0914 - Stygias Angriff
solltest du nicht tun. Ich würde es zerreißen - und nicht nur das, mit meinem Blaster hier könnte ich die ganze Bude in Brand stecken.«
»Neiin«, heulte der Wolf auf. »Na los!«, schrie er seine stocksteif dastehenden Kollegen an. »Los, gebt diesen Teufeln in Menschengestalt schon, was sie wollen, damit sie hier verschwinden.« Mit einem lauten Bellen stoben die Archivare auseinander und verschwanden irgendwo in den Tiefen des Raums zwischen den Regalen. Es raschelte und knisterte hektisch zwischen den Papieren, Folianten und Büchern, so dass Zamorra halblaut zu Nicole sagte: »Guter Trick. Scheint zu funktionieren. - Ich brauchte Informationen darüber, wie man Drachenkrankheiten pflegen und am besten heilen kann!«, rief er in die Regale hinein.
Doch es dauerte noch ein paar unendlich lange Minuten, in denen der Archivar vor Nicole sie nicht eine Sekunde aus den Augen ließ. »Chef«, murmelte sie schließlich. »Meine Arme werden langsam steif!«
»Hey!«, schrie Zamorra noch einmal in die Schränke und Bücherstapel. Er ging ein paar Schritte weiter vor, um zu sehen, was die Wolfsähnlichen da wohl taten. In einem der Regale direkt vor ihm ertönte ein erschrockenes Quieken. Es raschelte noch hektischer als vorher und Zamorra tat der Archivar vor ihm fast Leid. Es gab wohl wirklich, nichts Schlimmeres als Büchervernichtung für diese… ja, was genau waren sie eigentlich? Dämonen war wohl, der Wärme des Amuletts nach zu urteilen, nicht unbedingt die richtige Kategorie. Archivare eben , dachte er. Und eigentlich sind sie in ihrer Sorge über ihre Bücher, Urkunden und Manuskripte schon wieder irgendwo… menschlich.
Schließlich kam doch einer der Archivare angelaufen. Auf allen vieren, weil es so wohl schneller ging, wie Zamorra irritiert bemerkte, hatte er bisher die Wölfischen doch immer aufrecht gehend erlebt. Der Archivar bremste und schlitterte noch ein Stück, bevor er einen verhältnismäßig dünnen Folianten vor Zamorras Füße fallen ließ. Er hatte ihn vorsichtig, um keinen Abdruck zu hinterlassen, zwischen den Zähnen herangetragen.
»Fabelwesen sind mein… mein Spezialgebiet«, fiepte er leise und beinahe erschöpft. »Dies sollte Euch helfen können. Es gibt ein Kapitel darin, das sich mit dem magischen Koma wie das Eures Drachen befasst.« Er schien zu zittern und zuckte noch einmal zusammen, als Zamorra das Buch vorsichtig aufhob. Er ließ den Archivar dabei nicht aus den Augen. Das Wesen schien noch mehr zu leiden als bisher, als er das kostbare Buch in den Händen des verhassten Weißmagiers sah. Ein leises Winseln konnte er offenbar nicht unterdrücken.
Zamorra wurde von Mitleid erfasst, ebenso wie Nicole, die das Pergament jetzt wieder sinken ließ und einen Blick mit Zamorra tauschte. Sie hielt dem Archivar, der sie nicht aus den Augen gelassen hatte, das Schriftstück hin. Er grapschte es sofort und huschte mit seinem Schatz davon.
»Ich biete euch an, dieses Buch wieder zurückzubringen«, sagte Zamorra auf einmal und spürte auf der Stelle, wie ihn Nicoles Blicke von der Seite durchbohrten. Er ignorierte sie. »Ich werde es allerdings kopieren, wenn es euch recht ist. Aber es soll nicht zu Schaden kommen.«
Der Archivar, der vor ihm winselte, sah ungläubig hoch. Auch die anderen Wölfischen konnten soviel Großmut nicht fassen und sahen misstrauisch zu Zamorra hin.
»Ich verspreche es«, wiederholte Zamorra. »Ich werde es einige Tage meiner Zeit behalten, aber dann bringe ich es wieder zurück.« Er wollte schon sagen, dass das Buch keinen besonderen Wert für ihn habe, doch er konnte sich im letzten Moment zurückhalten. Das war hier wohl nicht angebracht, wenn er wenigstens einen Rest Achtung dieser Kreaturen behalten wollte. »Es geht mir um die Informationen darin, nicht um das Buch an sich«, sagte er also.
Die Archivare wagten kaum, an ihr unerhörtes Glück zu glauben.
»Ihr versprecht, es zurückzubringen?«
»Ja. Wenn ihr niemandem sagt, dass wir hier waren.«
Nicole sah Zamorra verblüfft an. Er erwiderte den Blick achselzuckend und wandte sich zum Gehen. Sie folgte ihm, als er schnell das Weltentor ins Schloss öffnete und mit ihr darin verschwand, bevor die Archivare es sich anders überlegen konnten.
***
»Ich möchte wirklich wissen, was du dir dabei gedacht hast, Chef!«, sagte Nicole, als sie durch das Weltentor wieder ins Arbeitszimmer des Châteaus getreten waren. Der leuchtende Lichtwirbel verschwand und Zamorra atmete wieder tief durch. Er
Weitere Kostenlose Bücher