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0910 - Der Totflüsterer

0910 - Der Totflüsterer

Titel: 0910 - Der Totflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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spannend!«
    »Es ist nichts passiert. Gar nichts! Jahr für Jahr hat er mich besucht und sein kryptisches Gesabbel abgelassen. Nie ist dabei was Schlimmes passiert. Bis…«
    »Ja?«
    »Bis zu einem Tag im Frühwinter zehn Jahre später.«
    ***
    Der Wohnblock hatte gepflegte Grünanlagen und sah mit seinen großen Balkons, dem futuristisch geformten, mit schwarzen Ziegeln gedeckten Dach und einigen Erkern hier und Giebeln da architektonisch extravagant und nicht gerade preiswert aus. Dennoch - es war ein Wohn block .
    »Hier wohnt Sandru?« Nicole konnte es nicht glauben, als sie aus dem BMW ausstieg. »Hier leben doch mindestens… wie viel? Sechzig Familien? Siebzig?«
    Zamorra warf die Wagentür zu und verriegelte sie.
    Sie waren via Regenbogenblumen zurück nach Lyon gereist. Ihre Erleichterung, als sie das geparkte Auto bestiegen und feststellten, dass sich der Gestank nicht in den Polstern festgesetzt hatte, war enorm. Und nun standen sie hier vor dem großen Mehrfamilienhaus, in dem laut Telefonbuch der Leiter der Entwicklungsabteilung von Luynes Ball Bearing wohnen sollte.
    Mit wenigen Schritten erreichten sie die Eingangstür, neben der auf einer gigantischen Platte die Klingelknöpfe und Namensschilder der Bewohner jeden Besucher mit ihrer Menge überforderten.
    Zamorra schmökerte sich durch die Vielfalt französischer und ausländisch klingender Nachnamen.
    »Hier! Hier ist es. Sandru!«
    Er läutete und es geschah genau das, womit der gerechnet hatte. Nämlich nichts!
    Hinter ihnen erklang eine Stimme, weich und schmalzig, als wäre sie in Butter geschwenkt. »Guten Tag! Wohnen Sie auch hier?«
    Der Professor drehte sich um. Vor ihm stand ein Mann in hellgrauem Anzug. Sein glatt rasiertes Gesicht zeigte ein gewinnendes, verkaufendes Lächeln.
    Vertreter! , zuckte es durch Zamorras Kopf.
    Der große Aktenkoffer in der Hand des Mannes stützte diesen Verdacht.
    »Nein«, sagte Nicole. »Wir wollten jemanden be…«
    »Entschuldigen Sie?« Der Kerl mit der Butterstimme drängte sich zwischen Zamorra und Nicole durch. Dann drückte er mit der flachen Hand so viele Klingelknöpfe, wie er erwischte.
    Babylonisches Stimmengewirr quoll aus der Gegensprechanlage, um das er sich nicht kümmerte. Das war auch nicht nötig, denn mindestens ein Bewohner wollte gar nicht erst wissen, wer da draußen stand, bevor er ihm öffnete. Der Summer erklang und der Vertreter zog die Tür auf.
    »Seien Sie meine Gäste.« Er grinste Nicole an und ließ ihr den Vortritt.
    »Da siehst du mal, wie einfach das geht«, sagte Zamorra, als sie eine Minute später vor der Batterie von Briefkästen standen und der Mann mit dem Schmalz in der Kehle in den Gängen des Wohnblocks abgetaucht war.
    Nicole nickte. »Wir sollten dankbar sein! Jetzt sind - wir schon mal drin.«
    Die Briefkästen waren so sortiert, wie die Wohnungen im Haus aufgeteilt waren. Neben jedem Namen stand eine Zahlenkombination, die wohl das Stockwerk und die Appartementnummer darstellten.
    »Da ist es. Cedric Sandru. 2.2.«
    »Fahrstuhl?«, fragte Zamorra.
    »In den zweiten Stock? Nein, lass uns mal sportlich bleiben!«
    Sie erreichten die zweite Etage über eines der drei Treppenhäuser. Vor ihnen erstreckte sich ein heller, freundlicher Gang, in dem links und rechts die Eingangstüren zu den Appartements lagen. Der große Abstand zwischen den Türen ließ darauf schließen, dass die Wohnungen nicht gerade klein waren. Die Wände dazwischen waren mit Gemälden und hübschen Lampen aufgelockert. Weiter hinten, kurz vor einem Kreuzgang, der vermutlich zu einem der anderen Treppenhäuser führte, stand sogar ein Aquarium.
    Nicole konnte sich ein anerkennendes Nicken nicht verkneifen. »Hübsch!«
    Zamorra wandte sich der ersten Tür zur linken Hand zu. Auf ihr prangten die Zahlen 2.1. , daneben war ein Klingelknopf in die Wand eingelassen. Einen Namen konnte er nicht entdecken.
    »Wie war die Nummer? Zwo Punkt zwo, richtig?«
    »Ich bewundere die Brillanz deines Gedächtnisses, Chérie!«
    »Ich danke dir.«
    Der Professor drehte sich um zur schräg gegenüber liegenden Tür.
    »Ha! Schau dir das an. Der erste Makel in dieser perfekten Anlage. Hier steht nur eine Zwei. Die Stockwerksangabe davor fehlt!«
    Nicole lächelte. »Na, wenn das kein Grund für eine Mietkürzung ist.«
    Zamorra klingelte und nichts geschah. War Sandru wirklich nicht zu Hause?
    Der Professor hob die Hand, um anzuklopfen.
    Eine Sekunde später fielen die Schüsse.
    ***
    Minuten vorher
    Cedric

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