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0909 - Drachentod

0909 - Drachentod

Titel: 0909 - Drachentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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der eingetrockneten Flüssigkeit. Lee hatte die richtige Bezeichnung gewählt. Hier hatte wirklich ein Massaker stattgefunden.
    »Was sagt die Polizei dazu?«, fragte Zamorra.
    »Polizei?« Lee zog amüsiert eine Augenbraue hoch. »Was hat die damit zu tun?«
    »So ein Kampf kann doch kaum unbemerkt geblieben sein«, sagte Nicole. »Irgendjemand muss die Polizei verständigt haben.«
    »In diesem Viertel?« Lee lächelte schmal. »Hier regeln wir die Dinge lieber auf unsere Weise. Hier könnte eine Abordnung vom Aldebaran landen, ohne dass jemand auf die Idee käme, die Bullen zu informieren. Glauben Sie mir, hier will niemand Ärger bekommen. Schon gar nicht mit den Neun Drachen.«
    »Was ist mit den Angehörigen?«, wollte Zamorra wissen.
    »Wir haben die Familien der Toten informiert. Sie haben eine angemessene Entschädigung erhalten.«
    »Da werden sie sich aber glücklich schätzen«, giftete Nicole.
    »Die Neun Drachen haben sich in solchen Fällen immer als sehr großzügig erwiesen«, erwiderte Lee ohne jede Ironie. »Bisher hat sich noch keiner beschwert.«
    Weil das niemand überlebt hätte , dachte Zamorra, sagte aber nichts. Stattdessen holte er sein Amulett hervor, das an einer silbernen Kette unter seinem Hemd baumelte. »Wie lange ist der Überfall her? Exakt.«
    Lee sah überrascht auf seine Rolex und überlegte kurz. »Ziemlich genau 20 Stunden. Wieso…«
    Zamorra nickte nur. 20 Stunden, das ging so gerade noch - wenn Merlins Stern diesmal keine Zicken machte. Das Amulett hatte ihn neulich auf dem Karnevalsmarkt in Lyon bei einer Fehlfunktion der Zeitschau beinahe umgebracht. Doch mit Nicole neben sich war der Meister des Übersinnlichen bereit, das Risiko einzugehen. Sie würde das Amulett im Notfall rufen können. Mit Hilfe von Merlins Stern konnte er in die Vergangenheit blicken. Der stilisierte Drudenfuß in der Mitte des Amuletts verwandelte sich dabei in eine Art Mini-Bildschirm. Doch die Zeitschau war so kraftraubend, dass der Zeitraum auf 24 Stunden beschränkt blieb, alles darüber hinaus wäre unweigerlich tödlich gewesen. Doch bevor sich Zamorra in einen tranceartigen Zustand versetzen konnte, unterbrach ihn der Drachendiener.
    »Professor, da ist noch etwas, das Sie sich ansehen sollten. Im Hinterzimmer.«
    »Was haben Sie da, das Rezept für Frankreichs beste Sauerscharfsuppe?«
    Lee gönnte Nicole ein fröhliches Grinsen.
    »Sie ist wirklich die beste. Zumindest für Gäste, bei denen wir Wert darauf legen, dass sie tatsächlich wiederkommen. Folgen Sie mir!«
    Der Chinese räumte ein paar umgeworfene Stühle beiseite und ging durch eine von einem Vorhang verdeckte Tür neben der Theke, hinter der offenbar der Küchenbereich lag.
    Skeptisch folgten die Dämonenjäger dem jungen Mobster. Lee führte sie durch einen gekachelten Gang an der Küche vorbei zu einer massiven Stahltür. Auch hier fanden sich noch vereinzelt Blutspritzer. Die Tigerfrau hatte ganze Arbeit geleistet und auch das Küchenpersonal nicht verschont.
    Die Stahltür war nicht verschlossen. Lee zog sie auf und betrat den dahinter liegenden Raum. Vorsichtig folgten ihm Zamorra und Nicole. Die Flurlampe warf einen schmalen Lichtkorridor durch die Türöffnung, der Rest des Raumes lag im Dunkeln vor ihnen.
    »Warten Sie, ich mache Licht.«
    Eine billige Kunststoffröhre flammte auf und tauchte den fast leeren Lagerraum in grelles, kaltes Licht. Sie waren nicht allein. Drei muskulöse Asiaten hatten sich im Halbkreis aufgestellt und starrten sie finster an. Mit einem lauten Krachen flog hinter ihnen die Tür zu.
    Zamorra wirbelte herum.
    »Was soll das, Lee?«
    Der Drachendiener zuckte nur bedauernd mit den Schultern.
    »Bedaure, Professor. Das ist vielleicht nicht ganz das, was Sie erwartet haben.«
    Dann gab er das Signal zum Angriff.
    ***
    Eine verdammte Falle , dachte Zamorra, während er dem Schlag des nächststehenden Drachendieners mit einem Hechtsprung auswich. Und wir sind wie die blutigen Anfänger reingetappt.
    Automatisch zuckte seine rechte Hand zur Hüfte - doch da war nichts. Sie hatten bei einer bloßen Tatort-Besichtigung nicht mit Problemen gerechnet und die E-Blaster im Einsatzkoffer gelassen. Und der lag im Auto.
    Natürlich trug Zamorra Merlins Stern bei sich, aber das Amulett würde ihnen gegen rein menschliche Gegner nicht helfen. Ich sollte mir angewöhnen, für alle Fälle auch eine konventionelle Waffe dabei zu haben , dachte Zamorra. Doch er war eigentlich nicht der Typ, der gerne mit Knarren in

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