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091 - Die Braut des Hexenmeisters

091 - Die Braut des Hexenmeisters

Titel: 091 - Die Braut des Hexenmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Willow
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Pistole holen. Sie haben doch sicher einen Spezialisten im Haus, der Patronenköpfe auswechseln kann. Er muß welche aus reinem Silber gießen, drüben in Notre-Dame in Weihwasser tauchen und dann wieder in die Hülse einpassen. Wenn es geht, noch vor der Aktion, die Sie heute nacht vorhaben. Es ist zwar eine ziemliche Arbeit und …“ Er brach ab. „Was haben Sie denn, Inspektor?“
    Jolliet sah Jean mißtrauisch an. „Hat Ihnen diese Yvette vielleicht den Rat gegeben, Ihren Nebenbuhler zu erschießen, junger Mann? Wenn Sie das vorhaben, lasse ich Sie natürlich hier in der Zelle.“
    „Nein.“ Jean schüttelte den Kopf. „Das habe ich nicht vor. Ich habe nur an Sie gedacht, Inspektor.“
    „An mich? Wieso an mich?“
    „Yvette hat mir erzählt, daß dieser Schuft mit einer gewöhnlichen Kugel nicht umzubringen sei. Und wenn es zu einer Schießerei kommen sollte und Sie feststellen müssen, daß Sie ihm mit Ihrem Dienstrevolver nichts anhaben können, und er Sie umlegt, ist es doch zu spät, nicht wahr? Also warum soll man da eine Ausgabe scheuen und ausnahmsweise mit silbernen Kugeln schießen, die in ihrer Wirkung auch nicht schlechter sind als Blei? Ich meine, Ihre Frau würde mir ihr Leben lang Vorwürfe machen, wenn ich Ihnen das verschwiegen hätte. Und so …“
    „Schon gut“, sagte der Inspektor und blickte Jean lange an. „Was meine Frau betrifft, haben Sie allerdings recht. Und was diese komische Bitte anlangt“, er kratzte sich am Kinn, „verdammt und zugenäht, da kommt es auf eine Verrücktheit mehr oder weniger nicht mehr an! Also, sagen Sie mir noch ganz genau, wo Ihre Pistole liegt. Ich hoffe nur, wir haben genügend reines Silber im Haus – vielleicht drüben in der Falschmünzerabteilung.“
     

     

Der andere Ort, der sich an diesem Abend durch ungewöhnliche Geschäftigkeit auszeichnete, lag knapp zehn Kilometer von der Polizeipräfektur entfernt. Man hatte die Stammgemeinde und andere regelmäßige Gäste vom Mont Valerien telefonisch verständigt, sich doch heute abend im Turm des Meisters zu einer ungezwungenen Party einzufinden, weil heute ein besonderer Freudentag sei. Die Angerufenen waren natürlich neugierig, aber mehr wurde ihnen nicht mitgeteilt. Da der Meister immer für Überraschungen sorgte, folgte man nur zu gern seiner Einladung.
    Der Parkplatz unterhalb der Kasematten war voller eleganter Autos, als Manon mit Odile Robin dort eintraf.
    Madame Robin hatte sich mit ihrem ganzen Schmuck behängt und schwatzte ununterbrochen. Dafür war Manon um so schweigsamer. Sie sah in ihrem dunklen Kleid aus wie eine Kranke, die dringend eine Bluttransfusion brauchte. Ihre großen blauen Augen glänzten wie im Fieber.
    Diesmal empfing nicht Simone Baldin die Gäste. Der Meister hatte ihr Sonderausgang gegeben. Er empfing die Gäste höchstpersönlich.
    Auch wer dem Meister reserviert oder gar feindselig gegenüberstand, mußte zugeben, daß er heute abend blendend aussah. Man wußte ja nicht, wie alt er war. Aber man hätte ihn in seinem tadellos sitzenden Smoking höchstens für dreißig Jahre gehalten. Odile Robin bekam Stiche in der Herzgrube, als sie ihn von der Tür aus hinter der Bar stehen sah.
    Selbst Manon lächelte mit blassen Lippen, als Alain sich galant über ihre Hand beugte. Er braucht mich nur zu berühren, dachte sie, und ich werde schwach. Ich begehre ihn, obwohl ich es nicht will.
    „Wird es heute wieder eine Seance geben?“ fragte Monsieur Carvin, der asthmatische Korrespondent des magischen Zirkels. „Ich habe aus den letzten Inspirationen, den mir Yvettes Poltergeist gab, ein außergewöhnlich gutes Sonett gemacht. Nebenbei bemerkt, wo steckt denn Yvette heute? Haben Sie sie nicht eingeladen, Alain?“
    „Nein“, erwiderte der Meister und zwinkerte Raphael zu. „Was wir heute zu feiern haben, hätte ihr doch nur den Abend verdorben.“ Er faßte Manons rechte Hand und hob sie hoch. „Meine Herrschaften, darf ich Ihnen bekannt machen, daß Manon Regnard, das größte Medium, das Frankreich bisher hervorgebracht hat, und Alain Monod, der größte Spiritist, den die Welt je gesehen hat, ihre Talente zusammenlegen und gelobt haben, miteinander die Ehe einzugehen!“
    „Oh!“ rief Madame Brasson und ließ ihr Cocktailglas fallen.
    „Bravo!“ rief Monsieur Carvin. „Sehr rasch, sehr rasch, lieber Alain, dafür um so überraschender!“ Er verbeugte sich vor Manon und gratulierte ihr. „Sie haben einen guten Fang gemacht, Mademoiselle“, sagte er

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