0913 - Das Erbe der schwarzen Flammen
noch ein Mensch zuvor betrachtet hatte.
Wunder des Alls - rote Sterne, weiße Zwerge… einfach alles.
Jetzt herrschte Ruhe. Er konnte sie nicht genießen, denn es gab nichts mehr, das ihn ablenkte, das seine seltsamen Gedanken vertreiben konnte. Hier war er der Strahl, der mit denen der sieben anderen das Grundgerüst zum Weltennetz bildete. Von überall aus der Galaxie kamen nun die Strahlen der Welten, die eine weiße Stadt auf sich trugen. Irgendwann würde das Netz komplett sein.
Dies hier war seine Bestimmung.
Warum bohrten sich die Fragen dann immer noch weiter in seine Mitte hinein? Er kannte die Antwort nicht. Er wusste nur, dass da noch immer die Gesichter der Frauen waren, die ihn einfach nicht los ließen. Vier Gesichter - vier vollkommen verschiedene Frauentypen, doch sie alle hatte er geliebt. Hatte er das? Er bemühte sich nun, die Erinnerungen zu sich zu holen. Sie waren tief in ihm verborgen. Was hatten sie zu bedeuten?
Eine Frau war rothaarig und zielstrebig in ihrer Art - die nächste hingegen von kleinem Wuchs; sie trug ein Geheimnis in sich. Die dritte war die erste Wächterin von Armakath gewesen. Sie hatte ihn zum Krieger der Stadt gemacht. Die drei lebten nicht mehr, waren alle einen gewaltsamen Tod gestorben.
Die vierte jedoch… sie war schwarzhaarig, trug ihre Mähne meist in zwei kleinen Zöpfen gebändigt… Sie lebte und wartete auf ihn. Irgendwo wartete sie. Auf seiner Heimatwelt? Ja, das war es wohl. Auf der Erde. Plötzlich fühlte er sich einsam. Um ihn herum entstand ein Netz, das er nie gewollt hatte. Nein, im Gegenteil, denn er hatte sich immer gegen die Vorstellung gewehrt, dass es das Weltennetz tatsächlich einmal geben würde.
Es war falsch und gefährlich.
Das Gefühl der Einsamkeit steigerte sich noch einmal bis ins Unermessliche, denn nun kamen da noch andere Gesichter und auch Namen in ihm hoch. Seine Freunde und Kampfgefährten, hatte er sie alle im Stich gelassen? Mehr noch, war nicht erst durch ihn alles in Bewegung gesetzt worden?
Du bist nie allein, Artimus van Zant.
Die Stimme war so fremd und zugleich vertraut für ihn. Khira? Im Augenblick ihres Todes hatte sie ihm ein Geschenk gemacht, das er nicht immer als ein solches gesehen hatte. Der Splitter, den sie ihm in seine linke Hand injiziert hatte, barg Dinge in sich, die er nie verstanden hatte.
Er? Ja, war er denn nicht der Strahl? Warum sah er sich nun als Person? War das nicht falsch?
Artimus van Zant - die Stimme hatte ihn mit diesem Namen angesprochen.
Alles um ihn herum wollte zerfallen, doch er war nach wie vor im Strahl gefangen. Fühlte er einen Schmerz in seiner rechten Hand? Also besaß er noch seinen Körper? Nun erinnerte er sich wieder der Praetoren und dem Ductor, die mit ihm im Strahl der weißen Stadt Armakath gewesen waren. Von ihrer Anwesenheit konnte er jedoch nichts spüren.
Der Schmerz saß in seiner linken Hand, der Hand, in die Khira Stolt den Splitter gesteckt hatte, den er schon so oft verflucht hatte, weil mit ihm Tod und Gewalt verbunden waren. Doch nun entfaltete er eine ganz andere Kraft.
Eine, die Artimus treiben ließ.
In die Richtung, aus der er gekommen war.
Zurück zur Erde - zurück in die Schwefelklüfte.
Dorthin, wo Armakath seiner harrte…
***
Nicole Duval warf immer wieder ängstliche Blicke zum Himmel über der Schalenwelt.
Dalius Laertes hatte ihr zwar immer wieder versichert, dass sein magischer Schutz eine Entdeckung unmöglich machte, doch so ganz sicher und überzeugt war Nicole davon nicht. Wenn dieser Schutz auch nur den kleinsten Fehler beinhaltete, dann konnte jeden Augenblick der Beschuss vom Schlachtschiff der EWIGEN aus beginnen. Und dem waren sie dann absolut hilflos ausgeliefert.
Nicole hatte den Eindruck, dass der Kommandant des Schiffes da oben im Orbit einen nervösen Daumen hatte, den er gerne einmal auf die Feuertaste senkte. Sie konnte also nur hoffen, dass Laertes zur Schau gestellte Sicherheit realistisch war.
Rola und Maiisaro waren in einiger Entfernung geblieben - ebenfalls durch einen magischen Schutz Laertes' vor einer Ortung geschützt. Nicole sah die verbrannte Erde rund um den Ort, an dem Maiisaro unfreiwillig wieder hier auf die Schalenwelt geworfen worden war. Das Licht der Wurzeln hatte ihr exakt angegeben, wo der Übergang zwischen den zwei Welten lag.
Nicole wandte sich an den Uskugen und Vampir, dem sie nach wie vor kein volles Vertrauen entgegen brachte. Er hatte sich oft genug als Freund erwiesen, doch allein die
Weitere Kostenlose Bücher