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0909 - Drachentod

0909 - Drachentod

Titel: 0909 - Drachentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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brauche, und dann wird er bereit stehen.«
    »Aber er ist ein verwirrter alter Säufer. Was könnte er tun, was für Euch von Wert wäre? Er kann noch nicht einmal mit einer Pistole umgehen.«
    Lam kicherte leise und nahm einen weiteren Zug. »Nein, das vielleicht nicht. Aber da er immer pleite ist, verdient er sich durch kleine Jobs etwas dazu. Zum Beispiel als Mädchen für alles im Haus von Tieh Chia-Yung. Nur ein bisschen Gartenarbeit, kleine Besorgungen, nichts Besonderes. Aber…«
    »… er hat Zugang zum Haus des wichtigsten Unterbosses in Causeway Bay«, sagte Fong verblüfft.
    Lam grinste. »In einem Krieg kommt es nicht nur auf die Stärke der Armee an. Viel wichtiger ist es oft, die richtigen Leute am richtigen Platz zu haben. Und ich habe sie genau da, wo ich sie haben will. Und niemand wird Verdacht schöpfen, denn wie du schon sagtest: Welchen Wert hat für einen Mann wie mich ein verwirrter alter Säufer?«
    ***
    Für einen EU-Bürger war es eigentlich kein großer Aufwand, nach Hongkong zu reisen. Im Gegensatz zum restlichen China verlangte die ehemalige Kronkolonie nur einen gültigen Reisepass vom Einreisenden. Doch Zamorra wusste nur zu gut, dass der einfachste Weg oft nicht der beste war. Die Neun Drachen hatten überall in der Stadt ihre Spione und kontrollierten ganz bestimmt alle Ein- und Ausreisen, auch der Jet von Tendyke Industries würde da nicht helfen. Rob konnte sie vielleicht am Zoll vorbeischleusen, doch sicher nicht an den Spitzeln der Neun Drachen. Also mussten sie sich an jemanden wenden, der sich genauso auf das Geschäft des Tarnens und Täuschens verstand wie die Bruderschaft. Und der über genügend Verbindungen verfügte, um sie undercover nach Hongkong zu bringen.
    Zum Beispiel einen chinesischen Geheimdienstmann. Nachdem sie sich im Château mit einem kleinen Imbiss von ihren Strapazen erholt hatten, rief Zamorra im Adressbuch des Visofons die Privatnummer von Major Yang Kar-Fei auf und ließ den Ruf rausgehen. Sie hatten den couragierten Offizier bei ihrer finalen Auseinandersetzung mit Kuang-shi kennen und schätzen gelernt. Und sie hatten es nur seinem beherzten Eingreifen zu verdanken, dass sie den Untergang des Reiches von Shada-Gor unbeschadet überstanden hatten. Yang hatte damals bedenkenlos seine Karriere aufs Spiel gesetzt und sich gegen mächtige Gegner innerhalb des chinesischen Militärs gestellt, um die Dämonenjäger aus dem Himalaja zu befreien.
    In Peking war es bereits weit nach Mitternacht, trotzdem klingelte das Telefon nur einmal, bevor sich eine unwirsche Stimme meldete.
    »Wer immer da ist, ich hoffe, Sie haben einen guten Grund.«
    »Habe ich den nicht immer?«
    Ein genervtes Stöhnen war die Antwort. »Zamorra, das hätte ich mir ja denken können. Bleiben Sie dran.« Der Parapsychologe hörte im Hintergrund eine weibliche Stimme, die offensichtlich wenig erfreut auf die nächtliche Ruhestörung reagierte. Es folgte eine kurze, aber hitzige Auseinandersetzung auf Chinesisch, eine Tür schlug heftig zu, dann war Yang wieder am Apparat.
    »Sie sind der reinste Romantikkiller, Professor.«
    »Tut mir leid, ich…«
    »Schon gut, das renkt sich schon wieder ein. Wer sich mit mir einlässt, muss wissen, dass mein Job nicht nach Stechuhr funktioniert. Was kann ich für Sie tun? Wollen Sie mal wieder illegal nach Tibet?«
    »Aber nein, so etwas würde ich doch nicht noch einmal von Ihnen verlangen.«
    »Dem Himmel sei Dank, meine Vorgesetzten haben mir ganz schön die Hölle heiß gemacht, nachdem…«
    »Diesmal geht es nach Hongkong. Wir müssen an den Behörden vorbei in die Stadt.«
    »Das ist nicht Ihr Ernst?«
    »Ich fürchte doch. Yang, es geht dabei nicht um Ihre Regierung.«
    »Die ist nach den Vorfällen in Lhasa nicht mehr besonders gut auf Sie zu sprechen.«
    »Ich weiß. Aber die Neun Drachen dürfen nichts von unserer Ankunft erfahren, und Sie wissen, dass die Bruderschaft ihre Spione überall hat. Reisen wir offiziell ein, erfahren Sie davon.«
    »Die Neun Drachen, sind das nicht Kumpels von Ihnen?«
    »Das wäre arg übertrieben, zumal in der jetzigen Situation. Wir wissen nicht wie, aber offenbar sind wir auf deren Abschussliste geraten. Und möglicherweise nicht nur wir.«
    »Chin-Li?« Der Geheimdienstoffizier hatte die attraktive Kriegerin bei der dramatischen Rettungsaktion im Himalaja kennen gelernt und war sofort Feuer und Flamme gewesen. In ihrer spröden, unterkühlten Art hatte Chin-Li die Annäherungsversuche des Offiziers

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