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0915 - Murcons Vermächtnis

Titel: 0915 - Murcons Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Vorbereitungen. Die Verhandlung auf der Ebene konnte warten. Für ihn war wichtig, daß er seine neue Unterkunft in eine Festung verwandelte, die von den unverfrorenen Gästen nicht gestürmt werden konnte. Erst als er das bewirkt hatte, brach er zur Ebene auf.
     
    5.
     
    Einen ganzen Tag lang brütete der Tolle Vollei in seiner kleinen Wohnung. Er ließ sich nicht in der Öffentlichkeit sehen und wies alle Besucher ab. Erst als die Zeit der Ruhe bereits angebrochen war und er erwarten durfte, die Gänge draußen verlassen zu finden, huschte er zur nächsten Versorgungsstelle, um sich etwas zu essen und ein paar Getränke zu besorgen. Als er in seine Wohnung zurückkehrte, saß Hajlik in dem Sessel, in dem er den ganzen Tag brütend und grollend zugebracht hatte.
    „Was hast du hier verloren?" fuhr er sie an.
    Hajlik war eine junge Frau von beeindruckendem Äußeren. Mit voll entwickelten Formen und einem leichten, kaum wahrnehmbaren Hang zur Fülle entsprach sie fast zur Gänze dem Schönheitsideal der Freidenker. Das einzige, was ihr zur Vollkommenheit fehlte, war die Form des Mundes. Hajlik hatte einen breiten Mund, während das Ideal ein kleines Mündchen mit aufgestülpten Lippen verlangte.
    Volleis Zorn prallte wirkungslos an der jungen Frau ab. Sie lächelte.
    „Mir scheint, daß du ein wenig Zuspruch brauchst", sagte sie. „Ich bin hier, um dich zu trösten."
    „Ich brauche weder Trost noch Zuspruch", grollte der Tolle Vollei. „Scher dich zum Teufel!"
    „Der Teufel ist dort draußen", antwortete Hajlik und deutete zur Tür. „Er sitzt in den Köpfen der Menschen und veranlaßt sie, gering von dir zu denken und dich zu verspotten. Soll ich das auch tun?"
    „Wen kümmert’s?" knurrte der Tolle Vollei.
    „Mich", antwortete Hajlik und stand auf. „Du hast mich zwar genauso schäbig behandelt wie deine anderen Liebhaberinnen: angeschmachtet, mir den Kopf verdreht und mich dann weggeworfen -aber es ist etwas in mir haftengeblieben, ein kleiner Funke, ein winziges Licht der Zuneigung, verstehst du? Und deswegen schmerzt es mich, zu sehen, wie du dich zugrunde richtest."
    Soviel standhafter Aufrichtigkeit war der Tolle Vollei nicht gewachsen. Er ließ sich ächzend in einen Stuhl sinken und schob die Vorräte, die er mitgebracht hatte, auf die Tischplatte.
    „Hast du Hunger? Durst.’" fragte er müde. „Iß und trink!"
    „Halte dich nur an deinen eigenen Rat!" forderte Hajlik ihn auf. „Du brauchst alle Kraft, die du dir verschaffen kannst."
    Vollei sah verwundert auf.
    „Wofür?" fragte er.
    „Weißt du nicht, was du als nächstes tun mußt?"
    „Nein -was?"
    „Du mußt den Gastwirt einfangen!"
    Der Tolle Vollei lachte bitter.
    „Wie stellst du dir das vor?"
    „Das weiß ich noch nicht so genau", antwortete Hajlik ohne Zögern. „Was ich mir aber recht deutlich ausmalen kann, ist, wie es dir ergehen wird, wenn du die Spötter dort draußen nicht zum Schweigen bringst. Der Gram hat bereits an dir zu zehren begonnen. Wenn du nichts unternimmst, kannst du dich in der Öffentlichkeit nicht mehr sehen lassen. Du wirst dich zu Tode grämen, und zwar in kurzer Zeit!"
    Hajlik sprach in beschwörendem Tonfall. Sie sprach lange und ohne sich ein einziges Mal von Vollei unterbrechen zu lassen. Als sie endete, hatte der Tolle Vollei den Kopf in die Hände gestützt und starrte bitter vor sich hin.
    „Es ist soviel Zeit vergangen", beklagte er sich. „Wie soll ich jetzt noch die Spur des Gastwirts finden?"
    „Ich habe mich umgehört", antwortete Hajlik. „Ich glaube, ich weiß, wie wir vorgehen müssen."
    „Wir?" fragte Vollei verwirrt.
    „Ja, wir! Du glaubst doch nicht, daß ich dich alleine gehen lassen würde, oder? Ich war den ganzen Tag unterwegs. Du weißt, Frauen fällt das leichter. Uns nimmt man nicht so ernst, es sei denn, wir gehörten einer der Frauenbruderschaften an. Ich bekam Auskünfte von Leuten, zu denen einer von euch Männern nicht einmal sprechen dürfte. Ich weiß, daß der Gastwirt sich eine Zeitlang bei den Unabhängigen Frauen aufgehalten hat. Der Schiefäugigen Salsaparü hat er erklärt, er sei in Wirklichkeit gar kein Gastwirt, sondern von den Robotern der Techno-Spürer hierherverschleppt worden. Er sprach auch von einem geheimnisvollen Gerät, das’er zu suchen beabsichtigte."
    „Was nützt uns das alles?" fragte der Tolle Vollei gramvoll.
    „Warte nur - das ist noch nicht alles!" sprach Hajlik ihm zu. „Jemand hat gesehen, wie der Gastwirt die große Plattform,

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