0912 - Der Hypno-Hund
bewegte sich geduckt, als wollte er so wenig Ziel wie möglich bieten. Als er einmal seinen Fuß auf eine Stufe setzte, um sie als Stemmbrett zu benutzen, da holte er bereits seinen Stab hervor. Es war auch verdammt nötig geworden.
Wenn er dessen Magie einsetzte, würden ihm fünf Sekunden bleiben, in denen sich alles ändern mußte, und das lag einzig und allein an ihm.
Er hörte Helens Schrei, als sein Fuß den Bühnenboden berührte. Das Alarmsignal.
Er sah sie laufen.
Er sah auch das Messer in ihrer Hand. Die hellere Klinge schwebte wie gemalt in der grauen Finsternis auf der Bühne, und ihre Spitze wies nach unten.
Auf John!
Da rief Suko das Wort, das für die folgenden Sekunden alles ändern sollte.
»Topar!«
***
Suko hatte nicht gerade sehr leise gesprochen. Seine Stimme war auf der Bühne und im Zuschauerraum zu hören, so daß viele der Besucher, aber nicht alle, ebenfalls die Magie des Wortes mitbekamen und sich plötzlich nicht mehr bewegen konnten.
Sie saßen wie angenagelt auf ihren Plätzen, und das gleiche war mit den Personen auf der Bühne geschehen. Keiner war gegen diese alte Kraft gefeit, zumindest hatte Suko nichts Gegenteiliges erlebt.
Tatsächlich nicht.
Fünf Sekunden konnten verdammt knapp werden, das wußte er. Auch wenn er bereits nahe an das Geschehen herangekommen war, Suko erlebte trotzdem, was da ablief.
Es waren nicht alle erstarrt.
Zwar lag John bewegungslos auf dem Boden, und auch Shamrock rührte sich seiner Meinung nach nicht, aber bei Helen hatte die Magie des Stabs leider versagt. Sie hatte zwar den Ruf gehört, stand aber unter einer starken Hypnose; so kämpften in ihrem Innern beide Kräfte gegeneinander, und keine sah sich auf der Siegerstraße. Sie schienen sich gegenseitig aufzuheben. Helen war in der Vorwärtsbewegung gewesen und hatte gleichzeitig nach unten gezielt. Es sah für Suko so aus, als hätte sie gegen eine andere Kraft von vorn anzukämpfen, die auf keinen Fall wollte, daß ihr ursprünglicher Plan gestoppt wurde.
Suko mußte dies erst einmal verarbeiten, denn bisher war er stets davon ausgegangen, daß sein Stab immer funktionierte. Nun mußte er erleben, daß auch ihm Grenzen gesetzt waren.
Helen würde John töten - wenn sie ihn erwischte. Sie würde ihm das Messer langsam und quälend in die Brust stoßen, auch innerhalb der magischen Zeitspanne.
Suko fühlte sich behindert, auch wenn er sich wieder normal bewegen konnte.
Sein rechtes Bein schnellte hoch. Er drehte mitten in der Bewegung den Fuß zur Seite, und sein Ziel hatte er längst ins Auge gefaßt. Es war die rechte Hand der Frau, die zurückzuckte, als der Tritt sie erwischte.
Helen geriet ins Taumeln und torkelte dabei noch weiter in den dunklen Hintergrund der Bühne.
Die fünf Sekunden waren um!
Alles lief normal, auch die Zuschauer in den Reihen waren wieder aus ihrer unfreiwilligen Trance erwacht. Sie reagierten normal, aber sie hatten nicht mitbekommen, was sich vor ihnen abgespielt hatte.
Nur Suko wußte es.
Shamrock war ebenfalls durcheinander. Suko hörte ihn sprechen, er wollte sich seitlich gegen den Inspektor werfen, der ihm auswich und ihn dann mit einem Karatetritt auf Distanz hielt.
Helen war wichtiger.
Sie stand auch jetzt unter ihrem Mordwahn, denn wie eine Furie tauchte sie aus dem Hintergrund auf. Sie schrie und knurrte zugleich. Die Geräusche hörten sich schrecklich an, auch im Zuschauerraum, wo zahlreiche Menschen von ihren Sitzen aufgesprungen waren.
Das Messer funkelte, als es sich schnell und zuckend auf Suko zubewegte. Die Frau wußte genau, was sie tat. In ihrem Hirn waren die Befehle einprogrammiert worden, sie nahm den Tod eines jeden in Kauf, denn ein jeder war ihr Feind.
Aber in Suko hatte sie sich den Falschen ausgesucht. Er reagierte schnell und sicher.
Bevor Helen zustoßen konnte, schnappte er zu. Mit beiden Händen bekam er das Gelenk zu fassen, und Helen gab einen lauten Schrei von sich, als Suko es herumdrehte.
Er sah für einen Moment ihr Gesicht, das wie eine Maske aus Stein wirkte, dann verlor sie den Boden unter den Füßen, weil Suko mit einem Tritt dafür gesorgt hatte.
Sofort drehte er sich um.
Indra Shamrock kam auf ihn zu. Aus dem Augenwinkel sah er, wie sich John Sinclair schwerfällig aufrichtete, und plötzlich blieb Indra Shamrock stehen, als wäre er gegen eine Wand gelaufen.
Er schaute in die Mündung der Beretta, die Suko gezogen hatte.
»Keinen Schritt weiter!« flüsterte der Inspektor. »Bleiben Sie dort
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