0912 - Der Hypno-Hund
Wenn ich den Zeitraum abstecke, dann sind die Taten in den letzten beiden Wochen passiert, und das ist mir einfach zu viel, Sir James.«
Der Superintendent nickte. »Sie glauben also daran, daß mehr dahintersteckt.«
Tanner war vorsichtig. »Es könnte sein.«
Sir James lächelte. »Kommen Sie, Kollege, wir sind zwei alte Hasen in diesem Geschäft. Dieses könnte sein, das nehme ich Ihnen nicht ab. Sie haben sich bestimmt weitere Gedanken gemacht und haben auch einen Weg gefunden, dem Sie folgen konnten.«
»Im Prinzip schon.«
»Da Sie zu mir gekommen sind, rechnen Sie auch damit, daß gewisse andere Mächte oder Kräfte hinter diesen Taten stecken könnten. Oder liege ich da falsch?«
»Nein, ich habe daran gedacht.«
»Und was hat Sie auf den Gedanken gebracht?«
Tanner strich mit zwei Fingern durch sein faltiges Gesicht. »Das ist eine Spur gewesen, die uns praktisch auffallen mußte. Durch Nachforschungen und Verhöre hat sich herausgestellt, daß die Ermordeten wie auch deren Mörder, so unterschiedlich sie auch waren, doch eines gemeinsam hatten. Sie waren kurz vor ihren Taten alle in dieser Hundeschau des Indra Shamrock.«
»Moment mal, langsam bitte. So richtig zum Mitschreiben. Wer war in dieser Show?«
»Die Täter, nicht die Opfer. Also der Werbemensch, der Kerl in der U-Bahn und auch die Frau, die ihre Kinder tötete. Sie alle haben die Show besucht.«
»Müßte ich sie kennen?« fragte Sir James.
»Halb London redet davon.«
Der Superintendent zeigte ein säuerliches Lächeln. »Leider wurde in meinem Club darüber noch nicht geredet.«
»Das dachte ich mir«, erwiderte Tanner. »Deshalb bin ich ja bei Ihnen, um Sie aufzuklären. Ich hatte mich eigentlich an John Sinclair wenden wollen, aber gönnen wir ihm und Suko das freie Wochenende. Mit dieser Show verhält es sich folgendermaßen: Da tritt ein Mann auf, der die Menschen durch seinen Hund hypnotisieren läßt.«
»Was?«
»Sie haben richtig gehört, Sir. Hypnose durch den Hund. Kaum zu glauben, aber wahr.«
»Und das wissen Sie genau?«
»Ich selbst war nicht da, habe aber Leute gesprochen, die sich die Show angesehen haben. Sie alle waren hin und weg, wie man so schön sagt. Regelrecht begeistert.«
Sir James nickte. »Jetzt erinnere ich mich, darüber in den Zeitungen gelesen zu haben.«
»Wunderbar.«
»Glauben Sie, daß es stimmt? Daß ein Hund Menschen in Hypnose versetzen kann?«
Tanner hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Jedenfalls sind die Menschen hypnotisiert worden. Allerdings traue ich auch dem Mann nicht. Er nennt sich Indra Shamrock.«
»Haben Sie mit ihm schon gesprochen?«
»Nein, noch nicht. Ich wollte mich erst mit Ihnen in Verbindung setzen, weil ich einfach der Meinung bin, daß hier Kräfte am Werk sind, die in Ihren Zuständigkeitsbereich fallen.«
»Sie denken an Magie.«
»Wenn Sie so wollen, ja.«
»Dann sollten John und Suko diesem Indra Shamrock mal auf den Zahn fühlen.«
Tanner lächelte. »Dies habe ich durch meinen Besuch erhofft, Sir.«
Der Superintendent lächelte, lehnte sich zurück und schaute Tanner an.
»Es ist ja so. Säßen nicht Sie vor mir, sondern irgendeiner, der versucht, sich wichtig zu machen, hätte ich längst abgewunken. Aber bei Ihnen ist das etwas anderes. Zudem haben Sie meine Neugierde geweckt, und ich will auch, daß die Morde aufgeklärt werden. Wir sollten da schon zusammenarbeiten.«
»Das ist wichtig.«
»Wann findet wieder eine Veranstaltung mit diesem Hund statt?«
»Heute abend.«
»Da sollte John hingehen.«
»Ich habe sicherheitshalber Karten zurücklegen lassen.«
»Perfekt, Mr. Tanner.«
»In meinem Alter hat man eben gelernt.« Tanner schwieg. Er schaute zu, wie Sir James den Telefonhörer abnahm und eine bestimmte Nummer eintippte. Es war die des Oberinspektors John Sinclair.
Nur meldete sich dort niemand, und leicht ungehalten schüttelte Sir James den Kopf. »Immer wenn man ihn mal braucht, ist er nicht da. Das gefällt mir nicht.«
»Denken Sie an das Wetter.«
Sir James nickte. »Sie haben recht. Trotzdem werde ich den Versuch nicht aufgeben, und wenn ich ihn bei Glenda Perkins erwische oder bei Jane Collins. Zuvor will ich aber Suko kontaktieren. Vielleicht weiß er, wo sich John herumtreibt.«
Daß Suko abhob, freute den Superintendenten, aber seine gute Laune verschwand sehr schnell, als er die negative Nachricht bekam, denn auch Suko wußte nicht, wo sich sein Freund aufhielt. »Er hat sich eben bei diesem Wetter aus dem Staub
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