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0910 - Der Totflüsterer

0910 - Der Totflüsterer

Titel: 0910 - Der Totflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Dienste lange nicht mehr in Anspruch genommen.«
    »Lange! Was ist für ein Wesen wie mich schon lange ?« Er sah nach links und rechts. »Und dann besitzt du nicht einmal den Anstand, mich in angemessenem Rahmen zu beschwören, sondern zwängst mich in ein lächerlich kleines Gefäß!«
    Sei froh, dass ich nicht wieder einen Nachttopf genommen habe , dachte Zamorra. In Ermangelung von Alternativen hatte er das in der Vergangenheit tatsächlich einmal getan und sich danach Vassagos Beschwerden anhören müssen, wie würdelos das gewesen sei.
    Zamorra atmete tief durch. »Ein Grund mehr für dich, mir ein paar Fragen zu beantworten! Umso eher hast du es hinter dir.«
    »Was willst du?«
    »Sagt dir der Name Agamar etwas?«
    »Natürlich! Ein Dämon, der weit vor deiner Zeit versucht hat, Lucifuge Rofocale zu entmachten und dabei kläglich gescheitert ist. Was ist mit ihm?«
    »Ist er tot?«
    »Man erzählt sich, dass Lucifuge Rofocale ihn nicht getötet, sondern nur verbannt hat.«
    »Das weiß ich selbst!«
    »Warum fragst du dann und stiehlst mir meine Zeit?«
    »Weil er versucht hat, aus seiner Verbannung zu entkommen. Ich konnte es verhindern und ihn vernichten.«
    »Noch einmal: Warum fragst du? Gerade hast du selbst gesagt, dass du ihn vernichtet hast!«
    »Es gibt Hinweise, dass er vielleicht doch noch am Leben sein könnte. Also, was weißt du?«
    Vassago schwieg. Die Kaffeeoberfläche kräuselte sich nun stärker und das Gesicht des Dämons schwappte auf und ab wie Treibgut. »Ich kann es dir nicht sagen.«
    »Das glaube ich dir nicht! Warum verweigerst du mir deine Hilfe?«
    Zamorra zeichnete mit den Fingern eine magische Zwangformel in die Luft. Der Dämon begann zu keuchen, der Kaffee blubberte, als würde er kochen. Schließlich konnte Vassago dem Höllenzwang nicht mehr widerstehen.
    »Weil ich nicht gerne nur Vermutungen von mir gebe.«
    »Und wenn ich dich ganz nett darum bitte?« Zamorra verstärkte die Zwangformel.
    »Ob du ihn tatsächlich vernichtet hast, weiß ich nicht. Das Reich, in das Lucifuge Rofocale ihn verbannt hatte, lag seit jeher außerhalb meiner Wahrnehmung. Falls du ihn aber getötet hast, kann es sein, dass er auf anderem Wege zurückkehrt.«
    Zamorra zuckte zusammen. »Was? Wie das?«
    Das Kräuseln des Kaffees ließ nach. Offenbar hatte Vassago sich beruhigt. »Agamar wusste, dass er Lucifuge Rofocale nicht gewachsen war. Deshalb tötete er im Laufe von über hundert Jahren eine Reihe hochrangiger Dämonen und übernahm mit einem Zauber deren Fähigkeiten.«
    »Und?«
    »Eines seiner Opfer war ein Dämon namens Krychnak. Er beherrschte einen Zauber, den er Neuwerdung nannte. Mit ihm konnte er aus einem abgetrennten Körperteil neu entstehen, wenn der eigentliche Körper getötet wurde.«
    »Die Schwinge!«, flüsterte Nicole.
    »Schwinge?« Vassagos Unwissenheit klang echt.
    Zamorra nickte. »Agamar hat während des Kampfs gegen Lucifuge Rofocale einen Teil seiner Schwinge verloren. Wenn er Krychnaks Fähigkeit übernommen hat, dann kann er aus ihr neuwerden . Wie läuft dieser Zauber ab?«
    »Zunächst dauert es einige Zeit, bis das Bewusstsein in dem abgetrennten Körperteil erwacht. Wenn es aber erwacht ist, wählt es einen Wirt aus, mit dem es sich vereinigt und den es im Laufe der Zeit in den alten Dämonenkörper umwandelt.«
    »Einfach so?«
    »Nein, natürlich nicht einfach so. Das Ritual der Neuwerdung erfordert sieben Seelen.«
    Langsam fügten sich die Puzzleteile für Zamorra zusammen. Edouard Pereire war offenbar der Wirt für Agamars Schwinge. »Wie kommt er an diese Seelen?«
    »Er setzt seinen Opfern eine Art Haken ins Bewusstsein. Oder einen Magnet, wenn dir dieser Vergleich lieber ist. Der Seelenspender beginnt geistig zu verfallen. Er wird wahnsinnig, sodass sein Tod in der Regel schnell folgt. Viele können die Bilder des Wahnsinns nicht ertragen und töten sich selbst. Andere nehmen ihre Welt nicht mehr wahr und verunglücken. Wenn dann die Seele des Opfers entweicht, wird sie über den Haken oder den Magnet zum neuen Körper des Dämons gezogen und von ihm verzehrt.«
    Das erklärte die Reihe von Unfällen und Selbstmorden, nicht aber Pereires perverse Speisekammer. Bevor Zamorra nachfragen konnte, fuhr Vassago in seinem Bericht fort.
    »Dieser seelischen Nahrung folgt ein Schub körperlichen Hungers. Der Wirt braucht menschliches Blut und Fleisch, um sich umzuwandeln.«
    Um sich zu häuten! , dachte Zamorra.
    »Er setzt seinen Opfern einen Haken ins

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