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0914 - Stygias Angriff

0914 - Stygias Angriff

Titel: 0914 - Stygias Angriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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sah auf das schwere, ledergebundene Buch in seiner Hand. Es war für die Zeit, in der es entstanden war, nicht sonderlich groß, es war das, was man gemeinhin als Quartband bezeichnete und entsprach damit in etwa dem DIN-A4-Format. Es war schwer, aber nicht unhandlich.
    »Ich muss sagen, das war eine Entscheidung aus dem Bauch heraus«, murmelte Zamorra und ging mit dem Buch zu seinem hufeisenförmigen Schreibtisch. Dort legte er es in der Nähe des Scanners ab.
    »Du willst also ernsthaft noch mal in die Hölle zurück, um ein Buch zurückzugeben?« Nicole war fassungslos. »Besuchen Sie die Leihbücherei der Hölle. Geöffnet täglich zwischen Geisterstunde und nach Schließung der Folterkammern. Ermäßigungen für überkorrekte Weißmagier.«
    Zamorra ging nicht auf ihre sarkastischen Scherze ein. »Nici, hast du das Wesen da vor mir gesehen? Ich kam mir unglaublich schäbig vor. Es scheint für diese Archivare nichts Schlimmeres zu geben, als eins ihrer Bücher hergeben zu müssen. Und wir können's doch kopieren. Wir scannen es ein, dann werden wir es nicht vermissen. - Obwohl…«, fügte er seufzend hinzu, »ich zugeben muss, dass ich so ein kostbares Stück doch gern behielte.«
    »Na, jetzt hast du's versprochen«, meinte Nicole sarkastisch. »Ich geh mich umziehen.« Diesmal verfehlte diese Ansage bei Zamorra die sattsam bekannte Wirkung. Er war schon damit beschäftigt, das Buch vorsichtig einzuscannen, denn nur so konnte man hinterher eine Suche nach dem Heilmittel starten, ohne erst mühsam Seite für Seite das mittelalterliche Dämonenlatein übersetzen zu müssen.
    Nicole zog eine Grimasse, lächelte dann aber. So kenne - und so habe ich ihn immer geliebt , dachte sie und ging, um sich aus ihrem Lederanzug zu schälen.
    ***
    Fu Long kehrte nachdenklich von der Versammlung bei Stygia nach Choquai zurück. Er kam wie immer, wenn er sich in der Hölle aufgehalten hatte, an einer unauffälligen Stelle hinter der Mauer seines Hauses an.
    Noch immer hielt er sich statt auf diesem düsteren unappetitlichen Knochenthron lieber in seiner Stadt auf, auch wenn diese unangenehme Erinnerungen bot. Und offensichtlich immer noch nicht ganz sicher vor dem Zutritt von Höllenwesen und damit den üblichen Intrigen in den Schwefelklüften ist , dachte er stirnrunzelnd, als sein alter Haushofmeister Liang ihm bestürzt entgegengeeilt kam, kaum dass Fu Long den Gartenhof mit den Pfingstrosen durch die kleine Tür in der Mauer betreten hatte. »Herr, Herr, du hast… hast Besuch!«, sprudelte es aus dem alten Liang hervor. Er war im Gegensatz zu Fu Long kein Vampir, sondern »nur« ein Mensch. Jedoch war er einer, der als Diener schon seit Jahrhunderten in Choquai lebte und daher den Anblick von Dämonen, Vampiren und anderen magischen Wesen gewohnt war. Fu Long konnte sich kaum vorstellen, was den alten Liang so aufregen konnte.
    »Beruhige dich«, meinte er. »Du bekommst ja kaum Luft.«
    Liang rang um Atem. »Herr, deine Bibliothek ist verpestet! Dieser Gestank ist nicht auszuhalten! Zwei dieser fürchterlichen Dämonen aus der Hölle sind aufgetaucht und wollen unbedingt mit dir sprechen. Ich weiß wirklich nicht, was das soll!« Nach einem stirnrunzelnden Blick Fu Longs verneigte sich der Alte hastig und stürmte in unziemlicher Eile, die Hände in seine weiten Ärmel gesteckt, und mit fliegendem Zopf in Richtung Bibliothek davon.
    Fu Long stutzte kurz und folgte dem alten Liang in sein Arbeitszimmer, dessen Front auf diesen Hof ging. Schon bevor er über die fußhohe Schwelle trat, die die Erdgeister vom Eindringen abhalten sollte, stieg ihm ein äußert unangenehmer Schwefelgeruch in die Nase.
    Hier waren Dämonen, wie er es sich nach Liangs ungewöhnlichem Benehmen auch schon gedacht hatte. Kurz dachte Fu Long daran, dass es sich vielleicht um Asmodis, den ehemaligen Herrn der Hölle handeln konnte - einen der wenigen Dämonen, die er durchaus schätzte. Wären sie alle so, könnte ich an meiner neuen Aufgabe durchaus Gefallen finden und sie als Herausforderung sehen , dachte er. Doch als er das Zimmer betrat, blieb er für einen Moment stocksteif stehen.
    Eine der beiden Gestalten, die ungeduldig auf und ab gingen… war Lucifuge Rofocale denn nicht tot? Fu Long spürte, wie das Adrenalin in seinen Adern stieg, doch dann fiel ihm ein, wer das sein musste. Das war Zarkahr, DER CORR, und nicht der ehemalige Ministerpräsident der Hölle, den er selbst umgebracht hatte. Der Vampir spürte Widerwillen gegen diesen

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