0915 - Murcons Vermächtnis
auf der die Wahren Zaphooren, die Unabhängigen Frauen und der Orden der Einäugigen um seinen Besitz kämpften, mit einer Scheibe verlassen hat, die die Techno-Spürer als Fahrzeug benützen. Er wurde gesehen, wie er außen am großen Gasthaus in die Höhe stieg. Er suchte seine Rettung also in’ den höher gelegenen Regionen des Gasthauses. Und nun rate, wer in diesen Regionen ebenfalls zur selben Zeit gesehen wurde!"
„Sag’s mir!" drängte der Tolle Vollei, dessen Interesse offensichtlich erwachte.
„Der humpelnde Tantha. Und was ist des humpelnden Tantha hervorragendste Fähigkeit?"
„Er kann sich verstellen. Er kann im Handumdrehen in die Maske eines anderen schlüpfen."
„Sehr gut! Reichen deine Gedanken noch ein Stück weiter? Bist du etwa bei der Suche nach dem Gastwirt dem humpelnden Tantha begegnet?"
„Ich ...?" stotterte Vollei. „Wo sollte ich ... doch, warte..."
Ein Leuchten ging über sein Gesicht.
„Natürlich!" stieß er hervor. „Narney der Wüstling war niemand anders als der humpelnde Tantha! Ich hätte sofort Verdacht schöpfen sollen, als er sagte, der Lüsterne Onkei hätte ihn gebeten, seinen Platz zu übernehmen!"
„Richtig! Onkei ist inzwischen zurückgekehrt. Er wurde von Tantha überfallen und lag mehrere Stunden lang bewußtlos. Es ist ein halbes Wunder, daß niemand ihn gefaßt hat, während er wehrlos war. Jetzt aber, Vollei, strenge deine Phantasie an! Der Gastwirt sucht nach einem geheimnisvollen Gerät! Wo kann er es finden?"
„Bei den Techno-Spürern", antwortete Vollei.
„Von dorther kommt er. Bei den Techno-Spürern hat er es offenbar nicht gefunden. Denk an den Weg, den er eingeschlagen hat. Und erinnere dich daran, daß der humpelnde Tantha ihn führt. Wohin will er also?"
„In die Tiefe!" murmelte der Tolle Vollei. „Dort kennt Tantha sich aus. Dort liegt der Vorhof der Hölle, und Tantha war mit dem Gastwirt auf dem Weg zum großen Schacht, als wir ihnen in die Quere kamen!"
„Da, sieh an, wie klug du sein kannst!" rief Hajlik voller Freude. „Wir wissen also, wohin wir uns zu wenden haben!"
Der Tolle Vollei dachte eine Zeitlang nach. Dann machte er eine entmutigte Geste.
„Es nützt trotz allem nichts", meinte er. „Ihr Vorsprung ist zu groß."
„Dagegen gibt es zweierlei zu sagen", widersprach ihm Hajlik. „Erstens ist der Vorhof der Hölle ein schwieriges Gelände, in dem keiner so leicht vorwärts kommt. Der Gastwirt und sein Begleiter mögen dort eher ankommen als wir, aber von ihrem Vorsprung ist bis dahin nicht mehr viel übrig. Und zweitens kenne ich einen kürzeren Weg zum Vorhof. Wir brauchen den großen Schacht nur einen Teil der Strecke zu benützen."
Erstaunt sah der Tolle Vollei zu ihr auf.
„Du weißt eine ganze Menge, Mädchen!"
„Das ist richtig", bestätigte Hajlik selbstbewußt. „Wie steht’s? Willst du mit mir kommen und den Gastwirt fangen?"
Vollei sprang auf.
„In einer halben Stunde sind wir unterwegs!" versprach er.
*
Fast zwei Stunden vergingen, während Pankha-Skrin und der humpelnde Tantha durch den langen Schacht in die Tiefe sanken. Mitunter, nicht allzu oft, kamen sie an Einstiegen vorbei, durch die der Loower in kahle Räume und Hallen blickte, die offenbar seit Menschengedenken nicht mehr benützt worden waren. Es fiel ihm auf, was er früher im Land der Blinden bereits bemerkt hatte: An der Oberfläche, in den Gebäuden, die aus der Hülle des Asteroiden wuchsen, war die Bevölkerungsdichte so groß, daß die Zaphooren einander buchstäblich auf die Zehen traten. Hier unten dagegen gab es Tausende von Quadratmetern ungenutzten Raumes. Daß die Zaphooren lieber die qualvolle Enge der Oberfläche ertrugen, als sich in der menschenleeren Tiefe anzusiedeln, mußte mit dem eingefleischten Aberglauben zusammenhängen, der die Bewohner von Murcons Burg glauben machte, daß hier unten das Reich der Geister sei, die sich mit den Menschen nicht vertrugen.
Tantha trat als erster aus der unteren Schachtmündung hinaus. Pankha-Skrin beobachtete ihn, wie er sich vorsichtig nach rechts und links umsah.
„Warst du schon oft hier unten?" fragte der Quellmeister.
„Ein dutzendmal oder so", antwortete Tantha.
„Was führt dich hierher?"
„Die Suche. Ich habe viele Freunde. Auf meinen Wanderungen durch die Burg besuche ich sie. Manchmal treffe ich einen nicht an. Wenn mir aber die Leute, die meinen Freund kennen, sagen, daß sie ihn schon seit Wochen oder Monaten nicht mehr gesehen haben, dann liegt
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