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0916 - Feuerengel

0916 - Feuerengel

Titel: 0916 - Feuerengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Nutte? Betty war Krankenschwester gewesen. Oder hatte sie etwa auf zwei Hochzeiten getanzt?
    Das wollte mir nicht in den Sinn. Zudem hatte es keinen Zweck, wenn ich mir den Kopf darüber zerbrach. Die Erklärung würde mir sicherlich geliefert werden, und ich drehte mich langsam um die eigene Achse, schaute aber nicht mehr auf das Grab, sondern nur zur linken Seite hin, weil sich dort etwas bewegt hatte.
    Tatsächlich hatte die Frau hinter dem Gebüsch gewartet, und sie trat nun durch die Lücke hervor, die sie sich geschaffen hatte. Ich hatte sie noch nie gesehen. Sie war groß, ihr Haar war kurz, lockig und zeigte eine dunkle Farbe. Die Haut kam mir sehr hell vor, und die ungeschminkten Lippen zitterten. Sie trug Jeans, ein weißes T-Shirt und darüber eine dreiviertellange, rötliche Jacke mit aufgesetzten Taschen.
    »Wieso Nutte?« fragte ich.
    Die Unbekannte verzog das Gesicht. »Sie stehen doch am Grab dieser Connaro.«
    »Das stimmt.«
    - »Dann trauern Sie auch um sie, nicht?«
    »Warum?«
    »Mein Mann hat es wohl getan.«
    Ich hob die Augenbrauen. »Ihr Mann? Sorry, aber davon weiß ich leider nichts.«
    »Ist auch egal.«
    »Darf ich denn den Namen Ihres Mannes erfahren, Madam?«
    »Dürfen Sie. Er heißt Lino Davenport. Er hat diese Person immer gern besucht.«
    Ach du lieber mein Vater, dachte ich. Auch das noch. Vor mir stand die Frau des Verbrannten, aber ich wollte es genau wissen. »Dann sind Sie…«
    »Ja, ich bin Camilla Davenport, die liebende Gattin dieses verfluchten Fremdgängers.«
    »Das ist ein Ding.«
    »Wieso?«
    Ich hatte beschlossen, ihr nichts vom Tod des Mannes zu sagen, sondern kam wieder auf das eigentliche Thema zu sprechen. »Und diese Betty hier war ein Callgirl?«
    »In der Tat. Leila hieß sie mit Vornamen.« Sie lachte. »Ist ja passend.«
    »Komisch«, sagte ich.
    »Was ist komisch?«
    »Daß Sie eine Person besuchen, zu der Ihr Mann regelmäßig ging.«
    »Da haben Sie recht.«
    »Und warum taten Sie es?«
    »Weil mein lieber Mann sie besuchte, als sie schon tot war. Oder nur so tat.«
    »Moment mal, das ist etwas hoch für mich. Er besuchte eine Tote hier an ihrem Grab?«
    »Nein, in Ihrem Haus.«
    »Aha.«
    »Sie begreifen nichts, Mister.«.
    »Da haben Sie recht.«
    »Dann frage ich mich, weshalb Sie hier überhaupt stehen und auf das Grab dieser Hure starren?«
    Ich verzog den Mund. »Ehrlich gesagt, Mrs. Davenport, das frage ich mich jetzt auch.«
    Sie kam näher. »Es hörte sich an, als stünden Sie der Person neutral gegenüber.«
    »Wenn Sie mich als Kunden dieser Leila ansehen, so sind Sie auf dem Holzweg. Ich war nie bei ihr.«
    »Trotzdem stehen Sie an Ihrem Grab und schauen es sich an wie ein armer Sünder.«
    »Korrekt.«
    »Warum?«
    »Aus dienstlichem Interesse.«
    »Oh, wie kommt diese Person zu der Ehre? Sind Sie Polizist?«
    »Erraten.«
    Jetzt war die Frau überrascht und wußte im ersten Moment nicht, was sie sagen sollte. »Bitte…?«
    »Wollen Sie meinen Ausweis sehen?«
    »Es wäre besser.«
    Ich zeigte ihn ihr, und die Frau schaute ihn sich auch ziemlich genau an.
    »Nun?«
    »Es stimmt wohl.« Sie gab mir den Ausweis zurück, und ich sah, wie ihre Hand dabei zitterte.
    »Dann haben wir beide wohl aneinander vorbeigeredet.«
    »Das ist durchaus möglich, deshalb sollten wir die gegenseitigen Vorurteile aufgeben und vernünftig miteinander sprechen.«
    »Ja, das denke ich auch«, murmelte sie und schaute sich dabei um. »Aber hier am Grab?«
    »Haben Sie einen besseren Vorschlag?«
    »Ich kenne in der Nähe eine Bank. Dort können wir uns setzen. Das wäre mir lieber.«
    »Einverstanden.« Ich ließ Camilla Davenport vorgehen. Ich kam mir zwar fast wie ein Schuft vor, weil ich ihr den Tod ihres Mannes verschwiegen hatte, aber in dieser Lage war es nicht gut, wenn ich sie damit belastete. Sie wußte einiges und würde es mir unbelastet eher berichten.
    Sie kannte sich tatsächlich aus. Wahrscheinlich ging sie den Weg nicht zum erstenmal, und die Bank war bald gefunden. Sie zeigte einen grünen Anstrich, fiel kaum auf und war von vier Seiten durch Hecken abgeschirmt. Zudem stand sie zwischen zwei Wasserbecken, in denen eine trübe Brühe schwamm. Auf der Oberfläche schaukelten noch einige Blätter.
    Wir ließen uns nieder.
    Es war still. Der Trauerzug hatte sich in eine andere Richtung bewegt, und es kamen auch keine fremden Besucher vorbei. Ein typischer Friedhofsgeruch umgab uns. Ich konnte ihn selbst nicht richtig beschreiben, aber er war eben

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