0914 - Stygias Angriff
Dämon, noch bevor er ihn näher kennengelernt hatte.
Er musste sich selbst daran erinnern, dass er immerhin Fürst der Finsternis war. Ob ich mich je daran gewöhnen werde, das Oberhaupt der Hölle zu sein? Am liebsten würde ich hier in Choquai für den Rest meines ewigen Lebens bleiben und von allen in Ruhe gelassen werden. Aber der Wächter der Schicksalswaage wird sich schon etwas dabei gedacht haben, dass ich an dieser Stelle wirken soll.
Er wusste, er sollte eine Art Gegengewicht zu Asmodis bilden, der nach dem Tod des Zauberers Merlin wiederum dessen Stelle hatte einnehmen sollen. Nun gut, er würde tun, was er konnte, bis er einen Weg gefunden hatte, das lästige Amt wieder los zu werden. Ruhig stieg er über die hohe Schwelle zur Bibliothek - die böse Geister eigentlich hätte abhalten sollen, diesen Raum zu betreten, dachte Fu Long amüsiert - und verneigte sich kurz vor den Gästen.
»Willkommen«, sagte er höflich. Dass die beiden im Grunde seine Untergebenen waren, würde ihn nicht daran hindern, sie so zu behandeln, wie er es mit jedem Besucher in Choquai gewohnt war.
Doch seine Gäste waren ihrerseits offenbar diese Höflichkeit nicht gewohnt. Sie erwiderten den Gruß nicht und sahen aus, als könnten sie nichts damit anfangen. Fu Long kümmerte sich nicht darum. »Liang, sei so freundlich und bringe uns Tee.« Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch und wies auf die beiden Stühle, die davor standen. »Ihr habt mich aufgesucht. Was wünscht ihr?«
Der CORR und der andere Dämon, der sich immer einen halben Schritt hinter Zarkahr hielt, reagierten beide zuerst nicht auf diese Aufforderung. Doch schließlich war es Astaroth, der nach einigen Sekunden verblüfften Schweigens auf einem der beiden kunstvoll geschnitzten Stühle Platz nahm.
»Wir sind gekommen, um über Stygia zu sprechen, Fürst«, begann er, ohne noch einen Blick auf Zarkahr zu werfen. Es schien ihm egal zu sein, was dieser tat.
»Stygia«, wiederholte Fu Long mit hochgezogenen Brauen. »Bevor ihr weitersprecht, solltet ihr wissen, dass ich mich an Intrigen gegen sie nicht beteiligen werde. Ich bin schon unfreiwillig Fürst der Finsternis, ich habe kein wie auch immer geartetes Interesse daran, wer den Thron des Ministerpräsidenten der Hölle einnimmt.«
»Ich habe dir gleich gesagt, dass wir Zeit verschwenden!«, grollte Zarkahr zornig. »Na los. lass uns gehen, Astaroth! Ich hätte überhaupt nicht erst auf dich hören sollen. Was soll dieses Weichei von einem Vampir auch schon ausrichten!« Zarkahr wandte sich zum Gehen, doch Fu Long machte eine kleine Handbewegung und der Dämon blieb wie angewurzelt stehen. Es dauerte einige Sekunden, aber dann war den beiden Dämonen bewusst, dass Fu Long Zarkahr gebannt hatte. Und offenbar war keinem von beiden klar gewesen, dass Fu Long das überhaupt konnte.
DER CORR bemühte sich, sich aus dem Bannspruch zu befreien, aber es wollte ihm nicht gelingen. Astaroth wurde auf seinem Sitz unruhig und warf dem Fürsten der Finsternis schiefe Blicke zu.
»Du solltest auch wissen, dass ich Respektlosigkeit in meinen vier Wänden nicht dulde.« Fu Long hatte seine Stimme kaum erhoben, aber dennoch klang sie hart und hatte etwas an sich, dass Zarkahr und Astaroth offenbar Furcht einjagte. »Die Ministerpräsidentin mag tun, was sie will. Wenn sie etwas plant, um ihre Herrschaft zu festigen, sei ihr das gegönnt - solange es mich und meine Stadt nicht betrifft.«
»Das ist das Problem - jedenfalls meistens, großer Fürst«, beeilte Astaroth sich zu sagen. Es war klar, den Fürsten der Finsternis wollte er sich nicht zum Feind machen. »Jedes Mal, wenn sie in den letzten Jahren so geheimnisvoll getan hat, brütete sie etwas aus, das nicht nur Menschen, sondern auch in vielen Fällen der Hölle geschadet hat. Wir sind nicht einmal sicher, dass die weiße Stadt nicht überhaupt erst in die Hölle gekommen ist, weil sie in ihrem Kampf gegen Lucifuge Rofocale jegliches Maß verloren hat.«
Fu Long starrte Astaroth kurz an, bevor er begriff, dass der Erzdämon einfach nur schamlos übertrieb, um ihn von seiner Meinung zu überzeugen. Die weißen Städte hatten nichts mit Stygia oder ihrem Kampf gegen Lucifuge Rofocale zu tun gehabt, allerdings hatten sie aufgezeigt, dass auch den Mächten der Finsternis offenbar Grenzen gesetzt waren.
Zarkahr wand sich immer noch, um sich aus dem Bannspruch zu befreien - zumindest versuchte er es. Es gelang ihm nicht. Astaroth schien das zu beunruhigen, wie Fu
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