0912 - Der Hypno-Hund
überraschen, wie es weitergehen wird, meine Freunde. Niemand kann hier etwas voraussagen, das steht fest. Selbst ich bin dazu nicht in der Lage, wir haben alles meinem Hund Moonbird zu verdanken. Er hat die beiden Liebenden zusammengebracht.«
Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Dieser Mensch sprach etwas aus, hinter dem er nicht stand. Aber Helen sah es anders. Sie drehte sich und stand plötzlich vor mir. »Du hast gehört, John, was er gesagt hat?«
»Er sprach von Liebenden.«
Sie schaute mir ins Gesicht. Ihre Augen hatten einen träumerischen Glanz bekommen. »Ja«, flüsterte sie dann, »er hat recht. Wir sind zwei Liebende. Ich habe mich verliebt. Ich stehe wie unter einem Druck. Ich will nur dich. Ich will alles von dir. Ich möchte dich besitzen. Liebende reagieren doch so, und ich bin wirklich jemand, der nicht anders kann…«
»Es ist gut, Helen.«
»Warum sagst du das so komisch?«
»Ich überlege.«
»Was denn?« Sie konnte die Hände nicht mehr bei sich behalten. Flach strichen sie an meiner Brust hoch, um sich langsam dem Kopf zu nähern. Da sie kleiner war als ich, mußte sie sich auf die Zehenspitzen stellen, und dabei öffnete sie ihren Mund. Selbst in dem nicht eben strahlenden Licht sah ich das feuchte Schimmern ihrer Lippen. Über ihren Augen lag ein Schleier. Sie befand sich in einem Zustand, über den ich mir keine konkrete Meinung bilden konnte. Noch war sie hypnotisiert, und sie wurde zwangsläufig von Indra Shamrock oder seinem Hund kontrolliert. Wenn ich dieses als Bannstrahl ansah, so hatte er sich geteilt. Die eine Hälfte wollte etwas anderes als die andere, und ich wollte versuchen, sie aus diesem Bann herauszubekommen. Dabei mußte ich meine Worte sehr vorsichtig abwägen, um sie nicht zu enttäuschen.
»Bist du sehr böse, wenn ich dir sage, daß es mir hier nicht besonders gefällt, Helen?«
»Warum denn?«
»Ich finde, wir sollten woanders hingehen.«
»Und wohin?«
»Das weiß ich noch nicht, aber es ist so ein wunderbarer Abend. Wir könnten draußen…«
»Hier ist es doch auch schön.«
»Schon, nur hätte ich gern…«
Helen trat einen schnellen Schritt zurück. Ihre Arme sanken nach unten.
»Ich weiß, was du willst und was du meinst. Du magst mich nicht mehr. Du willst mit mir nichts zu tun haben. Stimmt es?«
»So darfst du das nicht sehen.«
»Doch, so sehe ich es aber. Das weiß ich genau. Du bist ein ganz anderer geworden.«
»Bitte, Helen!«
»Nein!« schrie sie plötzlich und sprang noch weiter in die Dunkelheit zurück. Der Schrei war sehr laut gewesen. Man hatte ihn sicherlich in den hinteren Reihen gehört, und die Zuschauer mußten einfach aufmerksam geworden sein. Sie verhielten sich ruhig, im Gegensatz zu Shamrock, der sich uns näherte.
»Was ist denn los?« fragte er leise.
»Verschwinden Sie!«
Er streckte mir seinen rechten Zeigefinger entgegen. »Seien Sie vorsichtig, Sinclair! Enttäuschen Sie diese Dame nicht. Sie steht unter Moonbirds Einfluß. Wenn sie etwas erlebt, das sie nicht mag, kann das schlimme Folgen für sie haben. Sie kann daran zerbrechen. Also halten Sie sich zurück.«
»Verschwinden Sie, Shamrock!«
»Nein!«
Ein leises Knurren wehte über die Bühne. Der Hypno-Hund zeigte uns an, daß ihm die Entwicklung der Dinge wohl nicht gefiel. Und dieses Geräusch konnte auch so etwas wie ein Signal gewesen sein, denn Helen trat wuchtig mit dem rechten Fuß auf. Dann kam sie vor.
Ich ging ihr entgegen. Ich wollte sie aus dieser Lage hier wegbringen, faßte nach ihr, als sie plötzlich den rechten Arm anhob. In ihrer Hand schimmerte ein schmaler, länglicher Gegenstand, es war die Klinge eines Messers.
Bevor ich mich darauf einstellen konnte, stieß sie zu…
***
Wie ich dem Treffer entging, verstand ich selbst nicht so richtig. Ich war jedenfalls sehr schnell, rutschte auf dem Boden noch etwas zur Seite.
Da griff Indra Shamrock ein und versetzte mir einen Hieb in den Nacken.
Ich fiel zu Boden. Mein Kopf prallte auf die Planke. Ich sah Sterne aufleuchten und hörte Helens Schreien, die ihr Messer noch festhielt.
»Du willst mir nicht folgen, John. Du sollst mir aber folgen. Ich liebe dich! Ich liebe dich bis in den Tod, verstehst du das?« knirschte sie. »Bis in den Tod!«
Ja, ich verstand sie, auch wenn mich ihre Worte ziemlich gedämpft erreichten. Ich hatte auch Schwierigkeiten mit dem Sehen bekommen, denn die klaren Konturen der Frau waren ebensowenig zu erkennen wie die des Indra Shamrock.
»Bis in
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