0912 - Der Hypno-Hund
etwas passiert. Und jetzt so etwas…«
»Aber er hat ihn angegriffen«, sagte ich.
»Ja, das stimmt schon. Nur begreife ich nicht, weshalb er es getan hat, Mister.«
Ich hob die Schultern.
Mit der nächsten Frage bewies sie, daß sie genau zugehört hatte.
»Haben Sie nicht von einer Provokation gesprochen?«
»Das ist wahr.«
»Davon habe ich nichts bemerkt. Wie ist sie denn gewesen? Können Sie das erklären?«
»Nein, nicht genau. Es hat sie gegeben, mehr kann ich darüber nicht sagen. Vielleicht hat es an den Augen des anderen Hundes gelegen oder auch nicht. Jedenfalls ist da etwas gewesen, das ich nur spüren, aber nicht sehen konnte.«
»Er ist ja auch ein besonderer Hund.«
»Ah, Sie kennen ihn?«
»Ja, ich war in der Vorstellung.«
Die Antwort hatte meine Neugierde geweckt. »Und? Wie hat sie Ihnen denn gefallen?«
Für die nächsten Augenblicke vergaß die Frau ihren Schmerz über den Tod des Lieblings. Ihre Augen bekamen einen schon schwärmerischen Glanz. »Es war einfach wunderbar«, flüsterte sie. »Einmalig. Wozu dieser Hund in der Lage ist, das schafft kaum ein Mensch. Er bringt die Leute in seinen Bann. Er schaut sie an, und schon sind sie hin. Sie tun dann alles, was von ihnen verlangt wird. Ich kann Shamrock und seinen Hund nicht hassen, weil er meinen Liebling getötet hat. Er ist eben einmalig, und ich mag Hunde sehr.«
»Das glaube ich Ihnen alles, Mrs…«
»Ich heiße Finney.«
»Gut, Mrs. Finney, aber hat dieser andere Hund auch Sie hypnotisiert?«
»Nein, ich habe mich nicht gemeldet. Das habe ich den jüngeren Leuten überlassen.«
»Das ist verständlich, Mrs. Finney. Sind Sie denn wegen Shamrock in diesen Biergarten gekommen?«
»Überhaupt nicht, Mister.«
»Ich heiße übrigens John Sinclair.«
»Schottisch, nicht?«
»Auch das.«
Sie lächelte knapp. »Meine Vorfahren stammen ebenfalls aus Schottland. Nein, ich habe Durst gehabt und meinen Hund ausgeführt. Daß ich Shamrock und seinen Hund hier traf, war wirklich Zufall.«
»So ist das nun mal«, murmelte ich. »Meinen Sie denn, daß es sich auch für mich lohnt, die Show zu sehen?«
Mrs. Finney erschrak. »Sie wollen dorthin?«
»Ja, warum nicht?«
»Nach allem, was passiert ist?«
»Stört Sie das?«
»Mich würde es schon stören. Schließlich haben Sie beobachtet, wie mein Hund von dem anderen - zerfleischt wurde.«
»Da können Sie recht haben. Ich bin ein skeptischer Mensch. Mal sehen, wie die Sache abläuft. Noch einmal, Mrs. Finney: Es tut mir um Ihren Hund leid.«
Sie nickte, und wieder quollen Tränen aus ihren Augen. Der Pit Bull war wohl der einzige Freund gewesen, den sie gehabt hatte. Einen Ehering trug sie jedenfalls nicht.
Da sich Helen in der Nähe aufhielt, hob ich den Arm und winkte ihr zu.
Sie sah mein Zeichen, kam an den Tisch und fragte, ob ich noch einen Wunsch hätte.
»Ich möchte zahlen.«
»Das kann ich verstehen.« Die Rechnung hielt sie bereits in der Hand.
Ich legte noch ein Trinkgeld dazu und versprach ihr ein baldiges Wiederkommen.
»Bei dem hoffentlich kein Blut fließt«, fügte sie noch hinzu.
»Das hoffe ich auch.«
»Ach, noch etwas. Ich habe zugehört, ob ich wollte oder nicht. Vielleicht habe ich es auch gewollt.« Sie bekam einen roten Kopf. »Sie sprachen davon, daß Sie am heutigen Abend die Show besuchen wollen.«
»Das hatte ich vor.«
»Ich werde auch dort sein. Ich habe frei und schaue mich dort mal um.«
»Dann werden wir uns ja wohl sehen.«
»Das denke ich.«
»Wollen Sie sich von diesem Hund auch hypnotisieren lassen?«
Helen zögerte mit der Antwort. »Ehrlich gesagt, ich hatte es schon vor. Aber nach diesem Biß bin ich schon skeptisch geworden. Ich weiß nicht so recht, ob ich mich trauen soll.«
»Da kann ich Ihnen auch keinen Rat geben, Helen.« Ich stand auf. »Wir sehen uns bestimmt am Abend.«
»Ja, bis dann.«
Ich ging, und ich wußte, daß sie mir nachschaute. Das Biergartenwetter hob eben die Stimmung der Menschen. So sollte es normalerweise sein.
Daß mir mal wieder etwas dazwischengekommen war, daran hatte ich mich schon gewöhnt. Irgendwas passierte immer, wenn Ich mir einen schönen Tag machen wollte.
Auf den Abend war ich natürlich gespannt. Ich wollte mir die Show auch nicht alleine ansehen, sondern Suko und Shao mitnehmen, falls sie noch nichts anderes vorhatten.
Als ich das Haus betrat, fing mich der Hausmeister und Portier unten im Flur ab. »Da sind Sie ja, Mr. Sinclair.«
»Wieso? Gab es Probleme?«
»Weiß
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