0914 - Stygias Angriff
der Finsternis förmlich in sich aufsaugen zu wollen.
Fu Long wehrte sich zum Erstaunen des Professors und der anderen nicht. Aber er selbst sah keinen Grund dazu. Wenn seine Theorie richtig war - und seine Theorien waren meistens richtig -, dann würde ihm diese Wolke nichts weiter tun.
Sie würde es nicht wagen.
Er blieb still stehen, bis ihn die Wolke komplett eingehüllt hatte. Für einen Moment wunderte sich Fu Long über sich selbst, doch die vollständige Dunkelheit, die ihn eigentlich hätte stören müssen, war kein Hindernis. Er sah - aber er sah anders, als erwartet. Er konnte seine Umgebung durchaus erkennen. Und auch wenn er nicht wusste, um was für einen Dämon oder was für ein Wesen es sich handelte, war es ihm gleichgültig. Er wusste, wer es geschickt hatte. Das reichte aus.
Ich habe dich erwartet, Meister , erklang es in seinem Kopf. Ich weiß, dass sie, meine Herrin, die einzige würdige Herrscherin auf der Welt, dich geschickt hat.
Fu Long schwieg überrascht. Er dachte nach. Ja, das war das fehlende Puzzleteil. Also steckte wirklich Stygia hinter all dem: Dass sie einen Plan schmiedete, um sich bei den Erzdämonen als Ministerpräsidentin LUZIFERs zu profilieren, hatte er dank seines vampirischen Sohnes gewusst. Bestätigt hatte sie es selbst durch das Herbeizitieren sämtlicher Erzdämonen, und dass es kein einfacher Dämonenstreich war, hatten zumindest Astaroth und Zarkahr gefürchtet.
Und die Tatsache, dass sie nicht nur dafür gesorgt hatte, dass ein Dämon Zutritt zu Château Montagne bekommen hatte - durch den Einzigen, der dafür sorgen konnte, nämlich Zamorra selbst. Sie hatte also wirklich nicht nur vorgehabt, Zamorra zu schaden. Stygia hatte sich selbst schadlos halten wollen, daher hatte sie ihn, den Fürsten der Finsternis, dazu benutzt.
Und in diesem Moment ging Fu Long ein Licht auf: Sie war schon zu oft von Zamorra besiegt worden, als dass sie diese Möglichkeit bei diesem Angriff auf den Dämonenjäger nicht in Betracht gezogen hätte. Aber was schadete das - sie hatte mit diesem Plan auch Fu Long in Bedrängnis gebracht.
Der Vampir wusste genau: Wenn er jetzt etwas Falsches sagte oder tat, dann würde das in der Hölle nicht nur einfach seine Position schwächen. Es konnte im schlimmsten Fall seinen Kopf kosten.
Für einen Moment war Fu Long wirklich verwirrt. War das nicht genau, was er wollte? Befreit sein von dieser seltsamen Aufgabe, die so gar nicht zu ihm zu passen schien… Ein Ende seines Lebens. Ein neuer Anfang im ewigen Kreislauf der Wiedergeburt, an die diese Buddhisten zu glauben schienen, deren Lehre Fu Long immer sympathischer wurde…
Doch dann nahm er sich zusammen. Er musste zugeben, die Aufgabe, die ihm das Schicksal - respektive der Wächter der Schicksalswaage - gegeben hatte, war noch nicht ausgereizt. Ich werde sehen, was ich damit noch anfangen kann. Ich kann noch nicht gehen. Ich habe nicht das Gefühl, ich sei schon fertig damit.
»Deine Herrin hat mich also geschickt, sagst du?«, fragte er den Dämon laut. Er würde sich diesem Plan nicht fügen und deshalb mit dem Dämon auch nicht in Gedanken kommunizieren. Stygia sollte sehen, dass es besser war, sich nicht mit ihm anzulegen, dachte er amüsiert. Da will ich ihr doch einmal zeigen, dass sie als Ministerpräsidentin nicht viel taugt. Er bemühte sich, seinen Geist gegen das Dunkelwesen abzuschirmen, so dass es keinen Zugang dazu hatte. Zamorra sollte wissen, dass er hier wieder einmal in die Intrigen der Hölle hineingezogen wurde. Das kann für die Zukunft nicht schaden und wird dazu führen, dass ich vielleicht beim nächsten Zusammentreffen einen Feind weniger habe. »Wer ist deine Herrin, Dämon?«
Die Herrin aller Schmerzen, die Herrscherin über Leben und Tod. Meine Königin. Sie hat mich geschickt, diesen unheiligen Ort des Lichts wieder dem natürlichen Kreislauf zu überantworten.
»Sprich laut zu mir. Ich bin in diesem Hause Gast und werde mit dir nicht so verkehren, dass mein Gastgeber es nicht versteht.« Fu Long hätte gerne Zamorras Gesicht bei diesen Worten gesehen, doch er stand nach wie vor in der Dunkelwolke und konnte nicht einmal die Hand vor Augen erkennen. Doch mit seinem sechsten Sinn, der sehr wohl erkennen konnte, was das Wesen war, spürte er jetzt dessen Verwirrung angesichts seiner Antwort.
»Mit Klängen kommunizieren? Das bin ich nicht gewohnt.«
»Das ist mir gleichgültig. Offensichtlich kannst du es, und so wirst du dich meinem Wunsch beugen, denn
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