.
»Hinter dir«, zischte Zamorra und hieb dem überraschten Gangster die Handkante ins Genick. Wie vom Blitz gefällt sackte der Gangster in sich zusammen. Lees Colt spuckte Tod und Verderben, doch der Dämonenjäger war längst wieder verschwunden. Die Kugeln durchsiebten den ohnmächtigen Chinesen. Der Körper zuckte wie unter Stromschlägen über den Boden und blieb dann reglos liegen.
Jetzt ergriff die anderen Drachendiener echte Panik. Wild schrien sie durcheinander und suchten nach dem verschwundenen Parapsychologen. Nicole hatten sie ganz vergessen.
Das war ein Fehler.
Wie eine Furie stürzte sich die schöne Französin auf ihren Gegner, der verwirrt von ihr abgelassen hatte. Dieser kurze Moment der Unaufmerksamkeit rächte sich bitter. Nicole trieb den Mann mit einem wahren Feuerwerk aus Tritten und Schlägen vor sich her und ließ ihm keine Chance, sich eine neue Deckung aufzubauen.
Mit einem Wutschrei wollte der dritte Schläger seinem Kameraden zu Hilfe eilen, als ihn eine unsichtbare Faust
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