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0909 - Drachentod

0909 - Drachentod

Titel: 0909 - Drachentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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auch Lam offiziell im festungsähnlich ausgebauten Kloster im Stadtteil Mong Kok. In der Regel zog er es jedoch vor, sein eigenes kleines Imperium von einem Apartment in Causeway Bay aus zu organisieren. Hier war er nicht nur den misstrauischen Blicken der über ihm stehenden Magier entzogen. Er hatte auch nichts gegen die Annehmlichkeiten seiner luxuriös eingerichteten Unterkunft einzuwenden, die sich von den kargen Klosterzellen seiner Brüder deutlich unterschied.
    Es hatte mehrere halbherzige Versuche seiner Vorgesetzten gegeben, Lams Extravaganzen zu unterbinden, doch so lange er so gute Ergebnisse brachte wie bisher, drückten sie ein Auge zu. Zumal sie durchaus die Vorteile dieser inoffiziellen »Außenstelle« des Ordens sahen.
    Lams Aufgabenbereich brachte es mit sich, dass er sich mit allerlei zwielichtigen Gestalten abgab, und obwohl die Polizei fest in der Hand der Triaden war, schien es bei den meisten dieser Leute keine gute Idee zu sein, sie im Kloster ein- und ausgehen zu lassen. Außerdem waren sich viele der höhergestellten Drachenbrüder einfach zu fein dafür, sich persönlich mit diesem Gesindel abzugeben, das dem Orden seit vielen Jahren gute Gewinne brachte. Je weniger sie von Lams Geschäftspartnern sahen, desto lieber war es ihnen.
    Und so hatte der Magier vor den Augen seiner Vorgesetzten ein eigenes Hauptquartier errichtet. Er besaß hier genug Waffen, um einen Krieg zu führen, und er hatte im Laufe der Jahre genug Geld beiseite geschafft, um ihn auch finanzieren zu können.
    Ein ordentliches Sümmchen hatte schon manchen Mobster dazu gebracht, seine Loyalität zu Meister Shiu zu überdenken und stattdessen auf das kommende Drachen-Oberhaupt zu setzen. Denn es war kein Geheimnis, dass sich die Bruderschaft seit der Rückkehr des Fremden mehr und mehr aus ihren illegalen Aktivitäten zurückzog und sich zunehmend auf Geschäftsfelder konzentrierte, die eher mit dem Gesetz in Einklang standen.
    Für den Orden brachte das keine großen Verluste. Aber mancher untergeordnete Drachendiener, der bisher sein Geld mit Erpressung, Drogenhandel oder Prostitution verdient hatte, wusste plötzlich nicht mehr, wie er seine Familie ernähren sollte. Denn in den neuen Tätigkeitsfeldern wie Immobilienhandel oder Aktiengeschäfte gab es nur einen begrenzten Bedarf an Schlägern und Halsabschneidern.
    Auf den unteren Ebenen des organisierten Verbrechens sorgte das für erheblichen Unmut, doch die greisen Drachen-Oberhäupter bekamen davon nichts mit. Sie lebten in ihrem Elfenbeinturm und meditierten über die tieferen Wahrheiten des Lebens.
    Lam war da anders. Der Magier hatte ein feines Gespür für die Stimmungen der Straße und wusste virtuos mit ihnen zu spielen. Die Neun Drachen wurden verehrt und gefürchtet, aber er wurde geliebt. Lam galt als der Mann aus dem Volke, der seine Herkunft nie vergessen hatte. Die wenigsten seiner Getreuen ahnten, dass er sie ohne mit der Wimper zu zucken fallen lassen würde, wenn sie für seine Zwecke nicht mehr nützlich waren.
    Um seine Nähe zu den einfachen Leuten zu dokumentieren, hatte der Magier eine regelmäßige Sprechstunde eingerichtet. Lam hörte sich geduldig noch die kleinsten Probleme und Wünsche seiner Getreuen an, verteilte großzügig Almosen und versprach diejenigen zur Ordnung zu rufen, die seine Anhänger bedrängten.
    Gerade eben hatte er einen alten Trunkenbold, der sein ganzes Hab und Gut verspielt hatte, mit einer großzügigen Summe weggeschickt. Mit einem seligen Lächeln und kriecherischen Dankesbekundungen hatte der Mann das Apartment verlassen. Lams Leibwächter Fong sah weniger glücklich aus. Der junge Muskelprotz hatte sich auf der Straße bewährt und war erst kürzlich in Lams Organisation aufgestiegen. Offenbar war er noch nicht mit den Methoden seines Herrn vertraut.
    Zeit für eine Lektion.
    »Du siehst unzufrieden aus, Fong. Was bedrückt dich?«
    Der Leibwächter hüstelte. Offenbar fühlte er sich ertappt.
    »Es ist nichts, Herr.«
    »Sprich ruhig. Du kannst offen reden.«
    »Warum verwöhnt Ihr dieses Pack, Herr? Er wird das Geld gleich ins nächste Kasino tragen und nächste Woche wieder hier stehen und dich anbetteln.«
    Lam grinste und zündete sich eine Zigarette an. Er nahm einen tiefen Zug.
    »Du musst in größeren Zusammenhängen denken, Fong. Natürlich wird er nächste Woche wiederkommen, und ich werde ihm wieder Geld geben. Und die Woche darauf auch. Aber irgendwann wird der Tag kommen, an dem ich seine Dienste

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