0912 - Das Weltennetz
durch die vielen Räume zu laufen, in denen die verrücktesten Dinge gelagert waren. Natürlich war das verboten, doch welches Kind auf dieser Welt konnte bei einem solchen Verbot und einem so geheimnisvollen Ort widerstehen.
»Aber es stimmt - es brummt.«
Rola musste lachen. Sie konnte den Kindern nie wirklich böse sein. »Okay, Sean, ich werde nachher einmal nachsehen. Jetzt troll dich aber.« Der Junge war damit zufrieden und ging wieder zu den anderen.
Rolas Lächeln verschwand schnell. Sie musste an Artimus denken, der gemeinsam mit Vinca von Parom in Richtung Château Montagne gestartet war. Wenn van Zants schlimme Vorahnungen stimmten, was sollte dann nur werden?
Rola ging in die Küche. Wenn sie große Sorgen hatte, dann lenkte sie sich am besten damit ab, etwas für die Kinder zu backen. Sie war keine große Köchin vor dem Herrn, doch das Backen lag ihr im Blut. Das mochte wohl damit zusammen hängen, dass sie Kuchen und Torten liebte - Kekse nicht minder. Also suchte sie sich die Zutaten für einen riesig großen Schokoladenkuchen zusammen und heizte den Backofen vor. Die Kinder würden ihre Freude haben… und ein Stück würde Rola sich sicher auch schnappen können.
Sie hörte einen Schrei aus der Eingangshalle und hatte sofort ein Déjà-vu-Erlebnis. Diesen Schrei kannte sie. Genau so war er erklungen, als Vinca von Parom damals mit seiner sterbenskranken Frau Lakir hier her gekommen war. Da er mit seinem Speer reiste, konnte das schon den einen oder anderen Schrecken auslösen, wenn er plötzlich auftauchte. Rola hoffte nur, das er Artimus mitbringen würde.
Doch diesmal war nicht van Zant, sondern Zamorra und Nicole Vincas Frachtgut gewesen.
Als Nicole Rola erzählte, was geschehen war, sank die junge Frau in sich zusammen. Also hatten sich die bösen Ahnungen erfüllt. Zamorra versuchte alles, um Rola Hoffnung zu machen.
»Wir geben nicht auf, Rola. Irgendwie holen wir Artimus da raus, doch im Augenblick wissen wir nicht einmal, in welcher Form er jetzt existiert. Wir sind von all diesen Vorgängen ausgeschlossen. Was in Armakath geschehen ist, können wir nicht einmal erahnen. Doch wir glauben, dass Artimus unbewusst diesen Ort hier, die Villa, als Verbindungspunkt zwischen der weißen Stadt und unserer Erde gewählt hat.«
Nicole mischte sich ein. »Ist dir irgendetwas aufgefallen? Hat sich etwas verändert? Denk nach, Rola.«
Die junge Frau versuchte sich zu konzentrieren, doch das fiel ihr nicht leicht, da ihre Gedanken bei Artimus waren. Doch plötzlich war die Erinnerung an Seans Beobachtung da.
»Kommt mit, schnell, in den Keller.« Sie stürmten die Treppe nach unten. Der Junge hatte absolut die Wahrheit gesagt. Es brummte. Tief aus dem Boden heraus schien sich eine Armee von Hummeln an die Oberfläche kämpfen zu wollen. Zamorra und Vinca räumten in paar im Weg stehende Sachen zu Seite, dann legte der Professor Merlins Stern flach auf die Stelle, an der man das bedrohlich klingende Geräusch am besten vernehmen konnte.
Das Amulett reagierte nicht, worüber Zamorra sich aber nicht wirklich wunderte. Armakath lag zwar in der Hölle, doch nichts an und in der Stadt hatte etwas mit schwarzer Magie zu tun. Nicole legte ein Ohr an den Boden.
»Es kommt näher, nicht wahr?« Zamorra nickte als Antwort. Nicht mehr lange, dann würde die Knotenstadt Armakath sich mit der Erde verbunden haben. Was dann geschah, war unbekannt. Doch Zamorra wollte es erst gar nicht so weit kommen lassen.
Er legte das Wurzelfragment auf die relevante Stelle. Das Summen schien in seiner Intensität zu stagnieren, doch die winzige Wurzel bewegte sich wie von Geisterhand gesteuert am Boden hin und her, als würde die Macht aus der Tiefe sie abwehren wollen.
Nicole schob Zamorra zur Seite. Zwischen den Fingern der schönen Französin drehte sich der Dhyarra-Kristall, der Sternenstein, dessen Kräfte wahre Wunder vollbringen konnten - wenn man mit ihm umzugehen wusste.
Nicole Duval war eine wahre Meisterin des Dhyarras!
Sie schloss die Augen und konzentrierte sich. In ihrer Vorstellung entstand ein Bild, eine Vision. Sie zeigte einen blauen Kasten, flach und knapp einen Quadratmeter groß. Seine Wandungen waren so stark, dass sie von nichts und niemandem zerstört werden konnten. An seinen vier Seiten lag er dem Boden plan an - mehr noch… er verschmolz mit ihm. Keine noch so große Macht würde ihn von hier fort bewegen können.
Als Nicole die Augen wieder öffnete, da stand Schweiß auf ihrer Stirn,
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